Auch am Max-Eyth-See waren Respektlotsen bereits im Einsatz. Foto: Uli Nagel

Im Oktober waren erstmals so genannte Respektlotsen am Max-Eyth-See im Einsatz und haben dort mit den Menschen gesprochen.

Hofen - Mancher Bezirksbeirat hat sich gewundert, als er in der letzten Sitzung bereits Einsatzberichte erhielt von so genannten Respektlotsen, die am 2. und 10. Oktober am Max-Eyth-See unterwegs waren. Auf Nachfrage aus dem Gremium erklärte Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann, dass diese Respektlotsen nicht von der Mobilen Jugendarbeit eingesetzt seien, sondern vom Referat für Sicherheit und Ordnung. Der Stadtsprecher Martin Thronberens erklärt zum Projekt, dass es ein gemeinsames Vorhaben der Abteilung Kommunale Kriminalprävention sei, angesiedelt beim Ordnungsbürgermeister und der Abteilung Integrationspolitik des Sozialreferats. Starten sollte das Projekt im Frühjahr 2020. Die Idee stammt aus dem vergangenen Jahr, als es im Inselbad Untertürkheim zu Auseinandersetzungen gekommen war. Damals hatten rund 50 Badegäste randaliert, nachdem Jugendliche den Anweisungen des Personals nicht folgen wollten. Infolge der Corona-Krise wurde der Start aber verschoben werden. „Doch aufgrund der Krawallnacht im Juni in der City sahen alle dringenden Handlungsbedarf, für einen respektvollen Umgang in der Stadt zu werben, so Thronberens.

Das Projekt, das im August begann, geht noch bis Juli 2021. Partner sind das European Forum for Urban Security, das Gemeinschaftserlebnis Sport, der Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart, die Bäderbetriebe und die Jugendhausgesellschaft. Bisher gibt es 17 Respektlotsen. „Am 9. August waren sie im Inselbad erstmals im Einsatz“, sagt Ayse Özbabacan von der Abteilung Integration. Nach der Krawallnacht sei es wichtig gewesen, diese Einsätze zu machen.

Die Respektlotsen sind meist junge Frauen und Männer zwischen 18 und 30 Jahren. Sie tragen blaue T-Shirts und Kappen, haben Abitur, einen Studienabschluss oder ein Freiwilliges Soziales Jahr hinter sich, sind in Stuttgart aufgewachsen – mit und ohne Migrationshintergrund. Sie reden mit Jugendlichen über Respekt und motivieren sie für Freizeitangebote in der Stadt. Die Gruppe wird professionell gecoacht im Konfliktmanagement. Kevin Gurka vom Sozialreferat berichtet, wie die Arbeit mit den Respektlotsen begann: „Wir haben uns im Jugendhaus Cann getroffen zum Coaching.“ Ein Polizist von der Kriminalprävention habe die Respektlotsen über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt. Dann gab es noch eine Schulung zum Thema Gewaltprävention. „Es geht darum, einen Impuls zu geben, aber nicht eine Situation zu schaffen, in der sich der andere kontrolliert fühlt“, sagt Gurka.

Die Respektlotsen hören zu und haben oft einen anderen Zugang zu den Menschen, hat Gurka festgestellt. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen und Altersstufen, sind aber gemeinsam unterwegs, um den Menschen zuzuhören, mit ihnen zu sprechen und sie auf ihre Weise auf die Regeln aufmerksam zu machen, die beispielsweise rund um den Max-Eyth-See herrschen.

In den schriftlichen Berichten teilen sie mit, dass die Rückmeldung vieler Jugendlicher am See gewesen sei, dass sie sich Respekt wünschten und nach der Krawallnacht zunehmend stigmatisiert würden. Auch von jungen Familien und älteren Passanten sei das Projekt sehr gut aufgenommen worden. Was die Menschen gefreut habe, sei der respektvolle Umgang gewesen, dass ihnen jemand zuhörte und respektvoll begegnete, ohne eine Diskussion zu führen. Die Müllentsorgung beschäftigte die Leute. So gab es den Wunsch nach mehr Mülleimern und mehr Personal der AWS. Die Respektlotsen waren unterwegs, hatten aber auch einen Stand. Beim zweiten Einsatz waren neben dem herumliegenden Müll im Park, das Fischsterben im Sommer und der mangelnde Respekt gegenüber Jugendlichen Thema. Auch ältere Menschen hätten berichtet, dass der respektvolle Umgang in der Gesellschaft abgenommen habe. Die Lotsen hätten positive Rückmeldungen über ihre Arbeit und das Projekt erhalten.

Die 17 Respektlotsen hatten bisher 9 Einsätze. Sie waren im Inselbad Untertürkheim, im Höhenfreibad Killesberg, am Schlossplatz am „Tag der Zivilcourage“, am Marienplatz und am Max-Eyth-See. Weitere Orte sind geplant.

Wer Respektlotse werden möchte, wendet sich an das Sozialreferat, Kevin Gurka, E-Mail: kevin.gurka@stuttgart.de, Telefon 216-80397.