Nach dem Sieg der Kroaten gegen Brasilien gab es auch in der Stuttgarter City kein Halten mehr. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Die Theo hat sich einmal mehr in eine Fanmeile verwandelt: In den Bars, wo live zu erleben war, wie Kroatien Brasilien im Viertelfinale der Fußball-WM besiegte, wurde drinnen und draußen gefeiert.

„Boschi“ fehlen fast die Worte. „Ich glaube, alle hier, vor allem die Älteren haben Pippi in den Augen!“, sagt der „Cannstatter Jung’“ mit den kroatischen Wurzeln. Gerade hat er einen veritablen Fußball-Krimi erlebt: Kroatien hat das so hoch favorisierte Brasilien besiegt, nach Elfmeterschießen. Das Land an der Adriaküste ist nun im Halbfinale. Dabei lag die Seleção in den ersten 15 Minuten der Verlängerung 1:0 in Führung, dank Neymar. Aber dann traf Bruno Petković in den zweiten 15 Minuten in den Kasten. Boschi lacht: „Wie Kroatien das dann wieder gezaubert hat, unfassbar!“ Und sein Freund Sascha, der eigens aus einem Städtchen nahe Zagreb angereist ist, schwärmt: „Gefühle, die man nicht beschreiben kann!“

So scheint es allen auf der „Fanmeile“ der Theodor-Heuss-Straße zu ergehen, wo in mehreren Bars das WM-Spiel live übertragen wurde – und sich auch Polizistinnen und Polizisten eingefunden haben, um das Getümmel beobachten. Da liegen sich viele in den Armen, gewickelt in rot-weiße Fahnen, manche mit entsprechenden Stirnbändern. Nicht nur Fußballadepten mit kroatischen Vorfahren: „Ich komme hierher, weil die Stimmung super ist“, meint ein „Urstuttgarter“. Sein Kumpel nickt, zeigt auf die Freudetrunkenen. Viele tanzen, hüpfen, stoßen an, singen kroatische Lieder.

Schon beim 1:1 werden kroatische Lieder angestimmt

Schon beim 1:1 wurde unter anderem „Moja Domovina“, also „Meine Heimat“, angestimmt, jeder Spieler lautstark angefeuert, etwa mit „Luka, Luka“ Modric der Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft. Und freilich – „Mann oh Mann“ – mitgelitten bei jedem Fehlpass, – „eiiii“ – gekreischt, wenn die Brasilianer Kroatiens Torhüter Dominik Livaković forderten, gebetet bei jedem Angriff. „Ich wusste nicht, dass Fußballschauen so energieraubend ist“, sagt Stanko und seine Freundin Madlen meint, dass es jetzt wohl auf einen Autokorso gehe.

Manche haben nicht damit gerechnet, dass das Spiel so wunderbar ausgeht. „Aber gehofft – natürlich ist Brasilien auch super, daher wird es schwer. Aber wir Kroaten geben nicht auf und die Hoffnung stirbt zuletzt – was 2018 nicht geklappt hat, klappt jetzt“, so Eileen Vincek glücklich. Sie ist aus Geislingen, der „Stadt der kroatischen Community“ zur Theo gekommen. „Ich habe gewusst, dass es klappt“, meint Leo Novak, seine Fahne enger um die Schulter wickelnd. Nun will er den Sieg im Club mit Freunden feiern. Auch Kristina Peric will es geahnt haben. „Weil ich an Gott glaube – und weil unsere Jungs von Anfang an super mitgehalten haben, viel besser strukturiert waren. Wir sind super happy.“