Die Straßen vor dem Polizeirevier in Rambouillet, wo eine Frau von einem Islamisten getötet wurde, sind großräumig abgesperrt. Foto: AFP/BERTRAND GUAY

Eine Polizeimitarbeiterin wird von einem Islamisten in der Nähe von Paris ermordet, nun sollen die Sicherheitsgesetze weiter verschärft werden

Paris - Frankreich steht unter Schock. Nach dem mutmaßlich terroristischen Angriff auf eine Polizeimitarbeiterin hat Staatschef Emmanuel Macron der Familie seinen Beistand und die volle Solidarität des Landes zugesagt. Ein aus Tunesien stammender Mann hatte die 49-jährige Frau in der Polizeidienststelle von Rambouillet südwestlich von Paris am Freitag brutal ermordet. Die Frau wurde ersten Erkenntnissen nach von dem Mann hinterrücks angegriffen. Medien zufolge soll ihr die Kehle durchgeschnitten worden sein. Sie starb noch am Tatort. Der Angreifer wurde an Ort und Stelle von der Polizei getötet. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt.

Gegenseitige Vorwürfe machen die Runde

Die Schockstarre der meisten Politiker war allerdings nur von kurzer Dauer. Vor allem die Vertreter des extremen rechten Lagers überhäufen die Regierung und den Präsidenten mit massiven Vorwürfen. Marine Le Pen, Chefin des Rassemblement National, wirft Macron vor, in Sicherheitsfragen zu nachsichtig zu agieren. Seit der brutalen Enthauptung des Lehrers Samuel Paty durch einen Islamisten im vergangenen Oktober sei nichts passiert, um solche Taten zu verhindern. Und natürlich wirbt Le Pen wieder für einen Einwanderungsstopp nach Frankreich, der solche Taten verhindern könne.

Die Regierung erklärt im Gegenzug, dass die Sicherheitsgesetze in den vergangenen Jahren immer wieder verschärft worden sind. Und Innenminister Gérald Darmanin verweist auf eine für Mittwoch geplante Sitzung des Ministerrates, wo die Schrauben noch einmal angezogen werden sollen. So soll etwa die Suche in den sozialen Netzwerken nach möglichen Terroristen verstärkt werden, Verdächtige sollen besser überwacht werden können und die Schließung von Moscheen, in denen radikale Predigten verbreiten werden, soll einfacher werden.

Die Ermittler suchen nach Hinweisen

Während sich die Verantwortlichen in der Politik über die Folgen des Terrorangriffs von Rambouillet streiten, versuchen die Ermittler vor Ort, die einzelnen Teile eines großen Puzzles zusammenzufügen. Sie bekommen dabei ein im Grunde sehr deutliches Bild des Täters – aber es gibt keine klaren Antworten auf die Frage, weshalb der Mann die Tat begangen hat oder wie sie hätte verhindert werden können.

Der 36-Jährige ist 2009 illegal aus Tunesien nach Frankreich gekommen. Er ist zu keinem Zeitpunkt aufgefallen, hat immer gearbeitet und war als Fahrer in einer Spedition angestellt. Im Jahr 2015, als eine Reihe von islamistischen Anschlägen das Land erschütterte, hinterlegte er das Foto auf seinem Facebook-Profil wie viele andere Leute auch mit einer Frankreich-Flagge. Der Mann wohnte bei seinem Vater und war nach den Worten der Nachbarn ein ruhiger und unauffälliger Mensch.

Erste Anzeichen einer Radikalisierung

Erste Anzeichen einer möglichen Radikalisierung zeigten sich nach dem Mord an dem Lehrer Samuel Paty, als er in Kommentaren auf Facebook zur Verteidigung des Propheten Mohammed aufrief. Nach Erkenntnissen der Polizei hatte der Mann zuletzt massive psychische Probleme. In diesen Wochen war er noch in Tunesien im Urlaub, in dem ihn Freund sehr deprimiert und verschlossen erlebt hatten. Offensichtlich plante er, zurück in die Heimat zu gehen.

Die Ermittler versuchen nun ihre Schlüsse aus diesen Informationen zu ziehen. Präsident Macron twitterte unterdessen, dass der Staat weiter gegen den islamistischen Terrorismus vorgehen werde. Innenminister Gérald Darmanin teilte ebenfalls via Twitter mit, er habe den verstärkten Schutz von Polizeikommissariaten und Kasernen der Gendarmerie angeordnet.