Einen großen Riss projizierten Atomkraftgegner auf die Reaktorkuppel von Neckarwestheim II. Foto: Ausgestrahlt

Neckarwestheim II ist das einzige AKW im Land, das noch Strom produziert. Doch Atomkraftgegner sorgen sich wegen Rissen, die in einigen Heizrohren entstanden sind. In der Nacht machten sie darauf mit einer Lichtshow aufmerksam. Die EnBW weist die Vorwürfe zurück.

Neckarwestheim - Atomkraftgegner haben in der Nacht zum Mittwoch einen gewaltigen Riss auf die Kuppel des Atomkraftwerks Neckarwestheim II projiziert. Mit ihrer Lichtshow forderten die Aktivisten, den „Riss-Reaktor abzuschalten, bevor es kracht“, wie es in ihrer Pressemitteilung heißt. Der Betreiber EnBW weist die Vorwürfe zurück.

Die Umweltschützer und Atomkraftgegner hatten bereits beim baden-württembergischen Umweltministerium einen Antrag auf Austausch von Bauteilen des Kraftwerks gestellt. Heizrohre seien durch Risse unwiederbringlich geschädigt, teilten die Organisationen mit, darunter der BUND Baden-Württemberg.

Jetzt erklärten die Atomkraftgegner – darunter Sylvia Pilarsky-Grosch, die Landesgeschäftsführerin des BUND Baden-Württemberg – in einem gemeinsamen Pressestatement: „Die erneuten Rissfunde belegen, dass das AKW Neckarwestheim II so nicht sicher betrieben werden kann. Die Dampferzeuger sind irreparabel vorgeschädigt, deshalb kann nichts mehr das Risswachstum stoppen.“

Für die jährliche Revision vom Netz

Block II des Atomkraftwerks Neckarwestheim ist derzeit für die jährlichen Revisionsarbeiten vom Netz genommen. Damit produziert vorübergehend auch der letzte verbliebene Atommeiler in Baden-Württemberg keinen Strom. Geplant ist, dass die Auszeit für Überprüfungen und Instandhaltungen bis etwa Mitte Juli andauert.

„Aufgrund der sensiblen Instrumentierung im laufenden Betrieb bestand jedoch bereits vor der Revision Klarheit darüber, dass alle Heizrohre der vier Dampferzeuger dicht sind. Undichtigkeiten in den Heizrohren gibt es dementsprechend nicht, und es hat sie auch in den vergangenen Jahren nicht gegeben“, heißt es seitens des Unternehmens. Die Revision des Kraftwerks wird vom Umweltministerium beaufsichtigt. Dieses hatte nach der letzten Revision 2019 von 191 Rohren mit “sicherheitstechnisch relevanten rissartigen Wanddickenschwächungen“ berichtet.

Solange das Umweltministerium noch kein abschließendes Gutachten erstellt habe, werde die EnBW „keine Zwischenergebnisse kommunizieren“, erklärte die Pressestelle des Unternehmens auf eine Anfrage unserer Zeitung.

EnBW: Heizrohre sind dicht

Die Heizrohre seien dicht, versichert die EnBW. Für die Heizrohre, an denen bei der Überprüfung eine „relevante Schwächung der Wanddicke“ festgestellt wurde, gebe es ein „mit Aufsichtsbehörde und Behörden-Gutachter abgestimmtes, qualifiziertes Instandhaltungskonzept“, heißt es von Seiten des Unternehmens weiter. „Es steht damit außer Frage, dass die Anlage stets sicher betrieben wurde und dass dies auch nach Abschluss der aktuellen Revision der Fall sein wird.“

Block II in Neckarwestheim produziert als letzter Atommeiler in Baden-Württemberg noch Strom. Er soll spätestens Ende 2022 abgeschaltet werden.