Das Gemeinschaftsatelier von Gez Zirkelbach und Andreas Heinrich Adler in Schorndorf-Haubersbronn wurde von der Wieslauf überflutet. Zum Ateliertag haben sie ihre neuen Räume in der Wiesenstraße 33 präsentiert.
Zum Ateliertag 2024 hatten Gez Zirkelbach und Andreas Heinrich Adler noch in die Wieslauftalstraße in Schorndorf-Haubersbronn geladen. Am Sonntag hing dort ein Schild an der Tür mit dem Hinweis auf die neue Adresse. „Die Namen der Straßen sind sich ähnlich, der eine oder andere könnte versehentlich dort landen“, sagt Andreas Heinrich Adler. Nachdem ihr altes Gemeinschaftsatelier im vergangenen Juni von der Wieslauf überflutet worden war, haben die beiden Künstler die Gäste beim fünften Ateliertag am Sonntag, veranstaltet vom Kunstverein Schorndorf, in ihren neuen Räume in der Wiesenstraße 33 empfangen, die sie erst vor einem Monat bezogen haben.
Neun Monate ohne Bleibe
„Wir wollten eigentlich in Haubersbronn bleiben“, sagt Gez Zirkelbach. Die Sanierung des Gebäudes habe sich jedoch zu lange hingezogen. Neun Monate waren sie ohne eine Bleibe – und ohne Raum für kreative Beschäftigung. Es sei eine schwierige Zeit gewesen, sagen sie unisono. Doch nun haben Andreas Heinrich Adler und Gez Zirkelbach eine neue Schaffensheimat gefunden, und zwar in dem Gebäude in der Schorndorfer Wiesenstraße, in dem einst die Küchenmaschinenfirma Jupiter residierte. Denn die Ateliergemeinschaft, die seit 39 Jahren existiert und schon diverse Umzüge hinter sich gebracht hat, haben die Wassermassen der Wieslauf nicht trennen können.
Der edle Mahagoniboden, den die letzten Mieter, ein aufstrebendes 3-D-Druckerunternehmen, verlegen ließen, ist unter großen Sperrholzplatten verschwunden. „Das Holz wäre binnen kürzester Zeit ruiniert gewesen“, sagt Andreas Heinrich Adler mit einem Grinsen. Stellwände, die zur Lagerung der Bilder dienen, stehen schon. Und eine neue Kaffeemaschine für den Ateliertag haben sie auch gekauft. Damit die Gäste etwas zu sehen bekamen, hat Adler schon einiges aufgehängt und auch Zirkelbach hat Bilder aus den diversen Lagerhallen herbeigeschafft, in denen er sie nach der verheerenden Flut untergestellt hatte.
Genauso viel Patz wie vorher
Mit 180 Quadratmetern haben sie genauso viel Platz wie in ihrem Atelier in Haubersbronn, in dem sie zehn Jahre lang residierten. „Ich fühle mich hier wohl und sicher“, sagt Gez Zirkelbach. Obschon die Wieslauf auch hier nur ein paar hundert Meter entfernt fließt. „Aber wir sind immerhin im Hochparterre.“ Mit Schrecken erinnert sich der „Bildermacher“ an drei Lkw-Ladungen von unrettbar zerstörten Werken, die er und sein Künstlerkollege nach der verheerenden Flut entsorgen mussten. „Die eigene Kunst wegzuwerfen, tut in der Seele weh“, sagt Zirkelbach. Viele Bilder und Zeichnungen hätten sie erst gar nicht wiedergefunden. Sie seien sei von der Flut weggespült worden. Und zahlreiche seiner papiernen Werke lagerten derzeit in Kühltruhen bei minus 18 Grad, um Schimmelbildung zu verhindern, bis sie einem aufwendigen Prozess getrocknet werden. Zum Glück, so Gez Zirkelbach, stehe ihm ein erprobtes Reinigungsteam zur Seite.
Die Kunstwerke, die sie beschädigt retten konnten, werden nun sukzessive aufbereitet. Aus dem Alten wollen sie etwas Neues entstehen lassen. So mancher Wasserschaden soll künstlerisch verarbeitet werden – um damit auch die psychischen Folgen der Schreckensnacht vom 2. auf den 3. Juni 2024 zu bewältigen. Denn der Schock über die Geschehnisse, so erzählen beide, sei erst Monate nach der Schreckensnacht so richtig ans Licht gekommen.
Vom Hochwasser betroffen
Auch eine Ausstellung wird es geben. „WASSER.FARBEN.SCHLAMM“, Kunst mit und nach der Flut der vom Hochwasser betroffenen Künstler Adler, Ehrlich, Koller, Zirkelbach“ wird vom 20. Juni bis 6. Juli in der vereinseigenen Galerie KV67 in der Vorstadtstraße 61-67 zu sehen sein.
Am Sonntag haben zehn Ateliers ihre Türen geöffnet und insgesamt 19 Kunstschaffende des Kunstvereins Schorndorf haben sich dort präsentiert – mit Einblicken in ihre künstlerische Arbeit, in Gesprächen, Begegnungen und natürlich mit Kunst zum Gucken und Kaufen. Die Resonanz sei gut gewesen, sagt Hardy Langer vom Vereinsvorstand. „Bei uns im Hammerschlag 8 war ein ständiges Kommen und Gehen.“ Und viele Besucherinnen und Besucher fanden auch den Weg ins neue Gemeinschaftsatelier von Adler und Zirkelbach in der Wiesenstraße 33, wo noch längst nicht alles fertig ist, aber es dennoch schon viel zu sehen gibt.