Seine Schützlinge haben einen Knochenpanzer, kleine Knopfaugen und leben unter der Erde – Arnaud Desbiez kämpft um in Brasilien um das Überleben der Gürteltiere. Woher kommt die Leidenschaft des Franzosen für eines der ältesten Säugetiere der Welt?
„Mein Ziel ist es, danke zu sagen“, sagt Arnaud Desbiez und strahlt. Mit ansteckendem Lächeln steht der bescheiden wirkende gebürtige Franzose vor zahlreichen Mitarbeitern der Wilhelma. Seit Jahren kämpft der Wissenschaftler für eine Tierart, die sehr bedroht ist und jetzt in Deutschland „Zootier des Jahres ist“, die Riesengürteltiere mit wissenschaftlichem Namen Priodontes maximus. Der engagierte Artenschützer, der 2015 den renommierten internationalen Naturschutzpreis Whitley Award in London erhielt, hat in der Wilhelma-Schule von seiner Arbeit berichtet. Die Wilhelma und insbesondere der Förderverein unterstützen seit 2019 die Projekte des 50-Jährigen in Brasilien.
Riesengürteltiere auf der Liste der bedrohten Tierarten
Was treibt ihn an, sich für eine der ältesten Säugetierarten der Welt, zu engagieren? Der Naturschützer und Wissenschaftler, der in Biodiversitätsmanagement promoviert hat und seit 2002 im brasilianischen Compo Grande im Bundesstaat Mato Grosso do Sul lebt, kümmert sich seit vielen Jahren um Riesengürteltiere, die auf der Liste bedrohte Tierarten der IUCN stehen.
Die urigen Tiere haben 60 Millionen Jahre Erdgeschichte überdauert. Ihr Lebensraum wird durch menschliche Eingriffe zerstört, wie Desbiez in Fotos und Filmen zeigt. Bei ihm sprang der Funke über, als er erstmals das nachtaktive Tier beobachten und fotografieren konnte. Kein Wunder, dass das ein besonderer Moment war, denn die Tiere schlafen 18 Stunden am Tag und leben die meiste Zeit unter der Erde. Doch dort übernehmen sie in der Natur eine wichtige Funktion: Sie bauen mit ihren kräftigen Krallen Höhlen, die Schutz vor extremen Temperaturen oder Raubtieren bieten. „Die können sogar fünf Meter tief sein“, sagt der Wissenschaftler. So schaffen sie neue Lebensräume für andere Arten, helfen damit bis zu 100 verschiedenen Arten von Wirbeltieren, Vögeln, Reptilien und Säugetieren. „Im Durchschnitt gräbt ein Riesengürteltier alle drei Nächte einen Bau“, erzählt der Forscher.
Bedeutende Aufgabe im Ökosystem Brasiliens
Diese bedeutende Aufgabe der Gürteltiere für das Ökosystem Brasiliens hat der Forscher mit Kamerafallen vor den Bauten untersucht. „Es ist so ein großes Tier und sieht unglaublich aus“, erinnert sich Despiez an die erste Begegnung mit einem Gürteltier 2010. „Der Moment hat mein ganzes Leben verändert“, erzählt er. Seitdem forschen er und sein Team über die Tiere. Große Unterstützung erhielt er auch 2015 durch den Whitley Award. Der „Oscar“-Preis für den Einsatz für Biodiversität und Naturschutz, ermöglichte es Desbiez, die Arbeit im Pantanal, dem größten zusammenhängenden Feuchtgebiet der Welt, auf die Region des Cerrado auszuweiten. 2016 gründete er die nicht staatliche Instituto de Conservacao de Animais Silvestres, eine gemeinnützige Organisation zum Erhalt wilder Tiere, die Naturschutzprojekte unterstützt und die Artenvielfalt in Brasilien fördert.
Dort ist er auf vielen Ebenen aktiv, spricht mit der Regierung, aber auch mit der Bevölkerung. „Ziel ist die friedliche Koexistenz von Mensch und Tier.“ So finden sie Lösungen für die Probleme von Imkern, deren Bienenstöcke von den Insekten fressenden Riesengürteltieren zerstört werden. Mit Aufklärung, Tipps und Hilfen sollen die Imker dafür gewonnen werden, die Tiere zu schützen und sie sollen trotzdem Honig produzieren können. Mit Hilfsgeld konnte nun ein Truck für Transporte von Lebendfallen angeschafft werden.
Feuerbrigaden werden ausgebildet
Aber auch die Prävention von Bränden konnte mit Spenden verbessert werden, indem Feuerbrigaden ausgebildet werden. „Das ist angesichts des Klimawandels immer bedeutsamer“, sagt Desbiez. Dieses Jahr habe es in seiner Heimat noch nicht geregnet, damit steige die Brandgefahr. Wenn er Anfang April nach Brasilien zurückkehrt, wird er sich mit Landbesitzern treffen und über die Abwehr von Feuern sprechen, um Feuerschneisen und Zäune anzulegen. Auch hier hilft das Geld der Wilhelma, ihrer Förderer und Besucher.
Ameisenbär-Projekt mit Warnschildern
Auch ein Ameisenbär-Projekt wird von der Wilhelma seit 2021 gefördert. Die ebenfalls vom Aussterben bedrohten Säugetiere verlieren Lebensraum, der in Weide- und Ackerland umgewandelt wird und durch den Ausbau des Straßennetzes. Auch Unfälle sind eine Gefahr: Schilder und Warnhinweise sollen die oft tödlichen Zusammenstöße von Fahrzeugen mit den Tieren verhindern. Bei neuen Straßen würden diese Hinweise in Mato Grosso do Sul nun bereits mit geplant, sagt Desbiez.
Hilfe für Brasilien
Unterstützung
Nach Angaben von Stefanie Reska, der Leiterin der Stabstelle Artenschutz, unterstützt die Wilhelma das Projekt mit dem Großen Ameisenbär seit 2021 mit bislang 100.000 Euro und das des Riesengürteltiers seit 2019 mit ebenfalls bereits 100.000 Euro. Die Staatliche Münzen Baden-Württemberg
unterstützt das Projekt mit dem Verkauf eigenen Honigs. Weitere Informationen unter www.mintbw.de.