Artenschützerin Vanessa Kanaan berichtete begeistert in der Wilhelmaschule von ihrem Papageien-Schutzprojekt. Foto: Iris Frey

Die Artenschützerin Vanessa Kanaan hat vor Azubis, Mitarbeitenden und Fördervereinsmitgliedern in der Wilhelma von ihren Schutzprojekten in Brasilien berichtet.

Es ist der Moment, der nicht nur Vanessa Kanaan zum Strahlen bringt: Wenn die leuchtend grün gefiederten Papageien in die Luft fliegen und dort ihre Kreise ziehen. Dann weiß sie, die Vögel, erleben ihre ersten Schritte in die Freiheit. Manche schaffen es schnell, andere brauchen ein paar Tage. Die Artenschützerin, in Sao Paolo geboren, hat schon im Alter von 13 Jahren gewusst, dass sie sich für Tiere engagieren will. Die Biologin und Psychologin setzt sich in ihrer Heimat für die Taubenhalsamazonen ein, eine stark gefährdete Papageienart, die im südbrasilianischen Araucárias-Nationalpark lebt. Sie leitet in ihrer Heimat das Instituto Fauna Brasil, eine Organisation, die sich dem Schutz bedrohter Tierarten verschrieben hat.

Mehr als 200.000 Euro durch den Artenschutz-Euro gefördert

Die 44-Jährige hat im Rahmen einer Europa-Reise erstmals Station in der Wilhelma gemacht und nutzte die Gelegenheit, sich mit den Beschäftigten auszutauschen und sie über den Fortschritt der von ihr koordinierten Projekte zu informieren, die die Wilhelma über die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) seit 2021 fördert. So flossen seitdem mehr als 200 000 Euro, dank des Artenschutz-Euro, für die Projekte.

Während des Studiums Idee für Tierhilfe bekommen

Während ihres Studiums arbeitete Kanaan als Freiwillige auf der Insel Santa Catarina Island. Dort entstand auch die Idee, den Papageien zu helfen, die aus Schmuggel und illegaler Haltung von der Polizei beschlagnahmt wurden. Einigen waren die Flügel gestutzt worden, sie konnten nicht mehr fliegen und deshalb nicht ausgewildert werden. Sie kommen dann in Zoos – wenn sie Nachwuchs bekommen, wird dieser den Artenschützern wieder übergeben. Dort haben sie dann die Chance, ausgewildert zu werden. Seit 15 Jahren hat Kanaan tätig die Arbeit Stück für Stück aufgebaut, zusammen mit einem sechsköpfigen Team. „Von den bisher 500 Papageien konnten 250 ausgewildert werden“, berichtet Kanaan.

Auch über den Nutzen der Papageien etwa für den brasilianischen Nadelbaum namens Araukarie informiert sie: Die Papageien lernen, die Samen der Bäume zu knacken. Sie verteilen sie überall und beteiligen sich so automatisch an der Pflanzung und Regeneration des Waldes mit.

Das Instituto Fauna Brasil betreibt außerdem ein wissenschaftlich fundiertes Monitoring der wieder angesiedelten Amazonenpopulation, setzt sich für den Schutz des Lebensraums ein und arbeitet daran, die Bevölkerung vor Ort für die Artenvielfalt ihrer Region zu begeistern. So sind die Artenschützer auch in Schulen unterwegs und 814 Lehrer unterstützen die Bildungsarbeit, wie Kanaan mitteilt. So entstanden Radiobeiträge mit Geschichten der Kinder über Papageien.

Braune Brüllaffen werden wieder ausgewildert

Vor ein paar Jahren kam neben den Papageien ein weiteres Projekt hinzu: Die Wiederansiedlung von Braunen Brüllaffen auf der 424 Quadratkilometer großen Insel Santa Catarina vor der Südküste Brasiliens. Die Tiere, die zuvor in einer Auffangstation gelebt hatten, wurden 2024 nach gründlicher medizinischer Untersuchung per Boot in ihr Auswilderungsgehege gebracht. Dort konnten sich die Primaten langsam an ihre neue Umgebung gewöhnen, bis sie schließlich in ihren natürlichen Lebensraum entlassen wurden. Monitoring-Maßnahmen zeigen: Die Ansiedlung der ersten Familiengruppen war erfolgreich. Nach 260 Jahren leben dank Kanaan und ihrem Team wieder Braune Brüllaffen in den Wäldern von Santa Catarina.

Wilhelma fördert rund 40 Projekte weltweit

Kanaan betonte: „Unsere Erfolge bei der Wiederansiedlung von Taubenhalsamazonen und Braunen Brüllaffen wären ohne die Wilhelma nicht zu erreichen gewesen. Zoos sind für uns und andere Artenschutzorganisationen weltweit allerdings längst nicht nur als Geldgeber unverzichtbar. Auch ihr Know-how in der Tierpflege und Tiermedizin hilft uns dabei, Tiere auf ihre Auswilderung vorzubereiten.“ Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin ergänzte, Artenschutz gehöre zu den wichtigsten Aufgaben zoologischer Gärten. Der Artenschutz-Euro, den die Besucherinnen und Besucher freiwillig über den Eintritt zahlten, ermögliche es, jedes Jahr erhebliche Beträge in momentan rund 40 Projekte in aller Welt zu investieren.