Armin Laschet hat seinen ersten großen Auftritt als CDU-Bundeschef bei den Christdemokraten im Südwesten. (Archivbild) Foto: AFP/ODD ANDERSEN

Ausgerechnet bei den Christdemokraten im Südwesten hat Armin Laschet seinen ersten großen Auftritt als CDU-Bundeschef. Dabei haben sich hier viele Friedrich Merz an seiner Stelle gewünscht

Stuttgart - Manchmal kommt alles ganz anders als geplant, besonders in diesen Pandemietagen. Eigentlich sollte der große CDU-Bundesparteitag im Dezember in Stuttgart stattfinden. Er sollte der Südwest-CDU eine Rampe geben und viel Schwung für die anstehende Landtagswahl. Doch Corona machte den Baden-Württembergern einen Strich durch die Rechnung, der Bundesparteitag fand am vergangenen Wochenende nur virtuell statt.

Auch inhaltlich lief der Bundesparteitag nicht so, wie sich das viele Delegierte aus Baden-Württemberg gewünscht hätten. Denn Friedrich Merz, der in kaum einem Landesverband so viele Anhänger hat wie in Baden-Württemberg, ging am Samstag als Verlierer vom Platz. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet setzte sich in einer Stichwahl mit 521 zu 466 Stimmen gegen Ex-Unionsfraktionschef Merz durch.

Nach dem Parteitag ist vor dem Parteitag

Viel Zeit zum Trauern bleibt den Delegierten aus dem Südwesten nicht. Nach dem Parteitag ist vor dem Parteitag: Genau eine Woche nach dem bundespolitischen Showdown kommt am Samstag die Südwest-CDU zusammen, um ihr Wahlprogramm zu beschließen, um sich kampfeslustig zu geben, um Geschlossenheit zu demonstrieren. Und ausgerechnet hier im Kreise der Merz-Fans hat Laschet seinen ersten großen Auftritt als CDU-Bundeschef. Laschet muss die Partei nun einen, auch die Anhänger von Merz mitnehmen. Seine Fähigkeiten als Brückenbauer kann er am Samstag unter Beweis stellen.

Auch im Südwesten findet diesmal alles digital statt. In die Stuttgarter Wagenhallen, in die eigentlich auf 2400 Quadratmetern mehr als 2000 Menschen passen, werden nur rund 50 Personen hereingelassen. Alle sollen getestet werden. Der neue CDU-Bundeschef wird seine Rede allerdings vor Ort halten. „Das wird am Samstag die erste große Rede von Armin Laschet als neuer Bundesvorsitzender“, sagte CDU-Landesgeneralsekretär Manuel Hagel. „Und wir freuen uns total, dass der Auftakt im neuen Amt bei der CDU Baden-Württemberg stattfindet.“ Im Südwesten hofft man auf ein paar markige Worte, die auch den konservativen, wirtschaftsliberalen Flügel ansprechen. Offiziell stellen sich natürlich alle hinter Laschet. Aber es war eben Merz, der die Sehnsüchte vieler Mitglieder des Landesverbands verkörperte.

Eisenmann hofft weiter auf eine tragende Rolle von Merz

Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann hofft auch weiter auf eine tragende Rolle von Merz für die Landtagswahlen. Sie hatte sich zunächst für Jens Spahn als CDU-Bundesvorsitzenden ausgesprochen, der schließlich mit Laschet im Team antrat. Dann hatte sie sich öffentlich für Merz stark gemacht. Aber auch von Laschet verspricht sie sich Rückenwind für die kommenden Wochen. Auch von ihm werde man neue Akzente in der Wirtschaftspolitik hören, sagte sie diese Woche.

Die Südwest-CDU braucht nun vor allem Geschlossenheit. Schließlich sind es nur noch wenige Wochen bis zum 14. März. Die Landtagswahl wird schwer und wichtig für die CDU in dem Land, in dem die Christdemokraten viele Jahrzehnte den Regierungschef stellten. Der konservative CDU-Landesverband will nach zehn Jahren endlich wieder ans Ruder im Ländle und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) aus dem Amt jagen. Es wird spannend: Umfragen sehen Grüne und CDU mal gleich auf, mal die Grünen ein paar Prozentpunkte vorne.

Es geht auch um die Beliebtheit der Spitzenkandidaten

Geht es aber um Beliebtheit der Spitzenkandidaten, liegt die Herausforderin noch weit abgeschlagen hinter dem Amtsinhaber. Wenn der Ministerpräsident direkt gewählt werden könnte, würden sich laut einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Insa 52 Prozent für Kretschmann und nur 12 Prozent für die jetzige Kultusministerin entscheiden. Die handelte sich bis zuletzt mit Vorstößen in der Bildungspolitik viel Kritik von Eltern, Lehrern, Schülern und dem politischen Gegner ein. Zwar muss man als Kultusministerin stets mit viel Gegenwind rechnen, aber derzeit prasselt es ganz schön auf Eisenmann ein - trotzdem trommelt sie weiter unbeirrt für offene Schulen und Kitas. Eisenmann geht damit nicht nur auf Konfrontation zum beliebten Regierungschef, sondern auch zur Kanzlerin.

Die CDU-Spitzenkandidatin setzt auf den Endspurt des Wahlkampfs, um das Ruder noch herumzureißen. In dem Punkt zieht sie Laschet sogar als Vorbild heran: So habe er 2017 in Nordrhein-Westfalen eine Aufholjagd hingelegt und die beliebte SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft geschlagen.