Thomas Hitzlsperger recherchiert in Katar. Foto: SWR/ Nick Golüke

Einen ganzen Abend lang fragt die ARD, ob es eine gute Idee ist, in Katar eine Fußball-WM zu veranstalten. Im Mittelpunkt der Recherchen: Ex-Fußballprofi Thomas Hitzlsperger. Was findet er heraus?

Gerade hat das ZDF mit der Reportage „Geheimsache Katar“ in Sachen kritische Berichterstattung zur Fußball-Weltmeisterschaft vorgelegt – und eine Riesendebatte über die dort übliche Homophobie losgetreten. Nun legt die ARD an diesem Montag nach: mit einem kompletten Themenabend, darunter die SWR-Reportage „Thomas Hitzlsperger: Katar – warum nur?“.

„Was ich hier sehe, entsetzt mich“

„Was ich hier sehe, entsetzt mich“, sagt Hitzlsperger in diesem Film gleich mehrmals. Der Ex-Profi hat sich nicht nur als Fußballer beim VfB Stuttgart und in der deutschen Nationalmannschaft verdient gemacht. Er war 2014 auch der erste Profi, der sich nach Ende seiner aktiven Sportlerkarriere als homosexuell outete. Im Film von Nick Golüke, der häufig mit Produktionen im Programm der Öffentlich-Rechtlichen vertreten ist, reist Hitzlsperger nun nach Katar und Nepal. Er will herausfinden, wie es zur WM in Katar kommen konnte.

Der Ex-Fußballer geht auf Stimmensuche

Dafür geht der ehemalige Nationalspieler, der die WM in den kommenden Wochen als ARD-Experte begleiten wird, auf Stimmensuche. Er besucht in Nepal Hinterbliebene von Arbeitern, die beim Stadionbau im Golfstaat umgekommen sind. Er spricht in Katar sowohl mit Menschenrechtlern als auch mit einer Frau, die sich mit dem System des Landes arrangiert hat. Hitzlsperger trifft sie in ihrem prunkvollen Haus in Katar. Anstatt schlecht über ihre Regierung zu sprechen, macht sie den Ex-Profi auf die vielen Vorteile aufmerksam, die sie als systemtreue Bürgerin genieße, darunter ein günstiges Grundstück, auf dem ihr Haus stehe, und ein Krankenkassensystem, das sie bei Bedarf kostenlos für eine Operation zu deutschen Ärzten nach München schicken würde.

Er spricht mit Neuer und Gündogan

Außerdem spricht Hitzlsperger mit einem Exil-Katarer, der sich als homosexuell outete und in die USA fliehen musste. Zu Wort kommt auch eine Whistleblowerin der Fifa, über deren Rolle allerdings bereits im Vorfeld der TV-Ausstrahlung eine Debatte im Internet entbrannt ist. Zudem werden die DFB-Nationalspieler Manuel Neuer und Ilkay Gündogan nach ihrer Meinung zum Spagat zwischen sportlichen Hoffnungen und moralischen Maßstäben bei einer WM in einem arabischen Golfstaat gefragt. Die aktuelle Stimmung beim kleinen Sportverein VfB Forstinning in Oberbayern, wo Hitzlsperger seine Karriere begann, ist ebenso Thema wie die Doppelmoral deutscher Außen- und Handelspolitik.

In seiner neuen Rolle stellt der zum Journalisten avancierte Ex-Profi die kritischen und wichtigen Fragen und bezieht klar Stellung zur Fifa, zum Austragungsland und zu den dort geltenden strengen Gesetzen für Homosexuelle; in Katar werden Homosexuelle mit langjährigen Gefängnisstrafen bedroht, ausländische Bürger auch mit Peitschenhieben bestraft. Leider versäumt es Hitzlsperger aber, auf die interessante Frage einzugehen, warum gerade er als homosexueller Mann die Weltmeisterschaft in diesem Land kommentiert und was er persönlich dabei empfindet.

Thema auch bei „Hart, aber fair“

Die Reportage ist der Auftakt zum ARD-Themenabend. Es folgt die Talkshow „Hart, aber fair“, in der Hitzlsperger mit Nancy Faeser (Bundesinnenministerin), Tugba Tekkal (Ex-Bundesligaspielerin), Willi Lemke (Ex-Manager von Werder Bremen) und Steffen Simon (DFB-Mediendirektor) diskutiert. Nach den „Tagesthemen“ folgt die Dokumentation „WM der Lügen – wie die Fifa Katar schönredet“. Der Film von Philipp Sohmer und Ramin Sina stellt die Frage, ob die WM die Gesellschaft Katars wirklich nach vorne gebracht hat oder sie weiter spaltet.

Themenabend Katar. ARD, diesen Montag, ab 20.15 Uhr