Die Tage dieser Schmitthenner-Villa sind offenbar gezählt. Das Bild zeigt das in der Eduard-Pfeiffer-Straße gelegene Gebäude nach dem Umbau im Jahr 1962. Foto: Wolfgang Voigt

Der neue Eigentümer will das Gebäude abreißen lassen. Er plant auf dem 4000 Quadratmeter großen Grundstück am Kriegsbergturm einen Neubau.

Stuttgart - Das Schicksal der Schmitthenner-Villa in der Eduard-Pfeiffer-Straße 89 unweit des Kriegsbergturms scheint besiegelt. Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage bestätigte, hat der neue Eigentümer einen Antrag auf Abriss des nicht denkmalgeschützten Gebäudes gestellt. Damit ist eingetreten, was der Stuttgarter Architektur-Professor Trüby befürchtet hatte, als er vor wenigen Wochen an die Öffentlichkeit ging – dass nämlich das auf einem rund 4000 Quadratmeter großen, uneinsehbaren Grundstück gelegene sogenannte Haus Werner einem Neubau weichen muss. Die Denkmalschutzbehörde hat eine Schutzwürdigkeit des Gebäudes verneint. Die von dem bekannten Architekten Paul Schmitthenner ursprünglich 1936 für den Industriellen Otto Werner entworfene Villa hatte vor wenigen Monaten den Besitzer gewechselt. Der Kaufpreis für die Immobilie und das Grundstück lag bei rund acht Millionen Euro.

Fachleute machen sich für den Erhalt stark

Mehrere Architektur-Fachleute, darunter der frühere stellvertretende Leiter des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt, Wolfgang Voigt, und der Stuttgarter Architekturhistoriker Marc Hirschfell, machen sich für den Erhalt der Villa stark, weil sie wie kein zweites Gebäude Schmitthenners dessen verschiedene Schaffensperioden veranschauliche. Das Gebäude war im Krieg schwer beschädigt worden. 1950 wurde es instandgesetzt und 1962 wiederum von Schmitthenner umgestaltet. 2019 war bereits ein benachbartes Haus des Architekten, das sogenannte Haus Köster, abgerissen worden. Schmitthenner zählt zusammen mit Paul Bonatz zu den führenden Vertretern der traditionalistischen „Stuttgarter Schule“.