Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Foto: dpa/Soeren Stache

Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übt Medienkritik. Verlage müssten sich in Zeiten digitaler Erregung stärker auf Qualitätsjournalismus fokussieren.

Berlin - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier appelliert an die Medien, ihrer Verantwortung in der Demokratie gerecht zu werden. Im digitalen Zeitalter treibe größtmögliche Erregung die „Logik der Plattformökonomie“ an, sagte Steinmeier am Dienstag bei der Eröffnung eines Neubaus des Axel-Springer-Verlages in Berlin. Dagegen müsse sich Qualitätsjournalismus behaupten.

„Wenn ich mit meinen Mutmaßungen richtig liege, wird sich der Qualitätsjournalismus, auf den die Demokratie zählen muss, auf unbekannte Zeit gegen die digitale Enteignung von Urheberrechten, gegen die Verflachung und Verzerrung, ja gegen den vollständigen Glaubwürdigkeitsverlust der Inhalte behaupten müssen“, sagte der Bundespräsident laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript. Das sei für den Journalismus eine „existenzielle Auseinandersetzung“. „Entgehen wird ihr niemand“, sagte Steinmeier. Die digitale Transformation zu verweigern, sei keine Option. Einer Revolution weiche man nicht aus.

Unterscheidbar von Empörungsökonomie

Journalismus müsse sich vornehmen, „vor allem unterscheidbar zu bleiben von den schillernden Produkten der Empörungsökonomie, die in dichter Frequenz Feindbilder, Ressentiments und Vorurteile bedient“, warnte der Bundespräsident. Die Verantwortung der Medien sei heute größer denn je.

Konkret warnte Steinmeier vor Falschinformationen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. „In einer Pandemie wirken falsche Informationen wie ein Superspreader. Und spätestens wenn der gläubige Maskenverweigerer oder Impfgegner sich infiziert hat, schlägt die Realität zurück“, sagte Steinmeier und fügte hinzu. „Die Realität, sie ist das, was bleibt, auch wenn man nicht daran glaubt.“