Einen Waschmaschinengang zu verschieben, kann zur Versorgungssicherheit beitragen. Foto: imago images/Shotshop/Monkey Business 2 via www.imago-images.de

Der Übertragungsnetzbetreiber im Land ergreift ungewöhnliche Maßnahmen, um im Winter Stromausfälle zu vermeiden: Eine App soll Verbraucher zur Mithilfe bewegen.

Die Versorgungssituation mit Energie ist in diesem Winter sehr angespannt. Zu diesem Ergebnis ist der Stresstest gekommen, den die vier Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW, 50Hertz, Tennet und Amprion im Auftrag der Bundesregierung vorgelegt haben. Das gilt auch für das Stromnetz. Und da ein Viertel des Stroms in Deutschland von Haushaltskunden verbraucht wird, will die TransnetBW ihre Privatkunden nun motivieren, Strom so zu verbrauchen, dass das Netz entlastet wird. Möglich machen soll das eine App.

Im Moment steht in der App StromGedacht, die kostenlos im Google Play Store und im App Store von Apple verfügbar ist, noch alles auf grün: Für die kommenden Tage ist die Stromversorgung in Baden-Württemberg gesichert, wie auf einen Blick zu sehen ist. Sollte sich das ändern, warnt StromGedacht via Push-Nachricht und empfiehlt, die Spülmaschine oder den Trockner zu bestimmten Zeiten ausgeschaltet zu lassen. Schon vermeintlich kleine Maßnahmen wie das Verschieben eines Waschgangs und das vorzeitige Laden eines Akkus könnten in Summe dazu beitragen, das Gleichgewicht im Stromnetz zu halten, so TransnetBW.

Man müsse sich in diesem Winter nicht vor einem „unkontrollierten, flächendeckenden und lang anhaltenden Stromausfall fürchten“, heißt es in einem kleinen Artikel unter der Überschrift „Warum wir in diesem Winter alle an Strom denken sollten“ innerhalb der App. Aber es bleibe die Möglichkeit bestehen, dass es zu Stromabschaltungen komme, nämlich dann, wenn es eine Strommangellage auftrete oder zu Engpässen im Stromnetz. Dann würde zeitlich und regional begrenzt der Strom kontrolliert abgeschaltet. In so einem Fall werde aber offiziell gewarnt – und das nicht über die jetzt veröffentlichte App.

„Mit der StromGedacht-App schaffen wir erstmals eine Möglichkeit für die Bevölkerung, den eigenen Stromverbrauch an die Situation im Stromnetz anzupassen“, sagt Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW, „dadurch können private Haushalte aktiv zur Systemstabilität beitragen.“ Die Übertragungsnetzbetreiber haben im letzten Jahr mehr als zwei Milliarden Euro für Maßnahmen des Engpassmanagements ausgegeben. Kosten, die die Stromverbraucher über die Netzentgelte tragen müssen. Zudem entsteht bei diesen Maßnahmen oft zusätzliches CO2, weil im Süden Kohlekraftwerke angefahren müssen, während im Norden Windenergieanlagen abgeregelt werden. Eine Reduzierung des Verbrauchs hilft, solche Situationen und Kosten zu vermeiden. „Auch wenn sich der einzelne Beitrag vielleicht gering anfühlen mag“, wie es in der StromGedacht-App heißt.