Bis zur Einführung des Parkraummanagements werden in Untertürkheim noch zahlreiche Parkscheinautomaten aufgestellt. Die Stellen sind schon farbig markiert. Foto: Elke Hauptmann

Im Ortskern und im Lindenschulviertel werden 65 Parkscheinautomaten aufgestellt. Die Stadtverwaltung rechnet mit rund 1300 Anträgen für Bewohnerparkausweise.

Untertürkheim - Die pinkfarbenen Markierungen auf dem Boden sind die Vorboten der neuen Anwohnerparkregelung: Zum 1. Juli – vier Monate später als ursprünglich geplant – führt die Stadt im Untertürkheimer Ortskern und im Lindenschulviertel das Parkraummanagement ein. Die Stellplätze im öffentlichen Straßenraum der ausgewiesenen Bewohnerparkgebiete U1 und U2 werden gebührenpflichtig. Allerdings ist die Nutzung für Anwohner nach Erwerb eines Bewohnerparkausweises kostenfrei, Gewerbetreibende können alternativ eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Alle anderen müssen Montag bis Samstag von 8 bis 22 Uhr Parkgebühren bezahlen.

Durch das Parkraummanagement sollen die Parkflächen optimal ausgelastet, die Anwohner bevorzugt und Pendler zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel animiert werden. Im Stuttgarter Westen wurde es 2011 zuerst erprobt und inzwischen schrittweise auf die Innenstadtbezirke Mitte, Süd, Nord sowie auf Teile Bad Cannstatts ausgeweitet. Nach Ansicht der Verwaltung hat sich die Regelung bewährt, weshalb es nach und nach auf weitere Bezirke ausgeweitet werden soll. Untertürkheim gehört zur nunmehr fünften Umsetzungsstufe. Gerade im Ortskern ist der Parkdruck groß, was dazu führt, dass Autos häufig auf Gehwegen, im Halte- oder Parkverbot abgestellt werden.

Kurz- und Langzeitparken möglich

Das Parkraummanagement funktioniert nach dem sogenannten Mischprinzip: Grundsätzlich stehen alle Parkplätze allen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung, wer jedoch keinen Anwohnerparkausweis oder eine Ausnahmegenehmigung hat, muss ein Ticket am Automaten ziehen. Und dabei auf die Farbe des „P“ achten, denn je nach Standort unterscheiden sich die Tarife. Vor allem in Bereichen mit Geschäften sind Kurzzeitparkplätze (orangenes P) angelegt. Parken ist dort in den ersten 30 Minuten kostenlos, danach werden mindestens 70 Cent fällig, maximal darf man 120 Minuten in dieser Zone parken. Die Langzeitparkplätze (blaues P) kosten bereits von der ersten Minute an, maximal darf man 14 Stunden am Straßenrand stehen, das Tagesticket kostet 10,30 Euro und ist auf den folgenden Tag übertragbar. Mit Kontrollen durch die städtische Verkehrsüberwachung muss ab dem ersten Tag gerechnet werden: „Die Stellen können wie vorgesehen zum 1. Juli 2021 besetzt werden“, hat Jasmin Bühler, die Sprecherin der Stadtverwaltung, im Ordnungsamt erfahren.

Jahresgebühr in Höhe von 30,70 Euro

Anwohner der ausgewiesenen Straßen können indes gebührenfrei und zeitlich unbegrenzt vor ihrem Haus parken, müssen dafür aber einen Bewohnerparkausweis beantragen. Dafür verlangt die Verwaltung eine Gebühr in Höhe von derzeit 30,70 Euro im Jahr. Je nach Wunsch kann dieser gestaffelt für drei, sechs, zwölf oder 24 Monate beantragt werden. Die Gebühr für eine Ausnahmegenehmigung für Gewerbetreibende mit Sitz im Bewohnerparkgebiet beträgt 120 Euro im Jahr. Die Anträge für die Bescheinigungen können ab 1. April online gestellt werden. Wer bis zu drei Kennzeichen, Carsharing-Fahrzeuge (mit Bestätigung der Mitgliedschaft) und Autos mit ausländischem Kennzeichen anmelden will, der muss den Gang zum Bürgerbüro auf sich nehmen. Wie Bühler informiert, rechnet man mit etwa 1290 Anträgen aus beiden Gebieten.

Kriterien für Standortwahl

Insgesamt 65 Parkscheinautomaten – jeder einzelne rund 5000 Euro teuer – werden ab Mai in beiden Bewohnerparkzonen aufgestellt. Und zwar so, dass die Gehwegfläche so wenig wie möglich beeinträchtigt werde, heißt es im Tiefbauamt. Weshalb sie häufig in der Nähe von Beleuchtungsmasten oder Schaltschränken zu finden sind. Bei extrem schmalen Fußwegen würden sogenannte Gehwegnasen gebaut. Die Standorte seien nach bestimmten Kriterien ausgewählt worden: Sie sollen möglichst viele Stellplätze bedienen, schnell wahrgenommen und intuitiv angelaufen werden können. „Für jeden Standort finden Ortstermine statt, um die beste Lösung zu erarbeiten.“ Auch die P-Zonen-Schilder, mit denen die Bewohnerparkgebiete kenntlich gemacht werden, werden ab Ende Mai montiert. Die Beschilderung wird jedoch bis zum Start am 1. Juli vorübergehend abgedeckt.

Nächste Stadtbezirke im Blick

Auch über eine sechste Umsetzungsstufe wird im Stuttgarter Rathaus bereits nachgedacht. Laut Bühler sei „eine Ausweitung des Parkraummanagements auf weitere Außenstadtbezirke prinzipiell denkbar.“ Im Laufe des Jahres würden weitere Erhebungen der Parkraumauslastung erfolgen – unter anderem in Wangen, Obertürkheim, Heumaden, Plieningen, Feuerbach, Münster, Freiberg und Mönchfeld. Sie sollen aufzeigen, ob dort ein erheblicher Parkdruck herrscht, sodass die Grundlage zur Einführung des Parkraummanagements gegeben ist. „Eine Einbringung in die politischen Gremien ist für das zweite Halbjahr geplant, sodass im Rahmen der Beratungen zum Haushalt 2022/23 die Voraussetzungen für die nächste Umsetzungsstufe geschaffen werden könnten.“