Wie hoch ist die Infektionsgefahr, zum Beispiel im Klassenzimmer? Online-Tools helfen, das selbst auszurechnen. Foto: dpa/Matthias Balk

Noch gibt es einige offene Fragen im Hinblick auf die Übertragung des neuartigen Coronavirus. Nun bieten zwei Institute benutzerfreundliche Infektionsrechner an. Sie geben Auskunft darüber, wie hoch das Ansteckungsrisiko ist – zum Beispiel im Klassenzimmer oder bei einer Feier.

Stuttgart - Wie groß ist das Ansteckungsrisiko in geschlossenen Räumen? Die Frage ist wichtig für die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Damit sich das individuelle Risiko abschätzen lässt, haben Wissenschaftler Infektionsrechner entwickelt. Sie beziehen dazu etwa die Raumgröße, die Aktivität der Menschen sowie die Belüftung mit ein. Zwei der Angebote sind besonders nutzerfreundlich und zudem kostenlos.

Die am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelte Variante „Covid-19 Indoor Safety Guideline“ zeigt, wie lange sich eine Gruppe Corona-sicher im Raum aufhalten kann, wenn eine Person hoch ansteckend ist. Das ist ein bis drei Tage nach einer Infektion der Fall. Der Rechner berücksichtigt auch die Qualität der getragenen Maske.

Infektionsrisiko im Klassenzimmer

Für unsere Modellrechnung gehen wir von einem 60 Quadratmeter großen Klassenzimmer aus. Gelüftet wird übers Fenster, die Schüler tragen gut sitzende Masken aus Seide. Das Ergebnis: bei geöffnetem Fenster und mittelguter Luftumwälzung sollte eine Klasse von 24 Personen rund 40 Minuten lang vor einer Infektion sicher sein. Mit zwei Meter Abstand könnten 17 Personen für längere Zeit im Raum bleiben, ohne einem größeren Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein. Der in den USA entwickelte Rechner geht in der Voreinstellung davon aus, dass Klassenzimmer mit Klimageräten belüftet werden – was in den USA üblich sein mag und in der Simulation vor Infektionen schützt.

Der am Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie entwickelte „Risk Calculator“ geht von hiesigen Umständen aus und kann zudem den Redeanteil der Anwesenden, die Viruslast des Infizierten und den Partikelausstoß modellieren. Diese beiden Faktoren seien besonders relevant für die Ansteckungswahrscheinlichkeit – aber auch kaum standardisiert vorherzusagen, schreibt das verantwortliche Forscherteam.

Der Algorithmus kann dennoch grob die Gefahr einer Ansteckung schätzen. Während einer Schulstunde liegt sie für einzelne Schüler je nach Qualität der Maske und der Lautstärke im Raum um die fünf Prozent. Dass sich mindestens eine Person in der 24-köpfigen Beispielklasse ansteckt, ist demnach zu rund 60 Prozent wahrscheinlich.

Und bei einer Party?

Ein weiteres Szenario lässt sich beispielhaft durchrechnen: eine Feier mit zehn Teilnehmern (einer davon wiederum hoch ansteckend) in einem 30 Quadratmeter großen Altbauzimmer. Fünf Stunden mit angeregter Unterhaltung und Alltagsmaske bedeuten bei regelmäßigem Stoßlüften eine zwanzigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass danach eine weitere Person infiziert ist. Ohne Maske steigt das Risiko auf fast 50 Prozent – das vermutlich deutlich häufigere Szenario.

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Die Entwickler betonten, dass die Infektionsrechner nur ein grobes Gefühl für die Ansteckungsgefahr geben können. Sie sind allerdings leicht bedienbar, und die eingegebenen Daten werden auch nicht gespeichert.