Die Ermordung eines Lehrers hat in ganz Frankreich Entsetzen ausgelöst. Die Politik will nun hart auf die Bedrohung durch den radikalen Islamismus reagieren. Foto: AFP/BERTRAND GUAY

Nach der als Terroranschlag eingeschätzten Ermordung eines Lehrers bei Paris sind viele Personen aus dem Umfeld des Täters von der Polizei festgenommen worden. Solidaritätskundgebungen im ganzen Land.

Paris - Frankreich zeigt sich als wehrhafter Staat. Nach der als Terroranschlag eingeschätzten Ermordung eines Lehrers bei Paris, berät die Regierung über die Reaktionen auf die Bedrohung durch radikale Islamisten.

Die Bluttat in Conflans-Sainte-Honorine hat in ganz Frankreich Entsetzen ausgelöst. Das mutmaßliche Motiv des Täters waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft Karikaturen des Propheten Mohammed. Diese hatte der Lehrer zum Thema Meinungsfreiheit vor einigen Wochen im Unterricht gezeigt. Die islamische Tradition verbietet es, den Propheten abzubilden.

Der Täter prahlte mit seine Tat

Der laut Staatsanwaltschaft 2002 in Moskau geborene Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln hatte nach der Tat im Internet mit der Ermordung des Mannes geprahlt. Er veröffentlichte ein Foto des Opfers und richtete eine Nachricht an Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, den er als „Anführer der Ungläubigen“ bezeichnete. „Ich habe einen Ihrer Höllenhunde hingerichtet, der es wagte, Mohammed herabzusetzen“, schrieb er laut Staatsanwalt weiter. Der Täter wurde kurz nach der Tat von der Polizei erschossen.

Gezielte Reaktionen auf den Anschlag in Paris

Bei einem Treffen verschiedener Minister am Wochenende unterstrich Innenminister Gérald Darmanin, dass der Staat konsequent auf die Herausforderungen reagieren werde, die die Sicherheit in Frankreich betreffen. Aus dem Stab von Justizminister Éric Dupond-Moretti hieß es nach der Zusammenkunft, dass eine „starke Reaktion“ folgen werde und es zu „sehr gezielten Aktionen“ komme. Bei der Besprechung dabei war auch Marlène Schiappa, im Innenministerium zuständig für die Staatsbürgerschaft – ein Hinweis darauf, dass im Kampf gegen den Terror radikalen Islamisten in Zukunft schneller die französische Staatsbürgerschaft entzogen werden könnte.

Mehrere Personen von der Polizei festgenommen

Unterdessen wurden nach der Ermordung eines Lehrers insgesamt elf Personen in Polizeigewahrsam genommen. Zu den Festgenommenen zählen sowohl Menschen aus dem Umfeld des Täters als auch Personen, die Stimmung gegen den Lehrer gemacht haben. Dazu gehört auch der Vater einer Schülerin, der im Netz gegen den Lehrer mobilisiert hatte, nachdem dieser die Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Er hatte ein Video verbreitet und öffentlich gegen den Lehrer gewettert, wie Staatsanwalt Jean-François Ricard sagte. Der Vater forderte bei der Direktorin die Entlassung des Lehrers, dabei wurde er von einem Mann begleitet, der Medien zufolge ein bekannter Islamist ist. Auch der befindet sich in Polizeigewahrsam. Die Halbschwester des Vaters hat sich der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Die Staatsanwaltschaft stellte bisher keine Verbindung zwischen diesem Vater und dem Angreifer her.

Solidarität im ganzen Land mit dem Opfer

Für den Sonntag hatten zahlreiche Organisationen zu Solidaritätsdemonstrationen im ganzen Land aufgerufen – auch das Satiremagazin „Charlie Hebdo“. In Conflans-Sainte-Honorine, wo sich die Tat am Freitag abspielte, gedachten bereits am Samstag tausende Menschen des getöteten Lehrers. Viele hielten Schilder mit den Worten „Je suis enseignant“ („Ich bin Lehrer“) in Anlehnung an den weitverbreiteten Spruch „Je suis Charlie“ nach dem blutigen Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ im Jahr 2015 hoch. Für Mittwoch ist eine nationale Gedenkfeier geplant.

Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert - dabei starben mehr als 250 Menschen. Daher ist die Terrorgefahr fast ständig im Bewusstsein der Menschen. Frankreichs Regierung hat den Kampf gegen den Terror zu einer Top-Priorität gemacht und warnt immer wieder, dass die Gefahr von Terrorangriffen sehr hoch sei.