Mit einem Airbus A310 MedEvac der Bundeswehr werden die Verletzten ausgeflogen. Foto: dpa/Henning Kaiser

13 Blauhelm-Soldaten wurden beim einem Anschlag in Mali schwer verletzt, darunter 12 Deutsche. Die ersten von ihnen befinden sich auf dem Weg in die Heimat.

Berlin - Die ersten der zwölf Bundeswehr-Soldaten, die bei einem Selbstmordattentat im westafrikanischen Mali verletzt wurden, sind auf dem Rückweg nach Deutschland. Der Evakuierungsflug startete nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Samstag in Gao. Die Maschine wird am Nachmittag am Flughafen Köln erwartet. Von dort aus startete inzwischen ein zweiter Airbus, der die anderen verletzten Soldaten aus Mali zurückzubringen soll.

Ein Selbstmordattentäter hatte am Freitagmorgen um 6.28 Uhr Ortszeit nordöstlich der Stadt Gao eine stehende Patrouille mit einer Autobombe angegriffen. Es wurden 13 UN-Soldaten verletzt, darunter 12 Deutsche und ein Belgier. Drei der Deutschen wurden drei schwer verletzt, sie sind aber nach Angaben des Einsatzführungskommandos in einem stabilen Zustand. Die Soldaten sicherten nach UN-Angaben den Konvoi eines malischen Bataillons. Vorangegangen sei am Vortag die Explosion eines Sprengsatzes, bei der es aber nur Sachschaden an einem Fahrzeug gegeben habe.

Die Verletzten kommen ins Bundeswehr-Zentralkrankenhaus

An Bord der bereits zurückkehrenden Maschine vom Typ A400M befinden sich den Angaben zufolge die drei schwer verletzten deutschen Blauhelm-Soldaten und jene, die liegend transportiert werden müssen. Sie sollen ins Bundeswehr-Zentralkrankenhaus nach Koblenz gebracht werden.

Der zweite Airbus fliegt nach dpa-Informationen nach Niamey, die Hauptstadt von Niger. Dort betreibt die Bundeswehr einen Luftwaffentransportstützpunkt einschließlich Verwundetenversorgung für den Mali-Einsatz. Diese Maschine soll die anderen Verwundeten nach Stuttgart fliegen. Von dort aus sollen sie zur weiteren medizinischen Behandlung ins Bundeswehr-Krankenhaus nach Ulm kommen.

Rund 900 Soldaten an der UN-Mission beteiligt

In Mali selbst setzte die Bundeswehr am Samstag die Bergungsarbeiten am Ort des Anschlags fort. Dieser wurde rund 180 Kilometer nordöstlich der Stadt Gao verübt, in deren Nähe die meisten Bundeswehrsoldaten in Mali stationiert sind. Zum Zeitpunkt des Angriffs um 8.28 deutscher Zeit befanden sich die Soldaten noch in einer „Nachtaufstellung“, also einer Art schützenden Wagenburg, wie aus einer Information des Einsatzführungskommandos an die Obleute hervorging. „Unter Einsatz ziviler Rettungshubschrauber und eines UN-Hubschraubers wurden die Verwundeten nach Gao in französische, chinesische und deutsche Sanitätseinrichtungen verbracht“, hieß es weiter.

Derzeit sind rund 900 deutsche Soldaten an der UN-Mission Minusma beteiligt. Die Obergrenze liegt bei 1100 Männern und Frauen aus Deutschland. Der Einsatz soll den Friedensprozess in Mali unterstützen. In dem Land sind islamistische Terrorgruppen aktiv. 2013 schlug ein massiver französischer Militäreinsatz ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Bamako zurück. Auch organisierte Kriminalität und grenzübergreifender Schmuggel sind ein Problem in der Region, über die Migrationsrouten nach Nordafrika und weiter Richtung Europa laufen.

Radikaler Islamismus bedroht politische Stabilität

Zuletzt gab es in Mali zwei Militärputsche. Im Raum stand zuletzt gar die Frage, ob sich Mali nach dem jüngsten Putsch gar in Richtung radikaler Islamismus bewegt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte eine grundsätzliche Neuausrichtung der französischen Militärpräsenz in der Sahelzone an - und eine Ende des französischen Anti-Terror-Einsatzes „Operation Barkhane“. Bilaterale militärische Einsätze mit Mali wurden ausgesetzt, um den Druck auf den Krisenstaat und die Putschisten zu erhöhen. Frankreich - das islamistische Terroristen in der Sahelzone aktiv sucht und angreift - hat immer wieder getötete eigene Soldaten zu beklagen.

Der Linke-Politiker Gregor Gysi forderte den Abzug der deutschen Soldaten aus Mali. Der Einsatz sei von Anfang an falsch gewesen, sagte Gysi, der außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag ist, der Deutschen Presse-Agentur. „Man musste mit einem solchen terroristischen Angriff rechnen.“

Unionssprecher gegen Abzug aus Mali

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Henning Otte, sprach sich gegen einen Abzug der Bundeswehr aus dem Land aus. Es gehe darum, Mali stabil zu halten und staatliche Strukturen aufzubauen, damit der internationale Terror dort kein Fuß fassen könne, sagte Otte dem Sender NDR Info. Dies sei auch in deutschem Interesse.

Die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann forderte von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer umgehend Auskunft über den Angriff. „Was weiß man über die Täter, über deren Herkunft, über deren möglicherweise Beziehungen zur Regierung bzw. zur Armee? Was bedeutet dieser Terroranschlag für den Auftrag und die Mandatsausübung“, formulierte Strack-Zimmermann als Fragen an die Ministerin.