Am Standort der Anna-Klinik ist ein Alten- und Pflegeheim geplant. Foto: /Edgar Rehberger

Seit 50 Jahren befindet sich die Anna-Klinik am Augsburger Platz. Jetzt soll erweitert werden – um ein Alten- und Pflegeheim. Vorgesehen war der Baustart noch in diesem Jahr. Doch es gab Verzögerungen.

Bad Cannstatt - Im vergangenen Jahr feierte die St. Anna-Klinik 50 Jahre am Standort Augsburger Platz. Im Belegkrankenhaus mit 85 Betten in den Fachdisziplinen Gynäkologie (Frauenheilkunde/Geburtshilfe), Augenheilkunde und Chirurgie sind 27 niedergelassene Belegärzte tätig. 4000 stationäre Patienten, 1000 Geburten und 7000 ambulante Eingriffe werden pro Jahr registriert. „Wir entwickeln uns ständig weiter“, sagt Michael Hinderer, der Geschäftsführer der St. Anna-Klinik. So gibt es seit 2018 auch einen ambulanten Dienst „St. Anna“, der häusliche Grund- und Behandlungspflege, Hilfen im Haushalt und rund um die Lebenssituation bietet. Geplant ist zudem am Standort ein Alten- und Pflegeheim mit betreutem Wohnen. Angedacht waren 90 Plätze. „Die Platzzahl ist aber noch nicht endgültig geklärt“, erläutert Katja Wagner, Stiftungsassistentin und für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Dies werde sich noch klären.

Wohnhäuser werden abgerissen

Eigentlich sollte noch in diesem Jahr Baustart sein. „Daraus wird aber nichts“, so Wagner. „Das wird nicht reichen.“ Die ganzen Verfahren zum Bebauungsplan seien noch am Laufen. Auf dem geplanten Standort auf dem Klinikgelände befinden sich ein Garten und zwei Wohnhäuser. „Die Mietverträge laufen bis Ende des Jahres.“ Die Klinikverantwortlichen hoffen, dass dann der Bauantrag gestellt und Anfang 2021 mit dem Bau begonnen werden kann. Gerechnet wird mit eineinhalb bis zwei Jahren Bauzeit am Augsburger Platz.

Verzögerungen sind aber möglich. Denn bei den Bodenuntersuchungen im vergangenen Sommer durch das Landesdenkmalamt wurde ein Friedhof aus dem Frühmittelalter entdeckt (wir berichteten). In den Gräbern befanden sich Skelette von Männern, Frauen und Kindern, auch Messer, Waffen, Pinzetten, Spangen, Werkzeuge aus Knochen, Fingerringe und Gürtelschnallen. Es handle sich um einen Friedhof aus der Merowinger Zeit, erläuterte Dr. Jonathan Scheschkewitz vom Landesdenkmalamt. Wissenschaftliche Untersuchungen folgten, von denen man sich Aufschlüsse über das mittelalterliche Leben am Neckar erhofft.

Funde aus der Merowinger Zeit

Unerwartet waren die Funde nicht. Bereits in den 1930er Jahren entdeckte man auf dem heutigen Krankenhaus-Areal einige frühmittelalterliche Gräber. Dass aber ein ganzes Gräberfeld entdeckt wurde, überraschte die Archäologen doch. Nicht das einzige Gräberfeld in Bad Cannstatt. „Hier war im Mittelalter ein Hotspot.“ Es habe hier mehrere Siedlungen gegeben. So wurden beispielsweise beim Bau der neuen Mensa für die Martin-Luther-Schule im Herbst 2017 sechs komplette Urnengräber aus der Spätbronzezeit freigelegt, dazu Reste von Gefäßen.

Auf dem Klinik-Gelände sind noch weitere Bodenuntersuchungen und Grabungen zwischen den Wohnhäusern anberaumt. „Doch damit wird gewartet, bis die Gebäude leer sind“, beschreibt Katja Wagner den Zeitplan. Je nach Funden könnte dies das Bauvorhaben etwas verzögern.

Klinikgeschichte reicht weit zurück

Die Geschichte der Klinik reicht weit zurück. 1931 begann die Ordensgemeinschaft der St. Anna-Schwestern aus Ellwangen mit Pflege der Patientinnen in der Privatfrauenklinik Dr. Hochköppler in Cannstatt. Drei Jahre später übernahmen sie den Betrieb der Frauenklinik in der Wildunger Straße 53 und nannten sie St. Anna-Klinik. Es war in erster Linie eine Entbindungsklinik. Im Jahr 1969 wurde die ehemalige Frauenklinik Dr. Mertz am Augsburger Platz erworben und zum neuen Standort – bis zum heutigen Tag. Kaum war das neue Gebäude bezogen, wurde schon das erste Baby am neuen Standort geboren. Gerade mal vier Stunden nach dem Einzug. Das Gebäude in der Wildunger Straße wurde als Alten- und Pflegeheim weitergeführt. Seit 2011 wird das Seniorenheim auf dem ehemaligen Terrot-Areal betrieben.