Im Waiblinger Teilort Beinstein sind neue Mobilheime zur Unterbringung von Geflüchteten bezogen worden. Am Freitag wurde zum Kennenlernen ein Fest gefeiert.
Die Sonne brennt vom Himmel, während Steaks und Würste auf dem Grill schmoren. Heißer wird es an diesem Freitagnachmittag nicht beim Sommerfest zum Kennenlernen an den „Sulzwiesen“, wo geflüchtete Menschen mit Beinsteinern feiern. Die Stimmung ist gelöst, es wird viel geredet und gelacht. Von den hitzigen Diskussionen, die es im Vorfeld der Belegung des Areals In den Auen gab, ist nichts zu spüren.
Auf dem ehemaligen Minag-Areal, wo eigentlich ein Sportplatz geplant ist, stehen seit einigen Wochen 16 Mobile Homes, wie man sie von Campingplätzen kennt. Sie dienen Familien größtenteils aus der Ukraine, aber auch aus Syrien und Afghanistan als neues Zuhause. 65 Personen werden dort leben, Ende dieser Woche soll die letzte Familie einziehen.
Widerstand gegen die Anlage
„Das Projekt war am Anfang nicht ganz einfach“, sagte Waiblingens Erster Bürgermeister Peter Schäfer bei der Begrüßung am Freitag und erinnerte an den „intensiven Prozess“, bei dem zahlreiche Beinsteiner Bürger ihre Ängste, Wünsche und Anliegen einbrachten. Seinerzeit war auch eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen worden. Deren Sprecher Ralf Hippler ließ bei einer zufälligen Begegnung am Rande der Anlage noch offen, ob er beim Fest vorbeischaut. „Wir haben damals von der Politik einen Dialog eingefordert, der ohne die Initiative nicht stattgefunden hätte, wir wollten Mitsprache und mitgestalten“ sagte er. „Ohne unseren Widerstand wäre die Anlage vielleicht doppelt so groß geworden.“ Aktuell jedoch gebe es keinen Grund, zu klagen.
Wenn es hakt, bitte melden
Bürgermeister Schäfer hofft, dass das auch so bleibt: „Wenn es irgendwie hakt, melden Sie sich bitte bei uns – wir wollen, dass es hier gut funktioniert“, sagte er in seiner Begrüßungsansprache. Und an die Neu-Waiblinger gewandt: „Wir haben eine tolle Anlage entwickelt, wo Sie ankommen und sich ein kleines bisschen Zuhause fühlen können.“ Schäfer dankte allen Beteiligten für ihr Engagement.
Neben den neuen Wohnunterkünften gibt es auch Mobilheime, die als Gemeinschaftsräume sowie als Büros für Mitarbeiter der Caritas, der Stadtverwaltung, den Hausmeister und den Sicherheitsdienst dienen. Die Mobilheim-Anlage ist für fünf Jahre genehmigt. Eine Vergrößerung um bis zu 17 weitere Mobile Homes sei zwar vom Platz her möglich, aber aktuell nicht nötig, erklärt Karl-Henning Reuter, Fachbereichsleiter Gesellschaftliche Teilhabe und Soziales. „Unser Ziel ist eine dezentrale Unterbringung, etwa in von privat angemieteten Wohnungen.“ Die Flüchtlingsentwicklung und der damit verbundene Unterbringungsdruck lasse sich nur schwer vorhersehen. Fest steht: Für eine zweite Tranche auf dem Beinsteiner Gelände bräuchte es einen erneuten Beschluss des Gemeinderates.
„Herzliches Fleckchen Erde“
Und um die Menschen, die bereits da sind, wollten sich zahlreiche Waiblinger kümmern, das wurde in einem Workshop sowie beim Fest deutlich. Jutta Kühne wohnt im benachbarten Neubaugebiet und ist eine der ehrenamtlichen Helferinnen: „Das Fest ist wunderbar, es könnten noch mehr Besucher da sein. Aber ich finde es schön, dass viele Leute in Beinstein verstehen, dass die geflüchteten Menschen nicht hierher wollten, sondern aus der Not heraus gekommen sind, weil Krieg herrscht“, sagte sie. „Das Fest zeigt, dass Beinstein ein herzliches Fleckchen Erde ist.“ Kühne selbst ist 2016 von Bremen nach Beinstein gezogen. Als sie von der aufgeheizten Stimmung beim Infoabend im Februar 2023 erfahren habe, „war mir klar, dass ich helfen möchte, sobald die Geflüchteten hier sind“, sagte Kühne. „Wir leben nicht auf einer Insel der Glückseligen, aber jeder kann einen Teil dazu beitragen, dass das Leben hier für alle besser wird.“