Viele Menschen können angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten nicht mehr sparen. Foto: imago/photothek

Über 60 Prozent der Haushalte haben laut einer Umfrage ihren Konsum bereits eingeschränkt. Trotzdem ist auch die Sparquote gesunken.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) erwartet nächstes Jahr kaum Entspannung bei der Inflation. Nach zehn Prozent in diesem Jahr werde die Teuerungsrate 2023 wohl nur geringfügig unter diese Marke sinken, sagte Sparkassenpräsident Helmut Schleweis am Dienstag in Berlin. Der DSGV ist damit pessimistischer als die Bundesregierung, die für 2023 zuletzt einen Rückgang der Inflationsrate auf sieben Prozent prognostizierte. „Das liegt daran, dass viele Preissteigerungen nach unserer Einschätzung noch in den Lieferketten stecken und noch nicht bei den Verbrauchern angekommen sind“, sagte Schleweis.

Laut einer Umfrage für das jährlich erstellte Vermögensbarometer des DSGV haben 64 Prozent der Bundesbürger ihren Konsum bereits eingeschränkt. 24 Prozent beurteilten zudem ihre aktuelle finanzielle Situation als „eher schlecht“ oder „schlecht“, das ist der höchste Wert seit 2013. Die aktuellen Zahlen stammen aus einer Erhebung unter 1000 Bundesbürgern in der ersten Oktoberhälfte. Vor einem Jahr hatten lediglich 19 Prozent der Befragten ihre finanzielle Lage als schlecht beurteilt.

Sparquote wieder auf Vor-Corona-Niveau

22 Prozent erklärten jetzt, sie könnten aufgrund der Inflation weniger Geld zurücklegen. 30 Prozent wollen dagegen mehr sparen als bisher. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts legten die privaten Haushalte im ersten Halbjahr von 100 Euro verfügbarem Einkommen im Schnitt 11,10 Euro auf die Seite. Die Sparquote lag also bei 11,1 Prozent, dies entspreche etwa dem Niveau vor Ausbruch der Coronapandemie. Wegen der Einschränkungen bei Reisen und anderen Freizeitaktivitäten legten viele Menschen in den vergangenen beiden Jahren ungewöhnlich viel Geld zurück, im ersten Halbjahr 2021 erreichte die Sparquote mit 18,2 Prozent ein Allzeithoch.

Laut einer Analyse der DZ-Bank sparten die privaten Haushalte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 160 Milliarden Euro. Gleichwohl seien die privaten Geldvermögen um insgesamt 1,8 Prozent auf 7,7 Billionen Euro geschrumpft, vor allem wegen der Kursverluste bei Wertpapieren. „Darüber hinaus hat das verbliebene Geldvermögen spürbar an Kaufkraft verloren“, schreibt DZ-Bank-Analyst Michael Stappel.

Kaufkraftverlust von fast 400 Milliarden Euro erwartet

Von den Geldvermögen der privaten Haushalte entfielen rund 5,7 Billionen Euro auf Bankeneinlagen, Anleihen und Versicherungen. Die durchschnittliche Verzinsung dieser Anlageformen belaufe sich nach Abzug von Steuern und Verwaltungsaufwendungen auf 0,7 Prozent. Stappel sieht den Jahresschnitt der Inflationsrate in diesem Jahr bei rund acht Prozent. Unter Berücksichtigung der Teuerungsrate büßten die Zinsprodukte also rund sieben Prozent oder 395 Milliarden Euro an Kaufkraft ein.

Auch der DSGV rät davon ab, allein auf Zinsprodukte zu setzen. „Ein sinnvoller Anlagemix“ sei Wertpapiersparen in Kombination mit einem Tagesgeldkonto oder andern kurzfristigen Spareinlagen, sagte Schleweis.