Emmanuel Macron befindet sich auf Wahlkampftour durch Frankreich. Nun ist er bei einem Termin von einem Mann geohrfeigt worden. Foto: dpa/Philippe Desmazes

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist bei einer Reise nach Südfrankreich von einem Mann angegriffen worden. Was hat es damit auf sich?

Paris - Emmanuel Macron fühlt sich in seinem Element. Ohne Jacket, die Ärmel hochgekrempelt geht der französische Präsident bei einer Wahlveranstaltung lachend und winkend auf die Menschenmenge zu. Er schüttelt einem Wartenden die Hand, redet kurz mit ihm, doch plötzlich wird er von dem Mann geohrfeigt. Festgehalten ist die kurze Szene auf einem Handyvideo, das sich schnell in den sozialen Medien verbreitete. Zu sehen ist noch, wie sich die Sicherheitsbeamten auf den Mann stürzen, dann bricht der Film ab.

„Nieder mit der Macronie“

Nach Angaben von Augenzeugen rief der Angreifer „Nieder mit der Macronie“. Lokale Medien schreiben, dass er politisch in der Gelbwesten-Bewegung zu verorten sei, die 2018 und 2019 unter dem Schlachtruf „Macron, tritt zurück“ immer wieder Hunderttausende auf die Straße brachte. Die Präfektur erklärte, der Mann werde zusammen mit einem möglichen Mittäter von Beamten verhört.

Der Vorfall ereignete sich in der 6000-Einwohner-Gemeinde Tain-l’Hermitage nördlich von Valence. Knapp ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich ist Macron seit einigen Tagen auf „Tour de France“. Bei der Rundreise will der 43-Jährige den Franzosen nach eigenen Worten „den Puls fühlen“, um seine Chancen für eine Wiederwahl auszuloten. Dabei setzt der Staatschef offensichtlich gezielt darauf, dass er im direkten Gespräch mit den Menschen immer wieder Sympathiepunkte für sich sammeln kann.

Solidarität unter der Politikern

In politischen Welt Frankreichs herrschte nach dem Angriff eine seltene Harmonie. Alle Parteien verurteilten die Attacke. Selbst die extrem rechte Marine Le Pen, Chefin des Rassemblement National und eine der aggressivsten Kritikerinnen Macrons, stellte sich hinter den Präsidenten. „Auch wenn eine demokratische Debatte bitter sein kann, kann körperliche Gewalt niemals tolerieren werden. Ich verurteile aufs Schärfste die unerträgliche körperliche Aggression, die gegen den Präsidenten der Republik gerichtet war“, schrieb sie auf Twitter.

Yannick Jadot, Europaabgeordneter von den Grünen, machte die Tragweite der Attacke deutlich. „Der physische Angriff auf den Präsidenten der Republik bedeutet einen Angriff auf Frankreich“, sagte er und fügte hinzu: „Die Brutalisierung der politischen Debatte bedroht die Demokratie.“

Macron auf Stimmenfang im Land

Auf seiner Reise durchs Land will der Präsident auch um Stimmen bei der anstehenden Regionalwahl werben. Sie ist der letzte Stimmungstest vor der Präsidentenwahl im Frühjahr 2022. Dabei sehen die Prognosen für Macron bei beiden Wahlen sehr schlecht aus. Experten gehen davon aus, dass die Präsidentenpartei La République en Marche (Die Republik in Bewegung) keine einzige der 18 Regionen gewinnen kann. Stattdessen trommeln vor allem Le Pens Rechtspopulisten lautstark für einen Sieg.