Vor dem Landgericht Stuttgart muss sich ein 51-Jähriger wegen 25 Straftaten verantworten. Er soll in der Psychiatrie in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) bleiben.
Der Mann auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts hat auch mit 51 Jahren noch einen breiten Brustkorb und kräftige Arme. Er ist ein ehemaliger Boxer, doch sein Sport hat ihm nicht nur schöne Momente beschert. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft leidet der 51-Jährige unter einer Hirnverletzung, die zu einer psychischen Erkrankung geführt hat. Er ist daher vorläufig in einem Zentrum für Psychiatrie (ZfP) untergebracht, nach dem Willen der Staatsanwaltschaft soll er dort noch einige Zeit bleiben.
Sie hat daher vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Stuttgart ein so genanntes Sicherungsverfahren angestrengt, mit dem der 51-Jährige längerfristig dort untergebracht werden soll. Parallel wird allerdings auch schon nach einem betreuten Wohnplatz für den Mann gesucht, der im vergangenen Jahr abwechselnd im ZfP Winnenden oder in diversen Obdachunterkünften im Raum Schwäbisch Gmünd gelebt hatte. Zwischen Mai und November vergangenen Jahres soll es dort zu insgesamt 25 Straftaten gekommen sein, um die es in diesem Sicherungsverfahren geht. Darunter sind allein elf Vorwürfe der Körperverletzung, zudem Bedrohung, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.
Faustschlag führt zu Kieferprellung
Opfer waren häufig Pflegekräfte oder Mitpatienten im ZfP Winnenden. So soll er im vergangenen Mai einem Mann einen Faustschlag versetzt und eine Kieferprellung verursacht haben, weil er gedacht habe, dieser sei ihm noch elf Euro schuldig. Einem anderen Mann versetzte er laut Antragsschrift einen Schlag gegen die Brust, weil er sein Handy zurückhaben wollte – allerdings hatte er es ihm erst Sekunden vorher übergeben, da ihm der Mann beim Einrichten eines Programms helfen sollte.
Im Juli soll er eine Pflegehilfskraft, die den auf einer Trage fixierten 51-Jährigen zudecken wollte, mit der freien rechten Hand einen Schlag ins Gesicht versetzt haben, sodass das Opfer eine Kieferprellung und Schürfwunden erlitt. Als eine Pflegerin einige Tage später sagte, die Station sei kein Boxstudio, sei der Mann wütend geworden, sodass die Pflegerin aus Angst die Stationstür schloss. Daraufhin habe der 51-Jährige gegen die Tür gespuckt, einen Schrank zerstört und der Pflegerin gedroht, sie umzubringen.
Verkehrsschild aus der Verankerung gerissen
Im November soll er im Haus der Gesundheit in Schwäbisch Gmünd eine Mitarbeiterin mit einem Stuhl beworfen haben, weil ihm die Aufnahme verweigert worden sei. Zudem habe er mehrere Stühle und Tische umgeworfen. Anschließend sei er vor das Haus gegangen, habe ein Verkehrsschild aus der Verankerung gerissen und versucht, wieder in das Gebäude hineinzukommen. Dabei sei ein Schaden von 250 Euro entstanden. Einen Arzt soll er wenige Tage später in einer Notunterkunft in Mutlangen gegen die Wand gestoßen haben, nachdem ihn dieser entlassen, aber ihm kein Geld mitgeben wollte. 800 Euro Schaden habe er verursacht, weil er auf einer Intensivstation ein Fenster aus dem Rahmen gerissen und zerstört haben soll.
Der 51-Jährige erklärte, mittlerweile sei er medikamentös gut eingestellt, er könne wieder schlafen und sei nicht mehr nervös. Am nächsten Verhandlungstag am 23. Juni will er sich zur Person und zu den Tatvorwürfen äußern. Er erklärte jedoch, an viele der Tatvorwürfe könne er sich nicht mehr erinnern. Richter, Staatsanwaltschaft und Verteidigung wollen sich bis dahin auch verständigen, ob einige der Tatvorwürfe wegen Geringfügigkeit eingestellt werden können.
Für den Prozess sind fünf weitere Verhandlungstage vorgesehen, das Urteil soll voraussichtlich am 22. Juli verkündet werden.