Der Ferrari 288 GTO auf einer Oldtimermesse. Foto: imago/Sebastian Geisler/Sebastian Geisler

Wäre mehr Benzin im Tank gewesen, wäre der dreiste Millionen-Coup möglicherweise gelungen. Stattdessen ist der Dieb eines seltenen Ferraris nun verurteilt worden.

Neuss - Nach dem spektakulären Diebstahl eines mehr als zwei Millionen Euro teuren Ferraris ist ein 45-Jähriger zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Amtsgericht in Neuss bei Düsseldorf sprach den Mann am Mittwoch wegen schweren Diebstahls schuldig.

Der Richter verwies auf die erdrückende Beweislage. Nicht nur hätten mehrere Zeugen den Mann zweifelsfrei wiedererkannt. Im Wagen seien auch seine Fingerabdrücke und seine DNA gesichert worden.

Der 45-jährige schwieg weiter zu den Vorwürfen

„Es gibt wenig zu ihrer Entlastung“, hatte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer bemerkt. Dennoch beantragte der Verteidiger Henner Apfel nicht nur einen Freispruch, sondern auch die Aufhebung des Haftbefehls für seinen Mandanten. Der einschlägig vorbestrafte 45-Jährige schwieg am Mittwoch weiter zu den Vorwürfen.

Der Haftbefehl bleibe bestehen, betonte Richter Kay Uwe Krüger: „Fluchtgefahr.“ Der Dieb war am 13. Mai 2019 in Düsseldorf als Kaufinteressent bei einem Oldtimer-Handel erschienen und hatte eine vermeintliche Probefahrt mit dem für 2,35 Millionen Euro angebotenen Ferrari unternommen.

Mit 400-PS-Gefährt davongefahren

Als es im benachbarten Neuss einen Fahrerwechsel geben sollte und der Verkäufer dazu ausgestiegen war, gab der 45-Jährige Gas und brauste mit dem 400-PS-Gefährt davon, während der verdutzte Verkäufer am Straßenrand zurückblieb.

Der Ferrari war nach einem Zeugenhinweis in Grevenbroich am Niederrhein in einer Garage sichergestellt worden. Erstbesitzer des seltenen Ferrari 288 GTO, Baujahr 1985, war laut Verkaufsanzeige Ex-Formel-1-Pilot Eddie Irvine.

„Den Ferrari wollte der Besitzer aus Leichlingen über unsere Firma verkaufen“, berichtete ein Mitarbeiter des Oldtimerhandels als Zeuge. Der Interessent habe sich damals unter anderem Namen in Düsseldorf gemeldet und bei dem Termin sehr fachkundig gewirkt.

Der Dieb kam nicht weit

Als der Dieb den verdutzten Verkäufer am Straßenrand hinter sich gelassen hatte, kam er aber nicht weit. „Ich hatte vor der Fahrt nur so etwa für 15 Euro getankt“, sagte der Zeuge.

Wohl aus Spritmangel hatte der Autodieb deshalb im benachbarten Grevenbroich einen Schrebergärtner mit den Worten angesprochen: „Garage, Garage – my Ferrari“, schilderte der Hobbygärtner als Zeuge. Er müsse den Wagen aus Angst vor Kratzern irgendwo sicher unterstellen. „Ich hab mir nichts dabei gedacht und ihm meine Garage angeboten.“

Freunde wiesen den hilfsbereiten Schrebergärtner dann darauf hin, dass nach dem Ferrari gefahndet wurde. „Wir haben dann direkt die Polizei angerufen“, sagte er. Tage später sei der Mann wieder bei ihm aufgetaucht. „Ich hab ihm gesagt, der Wagen ist weg. Den hat die Polizei.“

Zeitungsleser gab den Tipp

Der 45-Jährige war zwar rasch als Täter ermittelt worden, musste aber zunächst in seiner Heimat noch eine 22-monatige Haftstrafe absitzen. Die breite internationale Berichterstattung über den spektakulären Coup hatte zu Hinweisen aus Frankreich geführt, wo ein Zeitungsleser den Tipp auf den 45-Jährigen gab. Wie Verteidiger Henner Apfel nach der Verhandlung sagte, will sein Mandant das Urteil nicht anfechten.

Der Ferrari konnte damals nahezu unbeschädigt sichergestellt werden. „Wir mussten den Wagen nur reinigen und die Schlösser austauschen lassen. Das hat unsere Firma 12 000 Euro und eine Menge Vertrauen gekostet“, sagte der Verkäufer. Der Besitzer habe den Ferrari inzwischen aber doch noch verkauft.