Donald Trump gewinnt die Präsidentschaftswahl erneut. Foto: AFP/Chip Somodevilla

Schneller als gedacht steht der Sieger der US-Wahl fest: Donald Trump macht das Rennen und feiert ein historisches Comeback. Ein Stimmungsbild liefert die baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Renata Alt (FDP), die als OSZE-Wahlbeobachterin live vor Ort war.

Der Sicherheitsbereich rund um das Weiße Haus war um 500 Meter ausgeweitet worden, das Gelände mit meterhohen Zäunen noch zusätzlich gesichert und auch im direkten Umkreis hatten Ladenbesitzer, Banken und andere Einrichtungen Vorkehrungen getroffen, um sich im Fall gewaltsamer Unruhen schützen zu können. In der Hauptstadt hatte man sich darauf vorbereitet, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte. Doch diese blieben aus. Verhältnismäßig früh war absehbar, dass Donald Trump die Wahl gewinnen würde.

„Vor den Wahlen herrschte eine enorme Anspannung. Man hatte uns vor Ort auf Krisensituationen vorbereitet“, berichtet Bundestagsabgeordnete Renata Alt (FDP), die als OSZE-Wahlbeobachterin in mehreren Wahllokalen im Bundesstaat Maryland und in Washington D.C. unterwegs war. „Insgesamt sind die Wahlen aber sehr ruhig und friedlich abgelaufen.“ Beobachtet hat sie aber nichts dergleichen.

Beeindruckende Organisation

Noch vor der Eröffnung besuchte sie ein Wahllokal, um sicherzustellen, dass dort alles richtig vorbereitet ist. „Da war alles top. Ich war beeindruckt wie weit man in den Vereinigten Staaten schon ist“, berichtet sie. „Etwa die Hälfte der Menschen hatte bereits per Briefwahl oder Early Voting abgestimmt, am Wahltag gab es dann die Option einen Stimmzettel auszufüllen oder digital am Wahlcomputer mit Touchscreen.“ Die meisten Wähler entschieden sich für letzteres. „Dadurch ging es auch schnell voran und es gab keine langen Warteschlangen. Es war hochprofessionell organisiert“, lobt Alt. „Das würde ich mir für Deutschland auch wünschen“, meint die Bundestagsabgeordnete.

An Wahlcomputern mit Touchscreen haben Wähler die Möglichkeit einfach und schnell ihre Stimme abzugeben. Foto: imago//Philip Wyers / SOPA Images

Auch die Stimmung in den Wahllokalen erlebte sie als angenehm. „Alle waren sehr höflich und hilfsbereit“, erzählt sie. „Wahlhelfer haben Snacks und Wasser ausgeteilt, das fand ich sehr schön.“ Und noch etwas berührte die Wahlbeobachterin: „Jedes Mal, wenn ein Erstwähler seine Stimme abgab, bekam dieser einen riesen Applaus von allen. Zu wählen ist in Amerika sehr wichtig. Es wird dort von vielen als bürgerliche Pflicht empfunden.“

Amerikaner zeigen sich verschlossen

Für Gespräche waren die Menschen vor Ort allerdings nicht besonders offen. „Bereits bei einem Besuch im Mai hatte ich festgestellt, dass man über Politik nicht gerne redet“, sagt Alt. „Immer wieder bat man mich direkt vorneweg, nicht das T-Wort anzusprechen“, erzählt sie. Dass Trump nun als Sieger der Wahl hervorging, hat die Bundestagsabgeordnete nicht überrascht. „In den Umfragen zeichnete sich ab, dass beide Kandidaten realistische Chancen haben.“ Viel mehr überraschte sie jedoch, welche Themen den Wählern besonders wichtig waren. „Eigentlich ging es hauptsächlich um Inflation, Jobsicherheit und Abtreibung. Klimaschutz spielte beispielsweise so gut wie keine Rolle.“

Unberechenbare Zeit steht bevor

Mit Trump müsse man sich jetzt arrangieren und Wege finden auch weiterhin gut mit den Vereinigten Staaten zusammenzuarbeiten. „Das könnte schwierig werden, weil man in Trump einen sehr unberechenbaren Partner hat.“ Jedoch biete sich dadurch auch die Möglichkeit etwas zu lernen, was insbesondere auch deutsche Unternehmen bisher nicht zu verstehen scheinen. „Wir müssen unabhängiger werden. Deutschland aber auch Europa muss die eigene Wettbewerbsfähigkeit steigern, um nicht zum Spielball anderer Länder werden.“

Normaler Alltag geht wieder los

Nun geht das Leben weiter. Bereits am nächsten Morgen schien alles wieder die gewohnten Wege zu gehen. „Die Leute waren unterwegs, in den Nachrichten ging es kurz um die Wahl, die Börse, dann das Wetter. Alles war wieder normal.“ Das solle man auch in Deutschland so machen. „Das ist das Ergebnis. Und das muss man akzeptieren“, sagt Alt. „Natürlich werden wir aber die Entwicklungen in den USA immer beobachten.“