Damar Hamlin nach seinem Zusammenbruch auf dem Spielfeld. Foto: dpa/Joshua A. Bickel

Der amerikanische Football-Spieler Damar Hamlin musste nach einer Abwehraktion auf dem Spielfeld reanimiert werden. Der Grund könnte eine Herzerschütterung mit anschließendem Herzstillstand gewesen sein. Wir erklären, was dabei passiert.

Dramatischer Zwischenfall in der US-amerikanischen National Football League (NFL): Im Spiel zwischen den Cincinnati Bengals und den Buffalo Bills ist der 24-jährige Bills-Verteidiger Damar Hamlin am Montag nach dem Zusammenstoß mit einem Gegenspieler zusammengebrochen. Er musste reanimiert werden und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Sein Zustand sei weiter kritisch, hieß es. Als Grund für den Kollaps des Spielers gaben die Buffalo Bills einen Herz-Kreislauf-Stillstand an. Die Vermutung liegt nahe, dass sich dahinter eine sogenannte Herzerschütterung verbergen könnte. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür bis jetzt aber nicht.

Unter einer Herzerschütterung (lateinisch: Commotio cordis) versteht man einen plötzlichen Stillstand des Herzens, der durch einen harten Stoß oder Schlag gegen die Brust ausgelöst werden kann – beispielsweise durch den Treffer eines schnell fliegenden Eishockey-Pucks oder Balls. Der NFL-Spieler Damar Hamlin wurde bei einer Abwehraktion – einem sogenannten Tackle – hart vom Helm eines gegnerischen Spielers an der Brust getroffen.

Gefährlicher elektrischer Reiz

Forscher des Universitäts-Herzzentrums der Uniklinik Freiburg haben schon vor einigen Jahren in Laboruntersuchungen nachgewiesen, dass durch einen Druck oder Stoß auf das Herzgewebe ein zusätzlicher elektrischer Reiz entstehen kann. Dieser kann die normale Erregung des Herzmuskels stören, die ebenfalls über elektrische Impulse der beteiligten Nervenzellen läuft. Mögliche Folgen sind Kammerflimmern und Herzstillstand.

„Herzerschütterungen sind insgesamt sehr selten, gelten aber als einer der häufigsten Gründe für einen plötzlichen Herztod bei jungen, gesunden Sportlern“, heißt es in einer Mitteilung der Uni Freiburg. Dabei kommt es in der Regel nicht zu einer feststellbaren Verletzung des Herzmuskels – ein starker mechanischer Impuls genügt.

„Zeit, Ort und Stärke des Schlages müssen genau zusammenpassen, damit eine lebensgefährliche Herzerschütterung entsteht“, sagte Studienleiter Peter Kohl, Direktor des Instituts für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin des Universitäts-Herzzentrums Freiburg anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse im Fachjournal Circulation Arrhythmia and Electrophysiology. Früheren Forschungsergebnissen zufolge hat eine zusätzliche Erregung des Herzmuskels nur in einem Zeitfenster von rund 20 Millisekunden pro Herzschlag Auswirkungen auf die Herztätigkeit, wie die Uniklinik Freiburg weiter schreibt.

Sofortige Wiederbelebung entscheidend

„Personen, die nach einem stumpfen Schlag auf die Brust kollabieren, müssen sofort auf Herzstillstand untersucht werden“, heißt es medizinischen Nachschlagwerk MSD Manual. Wenn ein Herzstillstand vorliegt, sollten sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen werden – etwa eine Herzdruckmassage oder Mund-zu-Mund-Beatmung. Ist ein externer Defibrillator verfügbar, sollte dieser unbedingt eingesetzt werden. Auch bei Damar Hamlin konnte der Herzschlag noch auf dem Spielfeld mit Stromstößen aus einem solchen Gerät wiederhergestellt werden.