Gemeinsam beten und hoffen: in Kornwestheim versammeln sich am Samstag mehr als 300 Menschen bei einer Mahnwache für die Erdbebenopfer. Foto:  

Gedenk-Aktionen und Spendensammlungen finden an vielen Orten statt – unter anderem in Erdmannhausen und Kornwestheim.

Die Betroffenheit über die vielen tausend Erdbebenopfer und deren Familien in der Türkei und in Syrien ist groß – auch im Landkreis Ludwigsburg. Hunderte Menschen haben sich bereits am Dienstag auf dem Ludwigsburger Marktplatz versammelt und der Opfer gedacht. Aber die Menschen wollen auch helfen. In Sachsenheim startete zum Beispiel eine Hilfsaktion und auch in Erdmannhausen trugen Helfer Spenden für die Betroffenen zusammen.

Mitglieder der türkischen Gemeinde Erdmannhausen bedanken sich bei den Organisatoren vom Roten Kreuz für die Spendenaktion. Foto: Sandra Lesacher

Am Samstagvormittag veranstaltete das Rote Kreuz Erdmannhausen eine Spendensammlung. Relativ kurzfristig wurde ein Stand auf dem Rathausvorplatz aufgebaut: Waffeln, Tee, Kaffee und Punsch gab es gegen einen kleinen Obolus zum Aufwärmen. „Jeder spendet, was es ihm wert ist“, sagt Daniela Baumgärtner-Bauer vom örtlichen Roten Kreuz.

Unbürokratische Spendensammlung des Roten Kreuzes

Einige kommen vorbei und lassen sich Süßes und Heißes schmecken, spenden und kommen ins Gespräch. Andere halten nur kurz an und werfen einfach so etwas ins Kässle. Auch viele Mitglieder der türkischen Gemeinde Erdmannhausen sind vor Ort. Sie sind begeistert und gerührt ob der Hilfsbereitschaft. „Mir sind die Tränen gekommen“, sagt eine Frau. Daniela Baumgärtner-Bauer und die stellvertretende Bürgermeisterin Vanessa Gruber finden die Anteilnahme „selbstverständlich“. Und: „Erdmannhausen steht für Engagement“, sagt Gruber.

Das zeigte auch eine weitere Aktion am Sonntag. Die türkische Gemeinde veranstaltete in Kooperation mit der Gemeinde Erdmannhausen in der Halle auf der Schray einen Spendenverkauf, für den die Damen schon tagelang gekocht und gebacken hatten. Der Erlös wird zu 100 Prozent den Erdbebenopfern zugutekommen, bei einem Gebet wurde der Opfer der Katastrophe gedacht.

„Mir sind die Tränen gekommen“

Auch in Kornwestheim wurde am frühen Samstagabend ein Zeichen der Solidarität gesetzt. Mehr als 300 Menschen versammelten sich auf dem Marktplatz, um den Opfern und auch Überlebenden des Erdbebens in der Türkei und Syrien zu gedenken. Denn Not kennt keine Grenzen. Die Kornwestheimer Oberbürgermeisterin Ursula Keck sah es in ihrer Rede als Selbstverständlichkeit an, dass ihre Stadt hilft und unterstützt. „Wir leben hier in Kornwestheim diese soziale Verbindung und leisten Hilfe, wo sie nötig ist und gebraucht wird“, sagte Keck. Zudem sprach sie ihre Anteilnahme aus und gestand, dass es für dieses schreckliche Leid einfach keine passenden Worte gebe.

OB, Pfarrer und Gemeinderäte mit türkischen Wurzeln bei Mahnwache

Zuvor hat die schwarz gekleidete Menschentraube am Brunnen auf dem Marktplatz den Gebetsrufen des Imams der Ayasofa-Moschee, Yildirim Altay, gelauscht. Es flossen Tränen. Vielen standen Trauer und Sorge im Gesicht, türkische Flaggen wehten stumm in Kinderhänden. Seite an Seite gedachte man den Toten. Große Freude über jeden Überlebenden, die die Rettungskräfte immer noch aus den Trümmern ziehen.

Neben Keck und dem Pfarrer Franz Nagler war es auch den drei Gemeinderäten, Canan Balaban, Marcel Demirok und Ender Engin, ein Bedürfnis, Worte an die Trauernden zu richten und zu verdeutlichen, wie wichtig es sei in diesen Zeiten füreinander einzustehen. Engins Mutter stammt aus dem Epizentrum des Erdbebens, damit ist seine Familie, ebenso wie fast zehn weitere Familien aus Kornwestheim, direkt von den Ereignissen betroffen. Mit einer Rezitation aus dem Koran und einem abschließenden gemeinsamen Gebet ging die Mahnwache des Türkisch Islamischen Kulturvereins zu Ende.