Bei der Schulranzenaktion im Kinder- und Jugendhaus Obertürkheim waren die bunten Ranzen schnell vergriffen. Foto: Elke Hauptmann

Das Deutsche Kinderhilfswerk hat an 55 künftige Grundschüler in Obertürkheim mit allerlei nützlichen Utensilien gefüllte Schulranzen verteilt. Damit soll Kindern aus einkommensschwachen Familien der Schulstart erleichtert werden.

Obertürkheim - D ie pinkfarbenen waren zuerst vergriffen, dann die blauen mit dem Fußballaufnäher. Letztendlich aber fanden gestern Nachmittag alle Taschen einen glücklichen Besitzer: Innerhalb weniger Minuten waren die 55 mit Federmäppchen, Buntstiften, Schulheften und Sportbeutel gefüllten Schulranzen an künftige Grundschulkinder in Obertürkheim verteilt. Zu der Aktion hatte das Deutsche Kinderhilfswerk ins Kinder- und Jugendhaus Obertürkheim eingeladen.

Guter Start

„Damit soll Kindern aus einkommensschwachen Familien ein guter Schulstart ermöglicht werden“, erklärte der regionale Koordinator des gemeinnützigen Vereins, Michael Kruse. „Auch wenn die Corona-Pandemie derzeit das Leben unserer Kinder enorm belastet, heißt es hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Wir wünschen uns sehr, dass die Kinder in Stuttgart einen unbeschwerten ersten Schultag erleben werden.“ Gerade der erste Schultags sei für jedes Kind ein ganz besonderes Ereignis. „Für arme Familien bedeutet er jedoch eine außerordentliche finanzielle Belastung“, so Kruse. „Gerade ein guter Schulranzen kostet viel Geld.“

Traurige Realität

Jedes Jahr verteilt das Deutsche Kinderhilfswerk deshalb bundesweit bis zu 2000 Schulranzen an Kinder aus finanziell schwierigen Verhältnissen. Bislang wurden schon rund 24 000 Schulranzen im Wert von mehr als vier Millionen Euro an Kinder in ganz Deutschland gespendet, damit sie unter denselben Voraussetzungen wie andere Kinder in ihr Schulleben starten und den Spaß am Lernen behalten. Eigentlich sollte Bildungsgerechtigkeit für Kinder ein einer der reichsten Industrienationen eine Selbstverständlichkeit sein. „Die Realität aber sieht anders aus“, weiß man beim Deutschen Kinderhilfswerk, das sich seit über 45 Jahren für Kinderrechte und gegen Kinderarmut einsetzt. In Deutschland wachse jedes fünfte Kind in Armut auf, und vielfach entscheide der Geldbeutel der Eltern über die Bildungschancen von Kindern.

Augen nicht verschließen

Einkommensschwache Familien gibt es auch in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. „Die Kinderarmut in Stuttgart ist nach wie vor viel zu hoch“, stellt Steffen Brodbeck fest. Der Leiter des Jugendhauses Villa Jo hatte zuvor in den Kitas in Obertürkheim den Bedarf für kostenlose Schulranzen abgefragt. So dankbar er dem Deutschen Kinderhilfswerk auch für die unbürokratische Aktion sei, mahnt er: „Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass sehr viele Kinder von Sozialleistungen leben müssen.“