Schlotterbeck statt Hindenburg: Überklebtes Straßenschild in Fellbach. Foto: Dirk Herrmann

Aktivisten der „Antifaschistischen Initiative Rems-Murr“ überkleben im Stadtteil Oeffingen ein Straßenschild. Das hat Folgen.

Groß bemerkt wurde diese Aktion im Osten des Fellbacher Stadtteils Oeffingen, so ist aus der dortigen Nachbarschaft zu hören, nicht. Aber Spuren hinterlassen haben die Aktivisten schon – indem sie am Montag das Schild der Hindenburgstraße mit „Schlotterbeckstraße“ überklebten.

Anlass: 90. Jahrestag der Machtergreifung

Wer dahinter steckt, offenbart eine E-Mail, die um 0.33 Uhr vom „Antifaschistischen Treffen Rems-Murr“ an Redaktionen verschickt wurde: „Am 30. Januar haben wir in Fellbach-Oeffingen die Hindenburgstraße in Schlotterbeckstraße umbenannt. Anlass war der 90. Jahrestag der Machtübertragung.“ An jenem Datum im Jahr 1933 hatte Paul von Hindenburg, der Reichspräsident der Weimarer Republik, Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. „Dies stellte den Beginn der faschistischen Diktatur und das Ende der bürgerlichen Demokratie dar“, so die Erklärung. Diese Eigeninitiative sei nötig, weil die bisherigen Diskussionen in diversen Kommunen zur Umbenennung von Straßen zu keinem Ergebnis geführt hätten. Erst vor wenigen Tagen hat die SPD in Leutenbach eine Initiative zur Umbenennung der dortigen August-Lämmle-Straße gestartet.

Für die Initiative aus dem linken Spektrum steht fest: „Die bekennenden NS-Unterstützer und -profiteure Hindenburg, Heinkel und Lämmle prägen immer noch Straßennamen.“ Es sei „unerträglich, dass Menschen wie Hindenburg, die Hitler bewusst die Macht übertragen haben und mitverantwortlich sind an der unmenschlichen Ausbeutung, Krieg und Zerstörung Deutschlands und Europa, dermaßen geehrt werden“. Als neuen Straßennamen hat die Gruppe den der kommunistischen Widerstandsgruppe Schlotterbeck gewählt. „Diese leistete aktiv Widerstand gegen das Hitler-Regime. Dabei ließen auch fast alle ihr Leben und waren unter anderem auch hier in der Region im KZ Welzheim eingesperrt.“

Polizei erhält Hinweis auf die Aktion

Dass die Erinnerung an die Machtübertragung und deren Folgen auch heute noch notwendig sei, „zeigt allein schon die Tatsache, das die Polizei keine Mühen gescheut hat zu versuchen, die Umbenennung zu verhindern“, so die Initiative. Tatsächlich erhielt die Polizei, wie ein Sprecher des Präsidiums Aalen auf Nachfrage bestätigt, am Montag gegen 19.50 Uhr einen Hinweis auf die Aktion. Vor Ort stellten die angerückten Beamten die beklebten Straßenschilder fest und nahmen die Personalien von etwa einer Handvoll Menschen auf, die sich dort aufhielten. Geprüft werde nun, ob es sich um Sachbeschädigung gehandelt hat.

Der Bauhof wird die Beklebung entfernen

Fellbachs Rathaussprecherin Sabine Laartz verweist auf Nachfrage zu der Aktion darauf, dass sich die Stadt im Jahr 2015 intensiv mit der Umbenennung von Straßennamen befasst habe. „In einer breit angelegten Bürgerbeteiligung sowie in einer parallel stattfindenden wissenschaftlichen Debatte wurde das Für und Wider abgewogen. Der Gemeinderat hat sich 2015 gegen eine Umbenennung entschieden. Ob die Frage neu diskutiert werden soll, wird der Gemeinderat entscheiden.“

Im Übrigen, so die klare Ankündigung aus dem Rathaus: „Die Beklebung wird vom städtischen Bauhof entfernt.“