Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus streicht europaweit Stellen. Auch beim Tochterunternehmen Tesat in Backnang sollen Arbeitsplätze wegfallen. Der dortige Betriebsrat sieht dennoch positiv in die Zukunft.
Erst im Sommer eröffnete Ministerpräsident Winfried Kretschmann feierlich den neuen, 25 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau für die neue Serienproduktion von Laserterminals bei Tesat in Backnang. Bis zu 100 optische Komponenten sollen dort künftig monatlich vom Band laufen – eine Verfünffachung der bisherigen Stückzahlen. Und nun ist bei dem Hightech-Unternehmen an der Murr von Stellenabbau die Rede. Wie passt das zusammen?
2500 Entlassungen? Airbus legt neue Zahlen vor
Tesat ist ein Tochterunternehmen des Airbus-Konzerns, und der Mutterkonzern muss sparen. Groß war die Aufregung, als im Oktober bekannt wurde, dass Airbus Defence and Space bis Mitte 2026 europaweit rund 2500 Stellen streichen will. Vor wenigen Tagen informierte die Geschäftsleitung die Betriebsräte von Airbus Defence and Space in Deutschland über die geplante Organisationsanpassung und legte neue Zahlen vor.
Verhandlungen im Januar geplant
Demnach sollen in Europa 2043 Stellen eingespart werden, 689 Stellen in Deutschland. Entlassungen soll es jedoch keine geben. „Wir – die Betriebsräte gemeinsam mit der IG Metall – werden die Belegschaft und den Standort Deutschland schützen“, teilt Thomas Pretzl, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Airbus Defence and Space GmbH, mit. Über Details soll im Januar zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern verhandelt werden, dabei könnten sich konkrete Zahlen aber noch ändern. Fest steht laut Pretzl: „Wir konnten bereits vor Beginn der Verhandlung betriebsbedingte Kündigungen ausschließen.“ Pretzl kritisiert den Stellenabbau und die erneute Reorganisation.
47 Stellen auf der Streichliste in Backnang
Was die Stellenstreichungen bei Tesat in Backnang angeht, ist von insgesamt 47 Arbeitsplätzen die Rede. Das bestätigen sowohl eine Unternehmenssprecherin als auch Michael Lecsko, der langjährige Tesat-Betriebsratsvorsitzende. Die Geschäftsführung habe die Belegschaft am Donnerstag in einer Betriebsversammlung über die neuesten Entwicklungen informiert. Welche Abteilungen betroffen sind, sei offen. Allerdings ordnet er die angekündigte Zahl ein: „Wir haben rund 1200 Beschäftigte, wenn man beachtet, dass die 47 Stellen bis Mitte 2026 eingespart werden sollen, dann liegt das unter dem, was man in einem Betrieb als natürliche Fluktuation hat“, sagt Lecsko. „Wie sich diese 47 Stellen genau aufteilen, darüber haben wir keine Information.“
Betriebsrat: „Wir haben Arbeit ohne Ende“
Bange ist Michael Lecsko nicht, was die Zukunft des Backnanger Unternehmens und seiner Mitarbeitenden betrifft – im Gegenteil: „Wir haben bei Tesat in diesem Jahr einen historisch hohen Auftragsbestand, wir haben Arbeit ohne Ende, haben Stellen in der Fertigung aufgebaut“, erklärt er. „Unsere Zahlen sind gut, es geht alles in eine positive Richtung.“
Tesat liefert Schlüsselkomponenten für die Satellitenkommunikation, die von der Telekommunikation über die Navigation, Klima- und Erdbeobachtung bis hin zur Wissenschaft eingesetzt werden.
Zwangsmaßnahmen sind nicht geplant
„Die von Airbus geplanten Maßnahmen zielten darauf ab, die Fixkostenbasis des Unternehmens zu reduzieren, wobei fast alle betroffenen Stellen sogenannte „Overhead-Positionen“ sind (Management-Support-Funktionen, die keinem einzelnen Programm oder Projekt zugeordnet sind)“, teilt die Tesat-Sprecherin mit. „Es werde erwartet, dass diese Maßnahmen bis Mitte 2026 abgeschlossen sein werden. Zwangsmaßnahmen sind nicht geplant.“ Airbus werde mit seinen Sozialpartnern zusammenarbeiten, „um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten“.
Die Rüstungs- und Raumfahrtsparte von Airbus beschäftigt nach eigenen Angaben in Europa etwa 35 000 Menschen. Während das Geschäft mit Militärflugzeugen und Cybersicherheit gut läuft, musste der Raumfahrtbereich im ersten Halbjahr hohe Abschreibungen verbuchen.