Bei Auf- und Abbau ist gutes Personal entscheiden Foto: Rehberger - Rehberger

Für Schausteller auf dem Volksfest wird die Personalsuche immer schwieriger. Die Agentur für Arbeit stellt mangelndes Interesse fest. Im Ausland sind kaum Hilfskräfte zu bekommen.

Bad CannstattSie sorgen für Nervenkitzel, Unterhaltung, Kurzweil. Ohne Schausteller wären Volksfeste öde Veranstaltungen. „Dann hätten wir einen leeren Platz und könnten Kieselsteine zählen“, würdigt auch Wasenbürgermeister Michael Föll deren Bedeutung. Sie sind meist das ganze Jahr unterwegs, reisen von Festplatz zu Festplatz, bauen auf und ab. Vor allem Fahrgeschäfte sind dabei auf zuverlässiges Personal angewiesen, das dann die ganze Saison mit dem Unternehmen auf Reise ist. Früher sah man die Schilder wie „Junger Mann zum Mitreisen gesucht“ noch häufig an den Geschäften.

Heute wird es immer schwerer, Personal zu finden. „Wegen der Vollbeschäftigung in Polen und Rumänien müssen die Arbeitssuchenden nicht mehr ins Ausland“, beschreibt Albert Ritter die Problematik der Schausteller. In England und Irland müssen keine Sozialabgaben bezahlt werden. „Da ist Brutto gleich Netto“, rechnet der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes und auch der Europäischen Schaustellerunion vor. Da schauen die Schausteller in Deutschland in die Röhre. Denn auch der deutsche Arbeitsmarkt gibt nicht viel her. „Es wird immer schwieriger, Stellen zu vermitteln“, sagt Christian Schaffrath von der Agentur für Arbeit. Er hat in der Woche bis zum Festbeginn eine temporäre Außenstelle der Agentur für Arbeit auf dem Festgelände. In den vergangenen Jahren sei ein Rückgang zu verzeichnen. Waren früher die Teilzeitjobs auf dem Festplatz begehrt, lässt selbst da das Interesse inzwischen nach. Mittlerweile wird über Internet und Facebook auf die Jobangebote aufmerksam gemacht.

Umso schwieriger ist es für die Schausteller, für die ganze Saison Mitarbeiter zu finden. „Wir sind mit dem Arbeitsministerium in Kontakt“, sagt Ritter. In der Ukraine, Moldawien und Mazedonien wird nach Saisonkräften gesucht. Dazu ist eine Sondererlaubnis erforderlich. Die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung in Bonn ist zuständig. „Wenn es aber elf Monate dauert, bis ein Visum aus der Botschaft in Skopje vorliegt, bringt uns das nicht viel.“

An der Bezahlung könne es nicht liegen. Mindestlohn sei gar kein Thema. Es werde weit darüber bezahlt. „Zudem sind Kost und Logis frei.“ Das ganze Jahr über, bis es wieder zurück nach Hause geht. „Unser Mitarbeiter gehört quasi zur Familie“, sagt Mark Roschmann, der ein Kinderfahrgeschäft „Crazy Cars“ betreibt. „Er lebt genauso wie wir, isst genau das gleiche.“ Natürlich seien die Arbeitszeiten andere, ergänzt Stefan Kinzler von der Achterbahn „Wilde Maus“. An Wochenenden und Feiertagen, bis in den Abend. Ein Festplatz bietet keine geregelten Arbeitszeiten. Für junge Menschen sei dies schwierig. „Da kommt eine Freundin ins Spiel, die an einen festen Ort gebunden ist.“ Kinzler hat Mitarbeiter, die zum Teil schon sieben bis acht Jahre dabei sind. Auf die geänderte Situation müsse reagiert werden. „Wir müssen versuchen, die Arbeitsbedingungen attraktiv zu halten.“ Beim Frühlingsfest hielt er seinen Betrieb mit vier bis fünf Mitarbeitern aufrecht. Beim Volksfest sind es zwischen sechs und acht. „So kann man auch mal freie Tage zwischendurch gewähren.“

Denn es gab schon Situationen, in denen Schausteller zu den Kollegen kamen und um Hilfe beim Abbau des Fahrgeschäftes gefragt hatten. Das Personal hatte sich nämlich kurz zuvor einfach verabschiedet.