AfD-Parteichef Gauland hat für den Wechsel eine Bitte an die Delegierten des Parteitags in Braunschweig. Foto: dpa/Sina Schuldt

Bei der AfD zieht sich die Gründergeneration allmählich zurück. Parteichef Gauland hat für den Wechsel eine Bitte an die Delegierten des Parteitags in Braunschweig. Und er sagt seiner Partei eine große Zukunft voraus.

Braunschweig - Die AfD muss nach Auffassung ihres scheidenden Vorsitzenden Alexander Gauland ihren Kurs als „Partei des Volkes und der kleinen Leute“ konsequent fortsetzen und Regierungsfähigkeit entwickeln. „Wenn Grüne, Rote und Dunkelrote zusammengehen, wird der Tag kommen, an dem die geschwächte CDU nur noch eine Option hat: uns“, sagte er am Samstag zur Eröffnung des AfD-Bundesparteitags in Braunschweig. „Das heißt, dass wir unseren Weg weitergehen, ohne Anpassung oder gar Anpasserei.“ Er sehe die Zukunft der AfD nicht in einer Anpassung an eine „verrottete CDU“.

Der von Polizisten aus mehreren Bundesländern geschützte Parteitag wurde von lautstarken Protesten begleitet. Die rund 550 Delegierten wollten bis Sonntag einen neuen Bundesvorstand wählen. Der bisherige Vorsitzende Jörg Meuthen stellt sich zur Wiederwahl. Co-Chef Gauland will sich dagegen von der Spitze der Partei zurückziehen.

Gauland sagte, es bestehe die erfreuliche Aussicht, dass die AfD mit diesem Parteitag „erwachsen“ werde. „Erwachsen heißt, dass wir einen teilweisen Generationswechsel solidarisch vollziehen.“

Die Vorstandswahlen sollten am Nachmittag beginnen

Für Gaulands Posten kandidieren unter anderem der sächsische Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla, sein Fraktionskollege Gottfried Curio und Niedersachsens Landeschefin Dana Guth. Gegen Meuthen will die rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst antreten. Aus dem Bundesvorstand zurückziehen will sich auch der Europaabgeordnete Guido Reil. Für den Bundesvorstand kandidiert auch Wolfgang Gedeon, der nach Antisemitismusvorwürfen in Baden-Württemberg aus der Landtagsfraktion ausgeschlossen worden war.

Die Vorstandswahlen sollten am Nachmittag beginnen. Zuvor wurden mehrere Mitglieder des Bundesschiedsgerichts der Partei neu bestimmt. Dieses Gremium entscheidet über Parteiausschlüsse und andere Ordnungsmaßnahmen.

Gauland zog eine positive Bilanz: „Wir haben dieses Land verändert“, sagte er. „Und wir haben den Menschen eine Stimme gegeben, die sich allein kaum noch trauten, der Auflösung unseres Nationalstaats in der Merkelschen Willkommenskultur zu widersprechen.“ Gauland weiter: „Die SPD ist schon fast ruiniert. Bei der CDU hat die Zersetzung gerade erst begonnen.“

An der Volkswagen Halle, in der die AfD tagt, demonstrierten schon vor Beginn des Parteitags mehrere hundert Menschen. Sie riefen unter anderem „AfD Faschistenpack - wir haben Euch zum Kotzen satt“. Am Mittag waren nach Angaben der Organisatoren 10 000 Menschen auf der Straße. Die Polizei nannte zunächst keine Zahlen. Sie hatte die Halle weiträumig abgesperrt und war mit starken Kräften präsent. Auch Wasserwerfer standen bereit. Der „Volkswagen“-Schriftzug an der Halle war auf Betreiben des Autokonzerns abgedeckt worden.

Die Delegierten lehnten es ab, das Verhältnis zur Identitären Bewegung neu zu regeln. Ein Antrag, diese vom Verfassungsschutz beobachtete Gruppierung von der Unvereinbarkeitsliste zu streichen, wurde nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Hätte er Erfolg gehabt, hätten Mitglieder der Identitären Bewegung künftig auch in die AfD eintreten können.

Ebenfalls nicht auf die Tagesordnung genommen wurde ein Antrag, der unangenehm für Mitglieder geworden wäre, die in Parteispendenaffären verwickelt sind. Er sah vor: „Wer vorsätzlich durch schuldhaftes Finanzgebaren die Partei zu Strafzahlungen zwingt oder von staatlichen Geldzuwendungen abhält, muss persönlich dafür haften.“