Stuttgart gibt die geraubten Kunstwerke an Nigeria zurück. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Bürgervertreter stimmen der Restitution zu. Ein Teil der Objekte wird als Leihgabe weiter im Linden-Museum zu sehen sein.

Das Linden-Museum wird 70 geraubte Kunstobjekte aus dem Königreich Benin an Nigeria zurückgeben und damit die gemeinsame politische Rahmenerklärung zwischen der Bundesrepublik und dem westafrikanischen Staat erfüllen. Baden-Württemberg hat der Restitution vor Wochen zugestimmt, für die Stadt Stuttgart tat das am Mittwoch der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats, in dem die AfD bei diesem Thema schräge Töne beisteuerte. Die sogenannten Benin-Bronzen stehen im gemeinsamen Vermögen von Stadt und Land. Viele der Kunstwerke sind aus Bronze, aber auch aus Holz, Elfenbein und Messing.

AfD: Nigeria ist ein Failed State

Käme es auf AfD an, würden die Benin-Bronzen nicht an ihren Ursprungsort zurückkehren. Man habe sie 120 Jahre erhalten, „wer diese Erhaltung weiter wünscht, dürfte dieses Vorgehen nicht unterstützten“, sagte Frank Ebel, der stellvertretende Vorsitzende der vierköpfigen Fraktion, am Mittwoch. Nigeria stehe für Korruption, Christenverfolgung und Bevölkerungsexplosion, sei ein „Failed State“, ein gescheiterter Staat, in dem „die Objekte keine weiteren 120 Jahre überstehen“, so Ebels Prognose. Er werde sich bei der Abstimmung enthalten.

Alle anderen Fraktionen reagierten auf diese Einlassung sachlich. Die Objekte im Linden-Museum seien von den Briten geplündert und vom Museum angekauft worden. „Unsere Gesellschaft hat damals Unrecht begangen, die Rückgabe steht uns gut an“, sagte Marcel Roth von den Grünen. Die AfD vertrete „krude Ansichten, es geht hier um Raubkunst“, so die Reaktion von Jürgen Sauer (CDU). Für die Werke werde extra ein Museum gebaut. „Die Rückgabe dauert schon viel zu lange“, kommentierte Jasmin Meergans für die Sozialdemokraten die Aussage von Ebel. Was Nigeria mit den Kunstwerken vorhabe, spiele bei der Rückgabe keine Rolle, so Stefan Urbat für das Linksbündnis, das Land sei der rechtmäßige Eigentümer. Ina Schumann äußerte sich für die Fraktion Puls ähnlich.

Die Plünderung (durch die Briten) im Jahr 1897 sei „bestens dokumentiert“, so Kulturbürgermeister Fabian Mayer. Er verwies darauf, dass rund ein Drittel der Kunstwerke als Leihgabe im Linden-Museum bleiben werden. Und zwar „auf solider rechtlicher Grundlage“.