Mischt der emeritierte Papst Benedikt noch immer in kirchenpolitischen Angelegenheiten mit? Foto: dpa/Daniel Karmann

Die Äußerungen des emeritierten Papstes Benedikt zum Zölibat sorgen im Vatikan für helle Aufregung. Der Ex-Papst Benedikt ist nun nicht mehr Co-Autor eines umstrittenen Buches. Sein Text aber bleibt darin enthalten – und damit die Aufregung.

Rom - Georg Gänswein, der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., hat darum gebeten, dass der Name des Ex-Papstes aus der Autorenzeile eines Buches verschwinden möge, das an diesem Mittwoch in Frankreich erscheinen sollte. Auszüge aus dem Buch mit dem Titel „Aus den Tiefen unserer Herzen“ (übersetzt) waren bereits am Montag von der französischen Zeitung „Le Figaro“ und der italienischen Zeitung „la Repubblica“ veröffentlicht worden und hatten für großen Wirbel gesorgt. Darin sprechen sich Benedikt und der erzkonservative Kardinal Robert Sarah vehement dafür aus, den Zölibat nicht zu lockern.

Brisant ist diese Äußerung, weil die Welt seit der Amazonas-Synode im Herbst 2019 auf ein Schreiben von Papst Franziskus wartet, in dem dieser zur Synodenforderung Stellung beziehen wird, im Amazonasgebiet verheiratete Männer in Einzelfällen zu Priestern zu weihen. Papst Benedikt war 2013 von seinem Amt zurückgetreten und hatte gleichzeitig Zurückhaltung und ein stilles Leben im Gebet gelobt. Eine derartige Einmischung in eines der aktuell heikelsten Themen des Vatikan bezeichneten viele Beobachter als Grenzüberschreitung von Seiten des Ex-Papstes und als einen Affront gegenüber Papst Franziskus.

Benedikt XVI. soll als Autor vom Cover verschwinden

Kardinal Sarah hatte sich am Dienstagmorgen über den Kurznachrichtendienst gegen den Vorwurf gewehrt, den 92-jährigen Benedikt für seine Zwecke benutzt und das Buch gegen dessen Wissen verfasst zu haben. Sarah veröffentlichte einen Briefwechsel zwischen sich und Benedikt, in dem dieser ihm die Verwendung eines Textes „wie von Ihnen vorgeschlagen“ ausdrücklich erlaubt.

„Der emeritierte Papst wusste, dass der Kardinal an einem Buch arbeitete und hat ihm einen Text zum Priestertum geschickt und ihn autorisiert, diesen zu verwenden“, erklärte Gänswein nach mehrfachen Anfragen endlich am Dienstag gegenüber italienischen Medien. Er habe aber nicht angenommen, dass es sich um eine Co-Autorenschaft an besagtem Buch handelt. „Es war ein Missverständnis“, so Gänswein, der weiter erklärte: „Auf Anraten des emeritierten Papstes habe ich Kardinal Sarah gebeten, sich an die Herausgeber zu wenden und sie aufzufordern, den Namen von Benedikt XVI. als Mitautor zu streichen und seine Unterschrift aus der Einleitung und den Schlussfolgerungen zu streichen.“

An der Tatsache selbst ändert die Kosmetik auf dem Buchcover nichts

Wenig später war auf dem Twitter-Kanal des Kardinals aus Guinea zu lesen, dass entschieden wurde, „dass der Autor des Buches „Card. Sarah mit dem Beitrag von Benedikt XVI.“ sein wird.“ Die Texte im Buch blieben unverändert, betonte Sarah. An der Situation, dass sich der emeritierte Papst in einem Text zu einem so heißdiskutierten Thema wie der Abschaffung des Zölibats öffentlich vor dem amtierenden Papst geäußert hat, ändert diese Maßnahme allerdings nichts.