Streuner Carlos fühlt sich auf dem Storchenmarkt wohl. Futter und Decken stehen dort bereit. Foto: privat (z)

Anwohner, die das Tier füttern, wollen weiteren Unmut in der Nachbarschaft verhindern.

Untertürkheim - Seit mehr als einem Jahr zieht ein getigerter Kater durch den Ortskern Untertürkheims – und lässt damit so manches Herz von Katzenliebhabern höherschlagen. Kein Wunder. Er ist sehr zutraulich, schnurrt beim Streicheln und liebt es, in der Sonne zu flanieren. Auch rund um den Storchenmarkt hat er sich offenbar einige Freunde gemacht. Ihm wurde nicht nur ein Schlafplatz – ein weicher Korbstuhl mit Decken – bereitgestellt, er wird auch regelmäßig im Wechsel von Anwohnern und vorbeilaufenden Passanten gefüttert.

Doch nicht jeder Nachbar teilt diese Tierliebe. In einem anonymen Schreiben, das an einer Scheibe am Storchenmarkt mit Tesafilm angebracht wurde, wird gefordert, dass „die Fütterung der strolchenden Katze sofort aufhört“. Es sei kein schöner Zustand und passe hier nicht her. Der Unbekannte, der wohl den Schlafplatz samt Decken und Näpfen ohne Vorwarnung abgebaut hat, bedankt sich zwar für das Verständnis. Seine Verabschiedung klingt jedoch bedrohlich. „Ein noch netter Nachbar!!!“, steht am Ende des Ausdrucks.

Nachbarn in Sorge

Die Nachbarn, die sich des Streuners angenommen haben und ihn regelmäßig versorgen, haben Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte. Sie haben daher vergangene Woche mit den „Fellnasen Stuttgart“ Kontakt aufgenommen. Gemeinsam mit dem Verein soll eine Pflegestelle oder ein neues Zuhause für das Tier gesucht werden. Zum einen könne man so einen Nachbarschaftsstreit verhindern, zum anderen sei es wichtig, einen Platz für den Streuner zu finden, da ihm sein einziger Zufluchtsort weggenommen wurde. Parallel dazu wurde untersucht, ob der Kater bei der Tierschutzorganisation Tasso registriert ist.

Ein Tattoo hatte er zwar nicht im Ohr. Weil viele Tierärzte mittlerweile darauf jedoch verzichten und stattdessen nur noch einen Chip implantieren, lagen die Hoffnungen auf dieser Möglichkeit. Mit Erfolg. Nach dem Auslesen stand fest, dass der Kater fünf Jahre alt ist und Carlos heißt. Damit nicht genug: Offenbar ist das Tier vor zwei Jahren aus einer Dachgeschosswohnung abgehauen. Gewohnt hat der Kater laut der Aufzeichnung in Wangener Ortskern. Ihn zu seinen ehemaligen Besitzern zurückgeben, ist jedoch nicht möglich. Sie sind zum einen weggezogen und dürfen in ihrer neuen Wohnung keine Katzen halten, zum anderen hielt sich das Interesse an dem Tier offenbar in Grenzen, schließlich wurde nie nach dem Ausreißer gesucht.

Zwei Jahre „obdachlos“

Bemerkenswert ist, dass der Überlebenskünstler, welcher seit nun zwei Jahren „obdachlos“ ist, zuvor eine reine Wohnungskatze war. Da er wohl nicht durch den Neckar geschwommen ist, kann man zudem davon ausgehen, dass er die viel befahrene Inselstraße genutzt hat, um den Fluss zu überqueren, und somit „auf eigenen Pfoten“ nach Untertürkheim gelaufen ist.

Es wird dringend nach einer Pflegestelle oder einem neuen Zuhause gesucht. Auslauf wäre sehr wichtig. Ansprechpartnerin bei den „Fellnasen Stuttgart“ ist die Vorsitzende Carina Amler. Sie ist telefonisch unter 0176 - 610 88 9 44 sowie per E-Mail an info@fellnasen-stuttgart.de erreichbar. Weitere Infos zu dem Verein gibt es unter www.fellnasen-stuttgart.de.