Einige Autofahrer halten durch das Benutzen der Bus-Ampel an der Bergkelterkreuzung den Verkehr auf – sehr zum Ärger derer, die länger warten müssen. Foto: avanti/Ralf Poller

Markige Worte benutzen Autofahrer, die in Murr (Kreis Ludwigsburg) derzeit im Stau stehen. Trickser benutzen eine Bus-Ampel – andere müssen länger warten.

In den Ferien stressfrei mit dem Auto zur Arbeit? Denkste! Die Kinnladen der Berufspendler klappen bei Murr derzeit nach unten. Für Verdruss sorgen lange Staus an der Bergkelterkreuzung – aber mehr noch ärgern sich die Wartenden über Trickser, die sich nach vorne drängeln. Sie verschaffen sich an einer Ampel, die nur für Busse vorgesehen ist, Vorteile.

Das Nadelöhr beim Bergkeltertunnel ächzt mal wieder besonders heftig unter der Last des Berufsverkehrs aus dem Bottwartal in Richtung Ludwigsburg. Ein Grund dürfte die Sperrung der Murrer Ortsdurchfahrt sein. Viele der Pendler aus der 6600-Einwohner-Gemeinde müssten eigentlich erst fast bis nach Steinheim, dort auf die Landesstraße und dann im Bogen weiter in Richtung Pleidelsheim fahren. Den Umweg meiden aber einige schwarze Schafe – und kürzen verbotenerweise über die Busspur auf der alten Marbacher Straße ab.

Die Beschilderung ist unmissverständlich – trotzdem wird sie missachtet. Foto: Avanti/Ralf Poller

Bitterböse Kommentare in den sozialen Netzwerken brandmarken das dreiste Verhalten. Nur Anlieger und Busse des ÖPNV dürfen die Marbacher Straße benutzen. Die Linienbusse gelangen durch eine Induktionsschleife an der Ampel schnell weiter – diesen Vorteil sichern sich nun aber auch ausgerechnet diejenigen, die es eher mit James Bond halten und sich um Verkehrsregeln nicht scheren.

Die Ehrlichen sind die Dummen, sagt ein Facebook-Nutzer

Dass die Missetäter dank der Ampelschaltung auch noch die Wartezeit derer verlängern, die sich brav an die Regeln halten, frustriert. „Einfach zum Kotzen“, schreibt einer der Genervten auf Facebook und macht seinem Ärger damit Luft. Es dürfe nicht sein, dass die Ehrlichen die Dummen seien und anderen, denen das egal sei, „ständig durchkommen“.

Manche fordern die völlige Freigabe der Straße

Zwar regen sich viele über den Vorteil der Trickser auf, einige von ihnen plädieren aber für eine völlige Freigabe der Busspur für alle Autofahrer während der Baumaßnahme. „Macht die Spur für alle auf und stellt die Ampel auf Intervallphase – das wäre die beste Lösung“, fordert ein Facebook-Nutzer und erinnert an die frühere Freigabe der Marbacher Straße während des Baus des Kreisverkehrs in der Nähe des Aldi-Markts in den Jahren 2017 und 2018.

Klare Worte richtet der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch an die Verkehrsteilnehmer: „Die Marbacher Straße war ortsauswärts noch nie freigegeben – und sie wird es auch nicht.“ Das Unfallrisiko wäre bei einer völligen Freigabe zu groß. „Wir haben damals nur das Einbiegen von der Landesstraße in Richtung Ortsmitte erlaubt“, sagt Bartzsch in Erinnerung an die Jahre 2017 und 2018.

Und worin besteht das Unfallrisiko genau? Das Landratsamt Ludwigsburg befürchtet, dass die Fahrzeuge auch aus der Fahrtrichtung Autobahn mit dem Fahrtziel Murr als Abkürzung in der Kreuzung illegal links in die Busspur abbiegen würden. „Das wäre sehr unfallträchtig und deshalb hat man dies für die eineinhalb Wochen, die die Baustelle auf der Bietigheimer Straße dauert, nicht vorgesehen“, sagt der LRA-Sprecher Andreas Fritz.

Wie stark muss die Polizei kontrollieren?

Glaubt man den Schilderungen in der Facebook-Diskussion, kontrolliert die Polizei das Geschehen nicht im erforderlichen Maß. Einmal sei ein Polizeiwagen vorbeigefahren, berichtet ein User. Ein anderer erzählt, er habe eine Streife dort gesehen. Das Landratsamt Ludwigsburg als Bauträger der Kreisstraßensanierung in Murr verweist auf die Polizeibehörde, das Murrer Ordnungsamt.

Der Bürgermeister versteht den Ärger und schickt Polizei hin

Er habe Polizeikontrollen angefordert, so Bartzsch, denn es hätten sich auch Anwohner über den Schleichverkehr beschwert. „Die Polizei war mehr als einmal dort.“ Das Polizeipräsidium Ludwigsburg bestätigt: Es werde seit Wochen stichprobenartig kontrolliert – rund 30 Verstöße seien seit dem 1. Juli festgestellt und mit einer Geldbuße von 50 Euro geahndet worden, teilt der Polizeisprecher Steffen Grabenstein mit. Er bitte um Verständnis, dass Kontrollen aus personellen Gründen nicht lückenlos erfolgen könnten.

Eine Absperrung oben im Ort weise eindeutig auf das Durchfahrtsverbot an der Marbacher Straße hin, berichtet Torsten Bartzsch. „Ich kann die Wartenden im Stau voll verstehen.“ Es dürfe nicht sein, dass sie die Leidtragenden eines Verhaltens seien von Leuten, „die meinen, für sie gelten die Verkehrsregeln nicht“.

Ein Ende der Busampel-Misere ist immerhin in Sicht. Der erste Bauabschnitt der insgesamt sechswöchigen Sanierung der Murrer Ortsdurchfahrt endet am Montag, 11. August. Von Dienstag an soll die Durchfahrt in Murr wieder möglich sein, weil die Bauarbeiten sich auf die Heilbronner Straße in Richtung Höpfigheim verlagern.

Wo sind die Baustellen in Murr?

Zweiter Abschnitt
Der zweite Bauabschnitt dauert vom 12. August an zwei Wochen und betrifft die Heilbronner Straße ab dem Abzweig in die Bietigheimer Straße bis kurz vor den Abzweig Pleidelsheimer Weg/Theodor-Heuss-Straße. Der Abschnitt ist voll gesperrt. Die Umleitung aus dem Wohngebiet erfolgt über den Pleidelsheimer Weg, Theodor-Heuss-Straße, Heerstraße in die Hindenburgstraße.

Dritter Abschnitt
Der dritte Bauabschnitt beginnt in der Woche vom 25. August an und dauert ebenfalls zwei Wochen. An der Heilbronner Straße wird die Abzweigung zum Pleidelsheimer Weg und in die Theodor-Heuss-Straße nicht mehr befahrbar sein. Dort wird dann für das Wohngebiet die Abzweigung Im Tannenweg/Im Gigis wieder geöffnet. Eine Zu- und Abfahrt nach Höpfigheim ist über den Lindenweg/Heerstraße jederzeit möglich.