Die Stadionränge waren zuletzt lange leer – und doch zeitweise gut besucht. Von Wildtieren. Foto: Pressefoto Bauman//Hansjürgen Britsch

Die Ruhe während der Geisterspiele hat der Mercedes-Benz-Arena nicht gut getan. Wildtiere haben sie in Beschlag genommen. Die Schäden sind groß.

Stuttgart - Soviel Biss würde man den Stürmern des VfB Stuttgart auch wünschen. Die sind schon seit Monaten torlos. Als ziemlich zupackend hat sich jedoch ein besonderer Stadionbesucher in den vergangenen Wochen erwiesen. Auch ein Roter, allerdings von der Sorte Vulpes vulpes. Zu Deutsch: Rotfuchs.

Die Coronapandemie macht’s möglich. Immer wieder müssen die Fußball-Bundesligisten auf Zuschauer verzichten. Führungen und andere Veranstaltungen, die sonst regelmäßig stattfinden, gab es lange Zeit ebenfalls nicht oder nur vereinzelt. Auch Reinigungspersonal oder sonstige Beschäftigte drehen seltener ihre Runden als sonst. Ungewöhnliche Ruhe kehrt in den Stadien ein. Das lockt offenbar Wildtiere an.

In der Mercedes-Benz-Arena in Bad Cannstatt gibt es mit ihnen demnach schon länger Probleme – seit Beginn der Geisterspiele. Bereits im vergangenen Spätsommer, bevor wieder Fans in größerer Zahl ins Stadion durften, habe man bemerkt, dass es ungewöhnliche Verunreinigungen im weiten Rund gebe, heißt es aus Kreisen der Stadion-Betreibergesellschaft. Das Phänomen hat sich jetzt nochmals verstärkt – und hinterlässt massive Schäden.

Business Seats schmecken besonders

So finden sich auf den Tribünen offenbar nicht nur regelmäßig tierische Hinterlassenschaften in beachtlicher Menge. Füchse haben sich auch über das Inventar hergemacht. Besonders gut schmecken ihnen wohl die beheizbaren Business Seats für die etwas betuchtere Kundschaft. Im Lauf der Zeit sind so viele zerbissen worden, dass der Schaden laut Insidern bereits in fünf- bis sechsstelliger Höhe liegt.

„Die Tiere halten sich an keinerlei Akkreditierungsvorgaben“, sagt ein Beteiligter mit viel Ironie. Sie kämen und gingen, wie sie wollten. Das komplett zu verhindern, dürfte nicht leicht sein. Man müsste dafür wohl das gesamte Stadion einbruchssicher abdichten. Füchsen reichen allerdings bereits kleine Schlupflöcher, um ans Ziel zu kommen. Und wenn sie sich erst einmal an einem Ort eingerichtet haben, kommen sie gerne wieder.

Wildtiere in der Stadt sind inzwischen ein wachsendes Problem. Füchse, Marder, Waschbären und andere pelzige Besucher finden sich immer häufiger in Gärten oder Häusern. Besonders in Gewerbegebieten, wo nachts kaum Menschen anzutreffen sind, fühlen sie sich wohl, zerlegen zum Teil ganze Gebäude. In Stuttgart gibt es geschätzt mindestens 3000 Stadtfüchse, die in Mülltonnen und auf der Straße reichlich Futter finden, für das sie sich – anders als in der Natur – nicht einmal anstrengen müssen. Sie sind dadurch kräftiger und weniger scheu.

Auch Krähen machen Probleme

Was sie allerdings ausgerechnet in den Stadion-Innenraum lockt, ist unklar – schließlich gibt es dort derzeit weder Bratwurst noch Pommes. Dafür im Umfeld weitere Probleme. Die Krähen rund um die Arena seien zur Plage geworden, ist zu hören. Wie viele es inzwischen sind, lässt sich unter anderem an den unter den Bäumen in der Mercedesstraße geparkten Autos ablesen.

Immerhin sind an diesem Samstag beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt erstmals seit langer Zeit wieder Zuschauer im Stadion zugelassen. Es werden zwar nur 10 000 sein, doch die dürften ordentlich Betrieb machen. Vielleicht kann das dazu beitragen, unliebsame tierische Besucher zu vertreiben – und hoffentlich ebenso die Beißhemmung bei den VfB-Stürmern.