Eine der „spektakulärsten Adventure-Golf-Erlebnisse Deutschlands“, so beschreibt Frank Hertfelder, Präsident des TV Vaihingen/Enz die neue Anlage. Früher befanden sich auf diesem Areal Tennisplätze. Foto: Simon Granville

Auf 9000 Quadratmeter hat der TV Vaihingen/Enz eine Adventure-Golf-Anlage der besonderen Art gebaut. Was erwartet die Besucher dort?

In den 1980er Jahren hat Minigolf einen regelrechten Boom erlebt. Junge Menschen strömten in die Vereine, überall schossen die Bahnen aus dem Boden. Nun hat der Sport dieselben Probleme wie viele andere auch: Der Nachwuchs fehlt. Nicht nur diejenigen, die ambitioniert – und nicht nur zum Spaß – den Schläger schwingen werden weniger, teils fehlen schlicht Menschen, die die Anlagen betreiben.

Ein Beispiel gefällig? Im Bönnigheimer Mineralfreibad werden 18 Bahnen verkauft. Im Ganzen oder auch einzeln. Interessenten gibt es laut den Stadtwerken bereits. Die Anlage war erst 2018 erneuert worden, vor zwei Jahren hat sich dann aber der Minigolf-Club, der sie betrieben hatte, aufgelöst. Auf der Anlage „Auf dem Kies“ in Besigheim wuchert bereits das Grün. Die Stadt, der das Gelände gehört, hat offenbar kein Interesse, den Sport wiederzubeleben. Stattdessen soll ein Wohnmobilstellplatz erweitert werden.

Adventure Golf erfreut sich großer Beliebtheit

Frank Hertfelder glaubt trotzdem an Minigolf, man könnte sagen, er brennt dafür. Dem Präsidenten des TV Vaihingen/Enz bleibt eigentlich auch nichts anderes übrig. Denn an diesem Wochenende eröffnet der TVV seine neue Adventure-Golf-Anlage am Wolfsberg. Dass die ein Renner wird, da ist sich Hertfelder sicher. „Wir haben schon jetzt Anfragen, dabei haben wir noch keinerlei Werbung gemacht.“ Hertfelder geht davon aus, dass die neue Attraktion Menschen von überall aus dem Großraum Stuttgart und darüber hinaus anziehen wird.

Dass die 850 000 Euro nicht so schlecht investiert sein dürften, davon geht man auch beim Deutschen Minigolfsport Verband (DMV) aus. „Am Freizeitsport gibt es ein nach wie vor gleichbleibendes Interesse“, sagt Achim Braungart Zink, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb beim Dachverband. Vor allem Adventure-Golf-Anlagen seien „Magneten für Hobbyspieler“ und würden derzeit neu gebaut, so Braungart Zink. Ein weiterer Trend: Schwarzlicht-Minigolf mit 3D-Effekten, das in der Halle gespielt wird. Auch dieses Segment wächst stetig. Auf der anderen Seite werden vor allem Spielstätten der ersten Stunde, meist aus den 1970ern, geschlossen. Entweder, weil sie renoviert werden müssen und das Geld fehlt. Oder es gibt keinen Nachfolger, der die Anlage weiterbetreiben kann und möchte. Ein nicht zu vernachlässigender Faktor, der dabei über Wohl und Wehe entscheidet, ist laut Braungart Zink der, wie gut oder schlecht eine Anlage zu erreichen ist.

Das Gelände: „ein Traum“, sagt der Vereinspräsident

„Hierher muss man auch mit dem Auto kommen“, sagt Frank Hertfelder über die neue Attraktion in Vaihingen, die am Rande eines Wohngebiets liegt. Dort hat der Verein ein neues Beachvolleyball und -handballfeld, einen Padel-Court – eine Mischung aus Squash und Tennis – sowie drei Boulebahnen gebaut. Außerdem gibt es eine Fläche für Thai-Chi, Yoga oder anderen Gesundheitssport. Das alles ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Herzstück sind aber die 18  Bahnen.

Beim Adventure Golf rollt der Ball im Gegensatz zu den anderen Varianten, die auf Beton, Faserzementplatten, manchmal auch auf Filz gespielt werden, auf (Kunst-)Rasen. Das Spiel an sich funktioniert wie gewohnt: Ein Ball muss mit Hilfe eines Schlägers – beides unterscheidet sich nicht von den anderen Spielsystemen – in maximal neun Versuchen in ein Loch befördert werden. Die Anlagenbauer sind jedoch bei der Modellierung der Bahnen viel freier, in Vaihingen fällt das Gelände in Richtung Enz leicht ab. Die Topografie sei „ein Traum“, schwärmt Hertfelder.

Ähnliche Angebote gibt es beispielsweise auch in Nürtingen (Kreis Esslingen) und Winnenden und Waiblingen (beides Rems-Murr-Kreis), der TV Vaihingen bezeichnet seine Bahn dennoch als „eines der spektakulärsten Adventure-Golf-Erlebnisse Deutschlands“.

Die Abteilungen und die Stadtteile kommen auf der Anlage groß raus

Die Hälfte der Bahnen ist in Vaihingen den Abteilungen des TVV gewidmet, die mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt wurden: So muss man beispielsweise auf einer Bahn echte Skitore umkurven. Die zweite Hälfte des Parcours nimmt Bezug auf die Vaihinger Stadtteile. Das Highlight: Der Abschlag der Bahn zum Wasserschloss Riet liegt inmitten eines kleinen Teichs. Auch sonst spielt Wasser eine große Rolle, ein künstlicher Bach durchquert den Sportpark. „Man kann sich vorstellen, was da im Sommer los ist und wie sich die Kinder daran freuen werden“, so Hertfelder.

Dass sich das Gelände im Besitz des Vereins befindet, sei ein Glücksfall gewesen, sagt der TVV-Präsident. Andernfalls wäre das Projekt gar nicht möglich gewesen. Nachdem sich die Tennisabteilung vom Hauptverein abgespalten hatte, wurde lange überlegt, was anstelle der Tennisspielfelder dort entstehen sollte. „Wir wollten den Vereinsmitgliedern aber auch der Bevölkerung von Vaihingen etwas zurückgeben und uns insgesamt breiter aufstellen“, begründet Hertfelder die Entscheidung. Die Anlage, deren Bau und Planung mehr als zwei Jahre dauerte, solle auch ein Stück weit die Zukunft des Vereins mit seinen 1800 Mitgliedern sichern.

Und was kostet der Spaß?

Eröffnung
 An diesem Sonntag, 16. April, eröffnet der TV Vaihingen/Enz seine Adventuregolf-Anlage am „Am Wolfsberg 108“.

Öffnungszeiten
 Gespielt werden kann unter der Woche von 13.30 bis 17 Uhr, An Wochenenden, in den Ferien und an Feiertagen von 11 bis 19 Uhr. In den Sommermonaten (Juni bis August) ist bis 20 Uhr geöffnet

Preise
 Der Eintritt für Erwachsene kostet 11,50 Euro, Kinder zahlen 8,50 Euro. Für Familien und Gruppen gibt es einen Rabatt. Der TV Vaihingen/Enz hat im Zuge der Neugestaltung des Geländes auch das Vereinsheim aufgehübscht, es gibt nun ein kleines Angebot an Speisen und Getränken. Weitere Infos, auch zu den einzelnen Bahnen, online unter: www.adventure-golf-vaihingen.de .