Das Klärwerk bekämpft Gerüche. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Das Hauptklärwerk Mühlhausen ist Gerüchen auf der Spur und hat nun in den letzten Wochen Fällmittel ins Kanalnetz eingebracht.

Mühlhausen - Schon seit vielen Jahren hat es immer wieder mal Geruchsprobleme beim Hauptklärwerk in Mühlhausen gegeben, vor allem im Sommer, wenn es heiß war. Das Klärwerk ergriff dabei in der Vergangenheit verschiedene Maßnahmen, darunter auch Überdeckelungen der Klärbecken. Ganz aktuell testet das Klärwerk nun Fällmittel ausprobiert, die per mobiler Dosieranlage ins Kanalnetz eingebracht werden, um gegen die Gerüche vorzugehen. Das hatte kürzlich auch Boris Diehm vom städtischen Eigenbetrieb Stadtentwässerung (SES) angekündigt.

Ursachen für die Geruchsbildung seien Sulfidbildungen und Schwefelwasserstoff, wie Diehm berichtete. Dies könne möglich sein in stehendem Abwasser, in zusammengebrochenen Kanälen, verstopften Leitungen, bei defekten Hebeanlagen, Fettablagerungen, Ablagerungen in der Kanalisation, nicht gewartete Fettabscheideranlagen oder bei mangelhafter Belüftung, Sauerstoffmangel im System beispielsweise bei Druckleitungen oder bei langen heißen Trockenphasen. Der Luftdruck verstärke dann die Geruchsemission aus dem Entwässerungssystem, vor allem beim Umschwung von Hochdruck zu Tiefdruck.

Mit mobilen Dosiertanks soll im Bereich zwischen Hofen und dem Klärwerk bis zum Zuckerbergstollen Eisen in die Leitungen gegeben werden. Die Eisengabe solle 60 bis 80 Prozent des Schwefelwasserstoffs reduzieren, so Diehm.

Mögliche Maßnahmen zur Geruchsbekämpfung können sein: Filtereinbau, Änderung der Pumpenschaltung, Einbau von Gelmatten, Elimination von Schwefelwasserstoff anhand von Fällmittel, Spülungen, Aufklärung bei Hebeanlagen oder Abscheidern in privaten Gebäuden und bauliche Anpassungen in der Kanalisation (beispielsweise Trockenwetterrinnen).

Wie Jean-Philippe Müller von SES und dem Kanalbetrieb berichtet, sei Ende April bis Mitte Mai der Aufbau der Dosieranlage erfolgt. Seit Anfang Mai erfolge die Messung des Abwassers. „Vor allem wegen der Wetterbedingungen im Mai konnten wir mit der Dosierung mit Calciumnitrat erst am 29. Mai beginnen. Wir werden bis Ende Juni mit Calciumnitrat dosieren und anschließend mit Eisen(II)-chlorid“, so Müller. Dies habe den Hintergrund, dass bei dieser groß angelegten Dosierkampagne, zwei Dosiermittel eingesetzt werden, um zu bestimmen, welches geeigneter ist, um die Geruchsbelästigungen nachhaltig zu reduzieren. Anzumerken sei, dass die SES davon ausgeht, basierend auf der Dosierkampagne im vergangen Jahr, dass Eisen(II)-chlorid das geeignetere Dosiermittel ist, daher der längere Zeitraum der Dosierung mit Eisen(II)-chlorid bei der aktuellen Dosierkampagne.

Was weitere Vorhaben betrifft, so sollen von Januar 2022 bis März 2022 am Neckardamm drei alte Klärwerksabläufe auf Mühlhäuser Seite auf Höhe des Klärwerks verfüllt werden, kündigte Diehm an. Er verwies zudem darauf hin, dass es im Bereich der Vorklärung Erneuerungsarbeiten gebe, bei der schadhafte Anlagenteile erneuert und ausgetauscht werden. Die Rohbauarbeiten würden laufen. Das Projekt sei Mitte 2022 beendet.

Auch am neuen Besucherempfangszentrum gehen die Arbeiten weiter. Das neue Gebäude soll im Herbst eröffnet werden. Es wird eine Terrasse im Außenbereich geben, die eine Aussicht zum Neckar bietet. Dort soll es zugleich Trinkbrunnen geben, einen Fahrradständer und Bänke sowie vier Stelen zur Information. Im Innenbereich ist unter anderem eine Wand der Fakten, eine Übersichtsgrafik der Reinigungsstufen und die Ausstellung von Exponaten vorgesehen.