Abstand eingehalten: Die Lindenrealschüler schrieben am Mittwoch ihre Deutsch-Prüfung in der Turnhalle. Foto: Mathias Kuhn

Schuler der Lindenrealschule und des Wirtemberg-Gymnasiums haben am Mittwoch ihre Deutsch-Prüfungen geschrieben. Dabei mussten sie Abstand- und Hygieneregeln einhalten.

Untertürkheim - Mittwoch gegen 8 Uhr: Die Spannung rund um das Lindenrealschulzentrum ist zu spüren. Rund 200 Schülerinnen und Schüler haben Deutsch-Abschlussprüfung: 81 Abiturienten des Wirtemberg-Gymnasiums, 118 Lindenrealschüler sowie zwölf weitere Schulfremde, die in der Lindenrealschule auf die Prüfungsaufgaben warten. Nervös, angespannt, manch flapsiger Kommentar täuscht nicht über den Prüfungsstress hinweg. Wen wundert’s? Für die Reifeprüfungen 2020 gelten verschärfte Bedingungen: Zunächst wurden die Prüfungstermine wegen der Coronakrise verschoben, nun müssen Abstands- und Hygienevorschriften eingehalten werden. Das bedeutet noch mehr Vorbereitungsarbeit für die Lehrerinnen und Lehrer. „Wenn wir die Abstände wahren, passen maximal zwölf Schülerinnen und Schüler in ein Klassenzimmer. Deswegen haben wir die Prüflinge auf drei Klassenzimmer im oberen Stockwerk und auf unser Atrium verteilt“, sagt Michael Schneider, der stellvertretende Leiter des Wirtemberg-Gymnasiums. Jedem Schüler wird ein Platz zugewiesen, den er auch an den nachfolgenden Prüfungstagen einnehmen wird. „Die Gruppen bleiben damit während den Prüfungen unter sich, die Infektionsgefahr wird minimiert“, so Schneider.

Überhaupt wird Hygiene großgeschrieben. Am Eingang stehen Desinfektionsmittel, in den Schulgängen weisen Pfeile und Einbahnstraßenzeichen auf dem Boden die Wege in die Klassenzimmer, Tische und Stühle werden nach jedem Prüfungstag feinsäuberlich geputzt, die Flächen nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts mit Tensidlösungen gereinigt. Die Corona-Bestimmungen sind für die Verantwortlichen um Konrektor Schneider nicht die einzigen Regelungen, die sie beachten müssen. Im vergangenen Jahr wurde auch das Verfahren geändert, wie die Schulen die Prüfungsaufgaben erhalten. Jahrelang bekamen sie die versiegelten Unterlagen im Vorfeld, schlossen sie in den Schultresor ein und durften die Kuverts erst am Prüfungstag öffnen. Nachdem in einer Schule eingebrochen und die landesweiten Prüfungsaufgaben innerhalb der Prüflinge vorab bekannt wurden, änderte das Ministerium das Prozedere. Seit 2019 erhalten die Rektorate die Aufgaben am frühen Prüfungsmorgen online. „Wir waren heute um 5.45 Uhr vor Ort. Um 6 Uhr erfuhren wir den Code, um die Datei zu entschlüsseln“, erzählt Schneider. Dann begann die Arbeit: Die Aufgaben – für jeden Schüler ein 14-seitiges Paket – mussten ausgedruckt, zusammengeheftet und bis gegen 8.30 Uhr mit den entsprechenden Unterlagen in eine Mappe gelegt und ausgeteilt werden. Der Respekt vor einer technischen Panne war groß. Drucker, PC, Heftklammerer und anderes – alle Geräte waren mindestens doppelt vorhanden, Papier und Toner aufgefüllt. „Alles hat funktioniert. Die Prüfung ist angelaufen“, schnaufte Schneider gegen 9.45 Uhr erleichtert durch. Wegen den Corona-Umständen dürfen Schüler auch einen anderen Prüfungstermin im Juni wählen. „Das Angebot nehmen aber nur wenige an“, sagt Schneider.

In der Lindenrealschule sind es nur zwei Schüler, die den Ersatztermin wählten. Die verbliebenen 118 Zehntklässler schrieben ihre Abschlussarbeiten am Mittwochvormittag auf ungewohntem Boden: in der Turnhalle. Die große Mehrzweckfläche wurde in drei „Spielfelder“ geteilt, Tische und Stühle aufgestellt. Wie im Gymnasium haben die Prüflinge an jedem Prüfungstag den selben Tisch. Platz und Zugang wurden den Schülern vorab mitgeteilt. „Da die drei Gruppen separate Eingänge haben, kommen sie zumindest während den Prüfungen nicht miteinander in Berührung“, erklärt Rektorin Sabine Albrecht das Hygienekonzept.

Und wie erging es den Prüflingen? „Es waren besondere Bedingungen. Die Ungewissheit der vergangenen Wochen hinterließ Spuren. Aber die Deutsch-Themen waren machbar“, meinte eine Schülerin. „Hauptsache vorbei. Schade , dass wir um den Abiball, die Abschlussfeier und Scherz betrogen werden“, meint ein anderer.