Die Dampflok 18 478 hat an Himmelfahrt für Aufsehen im Remstal gesorgt – auf ihrer Abschiedsfahrt ins bayerische Nördlingen.
Mit fotogener Optik und einer rekordreifen Höchstgeschwindigkeit von sagenhaften 120 Stundenkilometern war sie einst der ganze Stolz der Zugbranche – und hat bei ihrer Abschiedsfahrt durchs Remstal am Donnerstag nicht nur unverbesserliche Eisenbahn-Nostalgiker fasziniert.
Der Schorndorfer Bahnhof, Ausgangspunkt der Ruhestands-Tour, wurde an Himmelfahrt zu einer Pilgerstätte für die Fans historischer Technik. Und wo auch immer die Dampflok 18 478 am Vatertag mit ihren stampfenden Maschinen und historischen Waggons auch auftauchte, hinterließ sie neben dichten Rauchschwaden auch fröhlich winkende Himmelfahrtswanderer und gezückte Handykameras.
„So etwas sieht man nicht alle Tage“, hieß es entlang der ins Nördlinger Ries führenden Strecke. Genau genommen wird so etwas wie die 18 478 wohl nie mehr auf regulären Bahngleisen zu sehen sein. Die Dampflok, in Fachkreisen unter dem schönen Begriff „Länderbahnschnellzugdampflok“ bekannt und der bundesweit einzige noch immer fahrbereite Kohle-Dinosaurier in dieser Größenordnung, muss in den Zwangsruhestand.
Im September läuft die Zulassung für den letzten Vertreter der legendären Baureihe aus. Und sich beim Eisenbahn-Tüv um eine Fristverlängerung zu bemühen wäre zwar technisch prinzipiell möglich, aber finanziell ein Kraftakt ungeheuren Ausmaßes. Auf annähernd 750 000 Euro schätzt Leander Matzek vom historischen Eisenbahnverein DKB die Kosten für eine um acht Jahre verlängerte Betriebserlaubnis. Und das ist Geld, das das von ehrenamtlichen Kräften betriebene Museum nicht hat.
Schon vor acht Jahren stand bei dem aus dem Jahr 1918 stammenden und mithin mehr als ein Jahrhundert alten Bahn-Veteran eine sehr aufwendige Sanierung des Laufwerks auf dem Arbeitsplan. Jetzt wären umfangreiche Arbeiten im Bereich der Feuerbüchse und des Bodenrings sowie der Rauchkammer zu erledigen – wegen des komplexen Vier-Zylinder-Triebwerks eine so aufwendige wie teure Angelegenheit.
Hoffnung auf Rückkehr: Dampflok 18 478 zum Jubiläum 2035
Noch besteht bei den Eisenbahnfreunden die Hoffnung, dass aus dem baldigen Ablauf der Betriebsfrist kein Abschied für immer wird. Geplant ist, die in die Jahre gekommene Dampfmaschine für die Feierlichkeiten zum Jubiläum „200 Jahre deutsche Eisenbahn“ wieder in Betrieb zu haben. Doch das findet erst im 2035 statt – viel Zeit, um den aus dem Schornstein quellenden Dampfschwaden nachzutrauern. Die Waggons hinter der Lok übrigens – bequeme Sechserabteile, Großraumwagen mit Fenstern zum Öffnen und Plüschsessel in der Ersten Klasse – stammen aus der Nachkriegszeit.
Ziel der Abschiedsfahrt war das die Stadt Nördlingen, wo das ehrenamtlich betriebene Bayerische Eisenbahnmuseum sein Museumsfest mit einer Sammlung von mehr als 50 Lokomotiven feierte. Die letzte DB-Dampflok im fahrplanmäßigen Betrieb wurde übrigens bereits 1977 ausgemustert. Am 26. Oktober beförderte die Lokomotive 043 315-1 einen Übergabegüterzug aus dem Emder Hafen in den örtlichen Rangierbahnhof. Als letzte Fahrt gilt die 043 9034 von Oldersum nach Emden.