In der Zirbelstube, dem früheren Sternerestaurants im Hotel am Schlossgarten, haben die Berliner (von links) Christopher Selig, Jan Haring und Stephan Henschel das letzte Dinner serviert. Foto: Kloker

Berliner Köche haben das letzte Dinner in der Zirbelstube des Studios Amore zubereitet. Zum Abschied aus dem Hotel am Schlossgarten loben die Eigentümer das Pop-up-Team.

Von einem der spannendsten Pop-up-Projekte Stuttgarts zur jahrelangen Baustelle, aus der ein Juwel der Stadtplanung erwachsen soll: Das Schlossgartenquartier steht vor dem großen Wandel. Der Bauantrag ist längst eingereicht, die Baufreigabe wird bald erwartet.

„Wir stehen mit dem städtischen Baurechtsamt im engen Austausch“, sagt Suzanna Ruopp, Sprecherin der LBBW Immobilien Gruppe. Die Eigentümer des Hotels am Schlossgarten und des Quartiers drumherum rechnen damit, dass es in Kürze grünes Licht aus dem Rathaus für eine in die Zukunft gewandte Umgestaltung gibt. Solange dies nicht der Fall ist, werde man mit „noch verfahrensfreien Entkernungsarbeiten“ beginnen.

Der Lost Place erwacht zu neuem Leben

In dem Viertel am Schlossgarten, das mit leeren Läden zum Lost Place geworden ist, geht es also bald mit dem Entkernen los. Damit endet eine außergewöhnliche Zeit – es endet die immer wieder verlängerte Spielzeit des temporären Studios Amore, das als Pop-up zum Partymachen mit kreativen Ideen Stadtgeschichte in der 1962 erbauten Nobelherberge geschrieben hat. Die Eigentümer haben Großes vor. „Wir freuen uns darauf, nun mit der Neugestaltung des Schlossgartenquartiers beginnen zu können, um das schönste Stück Stuttgarts zu schaffen“, erklärt LBBW-Immo-Sprecherin Ruopp.

Das Schlossgartenquartier mit leeren Läden ist zum Lost Place geworden. Hier entsteht nach Ansicht der Eigentümer „das schönste Stück Stuttgarts“. Foto: ubo

Um für „das schönste Stück Stuttgarts“ Platz zu machen, feiert das Studio Amore vom 27. bis zum 29. Juni „ein letztes Mal und so groß wie noch nie“. Ein 49-stündiges DJ-Programm nonstop soll für eine „ehrwürdige Verabschiedung“ sorgen, die ein Hot-Spot des Stuttgarter Nachtlebens noch mal mit voller Wucht erbeben lässt. Statt einem halben Jahr, wie von den Eigentümern des sanierungsbedürftigen Luxushotels zunächst versprochen, sind es beim Warten im langen Antragsverfahren zum Hotelumbau zweieinhalb Jahre geworden.

Ein Käufer für die Holzverkleidung der Zirbelstube ist gefunden

Auf der Entkernungsliste der LBBW Immobilien ganz oben steht die Zirbelstube. Im einstigen Sterne-Restaurant, dessen Ambiente aus wertvollem Zirbelholz besteht, hat nun das Berliner Food Technique-Team um Christopher Selig (er gilt als einer der besten deutschen, also nicht-japanischen Ramen-Köche) und den langjährigen Sternekoch Stephan Henschel (Cookies Cream) das letzte Dinner zubereitet. Die Gäste durften diesmal draußen auf dem Balkon sitzen, um ein exklusives Vier-Gänge-Menü mit sommerlichen Ramen ohne Suppe zu genießen. Der rote Eimer, Markensymbol von Selig, hing diesmal draußen im Freien.

Nach dem letzten Mahl soll es mit dem Ausbau des Zirbelholzes bald beginnen – ein privater Käufer hat sich dafür gefunden. „Bei unserem Revitalisierungsprojekt für das Schlossgartenquartier steht die Bestandserhaltung von Materialien im Fokus“, erklärt Suzanna Ruopp, Sprecherin der LBBW-Immobilien. Dort, wo eine Weiterverwendung innerhalb des Projekts nicht möglich sei, wolle man eine „sinnhafte Anschlussnutzung an anderer Stelle“ ermöglichen.

Deshalb haben die Eigentümer das gesamte Material, das noch verwendet werden kann, durch Concular erfassen lassen. „Über diese frei im Internet zugängliche Plattform werden die Materialien Planern und anderen Bauherren angeboten“, sagt die Sprecherin. Die Holzverkleidung der Zirbelstube ist also verkauft.

Janusch Munkwitz (links) und Max Benzing haben im Januar 2023 das Studio Amore eröffnet. Foto: Lichtgut

Für das queere Studio Gaga gibt es für den CSD eine Verlängerung

Zum Abschied des Studios Amore mit seinen Gründern Janusch Munkwitz und Max Benzing ziehen die LBBW Immobilien eine äußerst positive Bilanz. „Die Zusammenarbeit mit den Betreibern der Pop-up-Bar war aus unserer Sicht über all die Jahre sehr gut“, betont Suzanne Ruopp. Es sei schön zu sehen, „wie ein kreatives und engagiertes Team frischen Wind in das Objekt bringt“. Außerdem freut es die Eigentümer, „dass wir die Location interimsweise bereitstellen konnten und dadurch nicht nur die Nutzungsdauer des Gebäudes bestmöglich verlängern, sondern auch der Stadt einen Ort zurückgeben konnten, der lange Zeit weitgehend ungenutzt war“.

Für das queere Studio Gaga im Erdgeschoss gibt es sogar eine Verlängerung. Um beim CSD am 26. Juli mit einem eigenen Festival dabei zu sein, darf diese Bar nach dem offiziellen Schluss und dem Beginn der Entkernungsarbeiten noch einen Monat länger bleiben.

So soll die Rooftop-Bar mit 360-Grad-Blick aussehen, die auf der Dachterrasse des Hotels am Schlossgarten entsteht. Foto: LBBW Immobilien

Aus dem geplanten Infopavillon vor dem Schlossgartenhotel während der Sanierung wird freilich nichts. „Wir hätten diese Idee gern realisiert hätten, um über die Pläne für dieses Quartier zu informieren“, sagt die Sprecherin der LBBW Immobilien. Doch es habe sich leider herausgestellt, dass dieser Pavillon parallel zu den Bauarbeiten des Kernprojekts „aufgrund der beengten Verhältnisse und der anspruchsvollen Baustelleneinrichtung insbesondere im Schlossgarten“ nicht möglich sei.

Bis 2028 soll das umfassend sanierte Hotel fertig sein. Zu seinen Attraktionen sollen ein „erstklassiges Restaurant inklusive großer Terrasse in den Schlossgarten hinein“ sowie eine Rooftop-Bar auf der Dachterrasse mit 360-Grad-Blick über Stuttgart gehören. Die LBBW Immobilien-Gruppe als Eigentümerin und die Münchner MHP Hotel AG als künftige Mieterin haben einen „langlaufenden Pachtvertrag“ unterschrieben. Betreiber des Hotels wird Marriott International.