Verwirrspiel um Haftbefehle und eine 9-Millimeter-Waffe in Göppingen: Was ist an der Jahnstraße passiert?
Nach dem Zwischenfall mit einer Pistole am Freitag, 5. September, in der Göppinger Jahnstraße, befinden sich die beiden Verdächtigen inzwischen in Untersuchungshaft.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ulm waren die beiden Männer am Samstagnachmittag dem zuständigen Richter am Amtsgericht Ulm vorgeführt worden. Dieser erließ Haftbefehl wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung. Die beiden Männer seien in Justizvollzugsanstalten eingeliefert worden, teilte die Polizei am Dienstagmorgen mit.
Drogendeal in der Jahnstraße in Göppingen
Der 29-Jährige und sein 22-jähriger Begleiter hatten sich am Freitagabend gegen 20.30 Uhr verabredet. Die beiden warteten an der Jahnstraße auf einen 23-Jährigen. Als dieser einer finanziellen Forderung nicht nachkam, wurde er von dem 29-Jährigen demonstrativ mit einer Pistole bedroht.
Der Begleiter des Bewaffneten griff daraufhin ein und konnte die Aktion stoppen. Als das Duo gegangen waren, rief der Geschädigte die Polizei. Im Rahmen der Fahndung wurde der Beschuldigte im Bereich der Bahnhofstraße/Freihofstraße in der Göppinger Stadtmitte angetroffen.
9-mm-Pistole in Göppingen gezogen
Er hatte ein echte 9-Millimeter-Pistole bei sich, die er der Polizei aushändigte. Der Begleiter flüchtete beim Eintreffen der Polizei. Er hatte eine Tüte mit Rauschgift weggeworfen, die aber sichergestellt werden konnte. Die Beteiligten wurden festgenommen und laut einer ersten Pressemitteilung der Polizei offenbar zunächst wieder „auf freien Fuß gesetzt“, bevor dann doch noch ein Haftbefehl folgte – so jedenfalls die Mitteilung vom Dienstag.
Ob die beschlagnahmte Pistole tatsächlich geladen war, konnte die Polizei auch auf mehrfache Nachfrage nicht sagen. Eine endgültige Klärung wird wohl erst durch die Justiz erfolgen.
Bandenkrieg in Göppingen und Region Stuttgart
Immer wieder hatte es in der Stauferstadt in jüngster Zeit schwere Zwischenfälle mit Schusswaffen gegeben, darunter auch tödliche. Zuletzt war Mitte Mai in der Pappelallee auf freiem Feld hinter dem Bahnhof ein 25-Jähriger schwer verletzt worden. Ein 34-Jähriger landete als mutmaßlicher Schütze später in U-Haft. Gegen ihn wird wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Er schweigt jedoch zu der Tat, die sich ebenfalls im Drogenmilieu ereignet haben soll.
Der damalige Tatort befindet sich in unmittelbarer Nähe zum aktuellen an der Jahnstraße. Ein Zusammenhang zum derzeitigen Bandenkrieg in der Region Stuttgart liegt nahe, denn eine der beiden beteiligten Gruppen, die seit Jahren immer wieder durch Schuss-Attacken auf sich aufmerksam machen, ist vor Ort in der Kreisstadt ansässig. Auch die Hells Angels waren zumindest bis vor Kurzem präsent.
Die eine Banden-Achse reicht von Stuttgart-Zuffenhausen über Schorndorf bis Göppingen, die andere Achse verläuft von Ludwigsburg über Esslingen und Plochingen. Zumindest der Name des 25-jährigen Opfers vom Mai steht auf der Liste des Landeskriminalamts, auf der die jungen Männer aus dem gewalttätigen Milieu erfasst sind. Bei den meisten soll es sich nicht um „Profis“ handeln - um so unübersichtlicher kann mitunter die Lage werden.