Ein Besucher in der Gedenkstätte Yad Vashem im Jerusalem. Foto: AFP

Wobei kann Erinnern uns helfen? In der rituellen Erstarrung liegt auch ein Risiko. Denn eine Demokratie, die erkennen will, wenn sie gefährdet wird, muss die Strukturen erkennen, die zu dieser Gefährdung führen, kommentiert Katja Bauer.

Berlin - Haben Sie manchmal das Gefühl, in ihrem Leben genug Texte über den Holocaust gelesen zu haben? Schalten Sie weg, wenn sie im Fernsehen die monochromen Bewegtbilder des Nationalsozialismus sehen? Erinnern Sie sich, wie Sie in der Schule über das Dritte Reich sprachen – in Geschichte, Religion, Deutsch? Natürlich kann jeder Mensch in seinem individuellen Empfinden – mal für den Moment, vielleicht auch für länger – zu dem Punkt gelangen, an dem ihm das Erinnern an das Menschheitsverbrechen des Holocausts Überdruss erzeugt. Die Wahrscheinlichkeit dafür wächst mit der Ritualisierung und mit der Zeit.