Die Franziskuskirche ist aus heimischem Travertin gefertigt. Foto: Müller

Zu Beginn hatte die katholische Kirchengemeinde Obertürkheim 1925 lediglich einen Holzbau. Das änderte sich vor 70 Jahren mit der Franziskuskirche. Seitdem ist das Gotteshaus aus Travertin der Mittelpunkt des Gemeindelebens.

Obertürkheim - Mit einem Holzbau begann 1926 die Geschichte der Obertürkheimer Franziskus-Gemeinde. Bis dahin hatten die Katholiken im Ort weder eine Kirche, noch einen Gemeindesaal. Die Obertürkheimer Gläubigen gehörten dem Pfarrverband Esslingen an. Das änderte sich mit der Volkszählung 1925: In Obertürkheim hatten sich 595, in Hedelfingen 235 und in Uhlbach 46 Bürger als Katholiken bekannt. Der Wunsch nach einer eigenständigen Gemeinde war lange vorhanden. Im Februar 1926 wurde die „Filial-Gemeinde“ Obertürkheim mit den Nebenorten Hedelfingen und Uhlbach gegründet. Allerdings dauerte es noch bis zum 4. März 1951, bis die heutige Franziskuskirche vom damaligen Bischof Leiprecht geweiht wurde. „Es war der Beginn eines bis heute regen Gemeindelebens“, sind sich Pfarrer Andreas Gälle und die Kirchengemeinderatsvorsitzende Andrea Pachner einig.

80 000 Backsteine sowie Naturstein

Dabei wurde bereits 1920 an der heutigen Ecke Imweg/Bergstaffelstraße ein Grundstück gekauft. Doch die Inflation und der damit verbundene Geldmangel der Diözese Rottenburg-Stuttgart ließen lediglich den Bau einer provisorischen Holzkirche zu, die am 27. Juni 1926 eingeweiht wurde. Patron ist der Heilige Franz von Assisi, der Jubelheilige des Jahres. Zerstört wurde das von Anfang an nur als Übergangslösung gedachte Bauwerk durch einen Luftangriff 1943 – und 1944 ging auch das Pfarrhaus bei weiteren Bombenangriffen in Flammen auf.

Die Katholiken in Obertürkheim waren aber keineswegs entmutigt. Vielmehr hatten sie bereits in den 1930er-Jahren bis zum Krieg mehrere Grundstücke als zukünftigen Kirchenstandort erworben. So konnte bereits 1946 der Startschuss an der Ecke Mirabellen-/Ebniseestraße gegeben werden. Das optisch außergewöhnliche Erscheinungsbild verdankt das Gotteshaus dem großen Einsatz und Ideenreichtum der Gemeindemitglieder. Im Juli 1948 besorgten sich diese 80 000 Backsteine sowie Naturstein aus einer Cannstatter Steinbruchfirma – den heimischen Travertin. Diese Steine waren ursprünglich für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg vorgesehen. Eine Fügung des Schicksals, dass der Travertin bis heute den von den Nazis so verhassten Gläubigen als Heimat dient. Am 27. Juli 1949 wurde die Grundsteinlegung und am 4. März 1951 die offizielle Weihung gefeiert.

Turmsanierung in den 1960er-Jahren

Einzig der Turm erstrahlt heute nicht mehr im so typischen Travertin, da die Bauweise den Erschütterungen der Glocken nicht standhielten. Ende der 1960er-Jahre musste dieser von Grund auf erneuert und verputzt werden – denn Naturstein war inzwischen zu teuer geworden. Dem Erscheinungsbild tut dies aus Sicht von Pfarrer Gälle aber keinen Abbruch. „Es ist eine sehr schöne und auch großzügige Kirche.“ Und ist wie der im Untergeschoss dazugehörige Gemeindesaal trotz des Zusammenschlusses aller vier Gemeinden in den Oberen Neckarvororten zur Seelsorgeeinheit St. Urban im Jahr 2017 rege genutzt. Viele Feste, Veranstaltungen, besondere Gottesdienste und natürlich auch Konzerte mit der außergewöhnlichen Orgel finden in der Franziskuskirche statt, betont Pachner: „Sie ist nach wie vor der Mittelpunkt des Gemeindelebens“ – seit nunmehr 70 Jahren.