Die Schlacht bei Böblingen vor 500 Jahren – nachgestellt in Miniatur Foto: Sabine Ellwanger

Vor 500 Jahren zogen abertausende Bauern und einfache Leute durch Württemberg. Auch im Kreis Böblingen nahmen sie etliche Orte ein. Doch am 12. Mai wurden sie am Goldberg zwischen Sindelfingen und Böblingen vernichtend geschlagen. Zahlreiche Events erinnern in dieser Woche daran. Wann und wo?

Klirrende Lanzen, wiehernde Pferde und die wehenden Banner von wütenden Bauern und Adelsgeschlechtern gibt es auf dem Goldberg zwischen Sindelfingen und Böblingen schon lange nicht mehr – doch in den kommenden Tagen werden die Geschehnisse des 12. Mai 1525 wieder ins Gedächtnis gerufen.

Der Landkreis feiert die Erinnerung an eine der bedeutendsten Schlachten des Bauernkriegs vor 500 Jahren – eines Aufstandes, der zumindest ursprünglich für die einfachen, oft in Leibeigenschaft lebenden, Menschen ein würdiges Leben zu erstreiten versuchte, und schließlich blutig niedergeschlagen wurde.

Enthüllung des Denkmals von Peter Lenk

Zahlreiche Veranstaltungen im Kreis Böblingen erinnern insbesondere an jene Schlacht kurz vor dem Ende des Krieges.

Zentral für die Feierlichkeiten in Böblingen ist unter anderem die Enthüllung eines neuen Bauernkriegsdenkmals, das der Künstler Peter Lenk gestaltet hat, und das zur Hälfte durch Spenden finanziert werden soll. Es ist rund zehn Meter hoch, heißt „Gesichter des Bauernkriegs“ und soll am Freitag, 9. Mai, um 18 Uhr am Oberen See enthüllt werden. Zur Laudatio wird der Kabarettist und Autor Peter Grohmann erwartet, Nasim Kholti begleitet den Abend musikalisch.

Am Oberen See in Böblingen ist einige Tage vor der Enthüllung des Denkmals ein neues Fundament hergestellt worden. Foto: Langner

Damit verbunden ist die Tagung „Der Bauernkrieg verORTet – Personen, Entscheidungen, Schauplätze“ im Großen Sitzungssaal des Böblinger Rathauses am Freitag, 9., und Samstag, 10. Mai. Ausgerichtet wird sie vom Deutschen Bauernkriegsmuseum Böblingen und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen. Die Tagung ist öffentlich.

Eine Stadtführung passend zur Schlacht

Experten aus Museum und Wissenschaft sprechen dort beispielsweise über die Hintergründe und die Rolle des Bauernhaufen-Anführers Matern Feuerbacher, über Orte von Frauen im Bauernkrieg oder thematisieren die Mobilmachung im Kreis Böblingen, die teilweise unter Zwang geschehen sein soll. Am Freitag gehen die Vorträge von 13 bis 19 Uhr, am Samstag von 9 bis 13.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung beim Bauernkriegsmuseum wird gebeten.

Die Stadt Sindelfingen weist im Zusammenhang mit der Schlacht am Goldberg auf eine thematische Stadtführung hin. Am Sonntag, 11. Mai, können Teilnehmende ab 15 Uhr mehr darüber erfahren, was „am Abend vor der Schlacht 1525“ in Sindelfingen passierte. Karten kosten fünf Euro, Start ist am i-Punkt am Marktplatz.

Rund 10 000 Aufständische hatten sich damals laut alten Listen in der Stadt versammelt. Aber wo genau hielten sie sich auf? Woher bekamen sie Essen und Trinken? Was verhandelten die Bauernführer im Klosterhof? Das sind Fragen, die bei der Führung geklärt werden sollen.

In Weil im Schönbuch hatte man vor einem halben Jahrtausend die Gegner der Aufständischen quasi vor der Haustür. Das Heer des Schwäbischen Bundes unter der Führung von Truchsess von Waldburg hatte am 11. Mai im Schönbuch Station gemacht, bevor es am nächsten Morgen über Mauren in die Schlacht am Goldberg zog. Fast 6000 Soldaten mit 2000 Reitern und 18 Kanonen sind überliefert.

Theaterwanderungen auf historischer Strecke

Im Mai 500 Jahre später sind darum drei rund dreieinhalbstündige Theaterwanderungen geplant, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf sieben Kilometern Strecke vier ausgewählte Szenen erleben, die von Schauspielerinnen und Schauspielern der Schönbuchbühne 1986 zum Leben erweckt werden.

Die erste der Wanderungen beginnt am Sonntag, 11. Mai, um 11 Uhr mit einem gemeinsamen Essen in der Oase Weil, Waldenbucher Straße 151. Gegen 11.45 Uhr spricht Landrat Roland Bernhard. Anschließend geht die Wanderung los. Endpunkt ist das Weiler Sportzentrum, In der Röte 94/2. Anmeldungen sind erforderlich und im Rathaus zu dessen Öffnungszeiten möglich. Barrierefrei ist die Wanderung nicht. An den kommenden beiden Sonntagen sind weitere Wanderungen geplant.

Auch die katholischen und evangelischen Kirchen beteiligen sich mit eigenen Aktionen am Gedenken. So soll beispielsweise am Sonntag, 11. Mai, sozusagen am Vorabend der Schlacht, der Opfer der Schlacht bei Böblingen gedacht werden. Um 18 Uhr beginnt ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Schulhof der Ludwig-Uhland-Schule am Böblingen Galgenberg. Dort soll das Leid betrachtet werden, das der Krieg verursachte, aber es wird auch über die Hoffnungen und Visionen der Aufständischen gesprochen. Diese seien oft noch überraschend aktuell. Am Montag, 12. Mai, gibt es um 19 Uhr einen Vortrag in der Böblinger Stadtkirche. Der Reformationshistoriker Professor Volker Leppin spricht über den Bauernkrieg und die Reformation in Deutschland.

Ausstellung in der Zehntscheuer

Eine Feier in Altdorf zum Jubiläum des Bauernkriegs. Foto: Eibner/Pressefoto

Eine Ausstellung zum Jubiläumsjahr des Bauernkriegs wurde bereits im April in der Zehntscheuer in Böblingen eröffnet. Sie läuft bis zum 11. Januar kommenden Jahres. In Altdorf wurde dem Geschehen in diesem Jahr bereits eine Lichtinstallation gewidmet. An den dortigen Wasserturm wurden Ende März die Kunstwerke regionaler Künstler projiziert.

Die Planer

Jubiläum
Das blutige Ende der Bauernkriege ist in diesem Jahr 500 Jahre her. Zahlreiche Veranstaltungen beschäftigen sich mit den verschiedensten Themen rund um die Figuren, Orte und Hintergründe des Aufstandes.

Regionalinitiative
Hinter vielen der Veranstaltungen steht im Kreis Böblingen eine Regionalinitiative, die sich zur Planung und Umsetzung des Jubiläumsjahrs zusammengeschlossen hat. Der Landrat Roland Bernhard (parteilos) hat die Schirmherrschaft übernommen.

Mitglieder
Der Initiative gehören das Deutsche Bauernkriegsmuseum Böblingen, die Museumsfreunde Böblingen, der Evangelische Kirchenbezirk Böblingen, der Arbeitskreis Altdorfer Heimatgeschichte, die Schönbuchbühne Weil 1986, der Verein für Heimatgeschichte Holzgerlingen, der Schwäbische Albverein und die Volkshochschule Herrenberg/der Fruchtkasten an.