Unsere Streaming-Empfehlungen fürs Wochenende: „Zack Snyder’s Justice League“, „Billie Eilish: The World’s a little blurry“, „Good Vibrations“, „Halo“ und „Bridgerton“ (von links oben im Uhrzeigersinn) Foto: Netflix (2), Apple TV+, Arte, Sky

Welche neue Serie sollten Sie jetzt bingen? Welchen Film schauen, wenn Sie am Wochenende nur wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen wollen? Gibt es bei Netflix, Amazon und Co. Schätze, die Sie übersehen haben? Und was haben die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender zu bieten? Hier erfahren Sie, was sich gerade zu schauen lohnt.

So viele Streamingdienste, so viele Mediatheken, so viele Serien, Filme und Dokus – und so wenig Zeit. Und weil das Wochenende viel zu kostbar ist, um es vor dem Fernseher bei einem schlechtem Programm zu vergeuden, verraten wir Ihnen hier, was sich jetzt besonders zu schauen lohnt.

► Ich liebe die Bridgertons und Featheringtons

Bridgerton

Zwei Staffeln bei Netflix verfügbar

Endlich sind sie wieder da! Nach dem großen Erfolg der ersten Staffel vor über einem Jahr schickt Serienschöpfer Chris Van Dusen die überwiegend junge Fangemeinde nun in die nächste Ballsaison im London des frühen 19. Jahrhunderts. Auf Regé-Jean Page, den äußerst attraktiven Hauptdarsteller der ersten acht Folgen, muss der Zuschauer diesmal zwar verzichten; dafür sind alle übrigen spannenden Figuren der beiden Familien Bridgerton und Featherington wieder mit dabei – und auf Brautschau ist nun unter den strengen Augen der Queen der älteste der Bridgertons, Lord Anthony.

Die zweite Runde von „Bridgerton“ hat kaum weniger Sex Appeal als die erste – vor allem aber fragt die geheimnisvolle Klatsch-Journalistin Lady Whistledown in ihren anonymen Flugblättern noch ein bisschen drängender, wie lang sich die Frauen eigentlich noch in ihre engen Korsetts zwängen lassen wollen. Das ist wieder herrlich intelligente Netflix-Serienunterhaltung; im prachtvollen Gewand des Historienfilms ein Spiegel für die heutigen Rollendebatten zwischen den Geschlechtern und Hautfarben. (schl)          

► Ich bin ein Fan der „Halo“-Videospiele und habe ein Sky-Abo

Halo

Neustart bei Sky

Die Videospielreihe „Halo“ hat Kultstatus. Der erste Teil erschien im Jahr 2001. Bereits 2005 sollte der Stoff verfilmt werden – produziert von Peter Jackson („Herr der Ringe“). 2009 gab Jackson die Rechte an Steven Spielberg ab, der jetzt ausführender Produzent der Serie ist, die an diesem Donnerstag Weltpremiere gefeiert hat.

„Halo“ ist zwar eine Actionserie, emanzipiert sich aber von der Ego-Shooter-Perspektive – und ergründet die menschlichen Schicksale, die in der Story lauern. Es beginnt damit, dass auf dem Planeten Madrigal ein Rebellenstützpunkt von einer Horde grunzender Aliens angegriffen wird. Eine Einsatzgruppe der Weltregierung kommt zu spät, um die Menschen zu retten. Kwan Ha (Yerin Ha), die einzige Überlebende, soll von Master Chief Petty Officer John-117 (Pablo Schreiber) zurück zur Erde gebracht werden – außerdem an Bord: ein mysteriöses Stück Alien-Technologie, das den Krieg, der im ganzen Universum tobt, entscheiden könnte. (gun)   

► Ich kann Superhelden auch mal lange zuschauen

Zack Snyder’s Justice League

Zu sehen bei Netflix

Kraftvolle Wundertypen, als Einzelkämpfer formidabel, im Team unschlagbar: das sind Marvels Superhelden. Sie sind zur profitabelsten Marke des modernen Kinos aufgestiegen: die konkurrierenden Superhelden aus dem DC-Kosmos bleiben weit abgeschlagen zurück. 2017 sollte sich das ändern: der Regisseur Zach Snyder (300“, „Wonder Woman“) sollte mit „Justice League“ aus Batman, Superman, Wonder Woman und ein paar anderen endlich ein Team machen, das es mit dem Marvel Cinematic Universe (MCU) aufnehmen konnte.

Aber es krachte schon während der Dreharbeiten, und in der Post Production fiel Synder wegen einer Familientragödie aus. Der MCU-erfahrene Joss Whedon übernahm, drehte viel neu, krempelte radikal um. Seine Zwei-Stunden-Kinofassung von „Justice League“ wurde eine massive Enttäuschung.

In den Netzwerken der DC-Fans war das Gerücht nicht zum Verstummen zu bringen, fast alles Material für einen ganz anderen Snyder-Cut sei noch vorhanden, man müsse den Mann nur noch mal ranlassen. Schließlich gab man bei Warner nach. Heraus kam ein grundlegend anderer Film, 4 Stunden lang, „Zack Snyder’s Justice League“, im vom Regisseur gewollten, bewusst altmodischen 4:3-Format aus jenen 30er- und 40er-Jahren, in denen die Superhelden entstanden.

Die Geschichte ist die von Marvels „Avengers“: Helden tun sich zusammen, um die Erde vor einer grausamen kosmischen Macht zu retten. Ton und Blick aber sind ein anderer: es geht pessimistischer zu, weniger ironisch, grimmiger insgesamt. Nicht jede Szene funktioniert, aber es gibt viele interessante Momente. Noch mehr Marvel liefert schon Marvel. Snyders Düsternis sollte man zu einer konsequenten Alternative ausbauen. (tkl)

► Ich will öffentlich-rechtlich zurück in die 1980er

Good Vibrations

Eine Staffel (sechs Episoden) sind in der Arte-Mediathek verfügbar

Kann das sein, dass die Menschen in den 1980er Jahren noch so verklemmt waren? Im englischen Sheffield scheint die sexuelle Befreiung noch nicht angekommen zu sein. Deshalb weht den vier Frauen, die mit Dessous und Sexspielzeug ihr Geld verdienen wollen, ein rauer Wind entgegen. Im Grunde können sie selbst den Anblick eines Spitzenhöschens kaum ertragen, aber die schiere Not zwingt sie dazu. Arbeit gibt es in Sheffield nicht, ihre Ehemänner kriegen ihr Leben nicht auf die Reihe, wollen aber trotzdem diktieren, wo es lang geht.

Viel zu lachen gibt es in der Dramedy-Serie nicht, dafür müssen die Vier zu viele Krisen und Konflikte meistern. Aber eben weil sie immer wieder über ihre eigenen Schwächen stolpern, ziehen sie in ihren Bann. Dass „Good Vibrations“ tatsächlich nicht in den prüden Fünfzigern, sondern in der Thatcher-Ära spielt, verrät letztlich der coole Soundtrack mit Songs von Depeche Mode, Blondie, Culture Club und David Bowie. (adr)       

► Wie halte ich mich bis zu Billie Eilishs Auftritt bei der Oscar-Show wach?

Billie Eilish: The World’s a little blurry

Zu sehen bei Apple TV+

Da das Handyvideo einer Zwölfjährigen, die in die Kamera sagt, dass ihr erster Freund es sehr schwer haben werde, weil der sich damit abfinden müsse, dass sie Justin Bieber immer mehr lieben würde. Hier die 17-Jährige, die vor dem Auftritt beim Coachella-Festival weinend eben diesen Justin Bieber umarmt, der gerade angefragt hat, ob er eine Version ihres Songs „Bad Boy“ aufnehmen darf. Und dort schließlich sein Anruf während der Grammyparty, bei dem er der nun 18-Jährigen zum Gewinn von fünf Grammy Awards gratuliert.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Wo kann ich die Oscar-nominierten Film sehen?

Wer in der Nacht von Sonntag auf Montag durchmachen will, um die Oscar-Verleihung live anzuschauen – und den Auftritt Billie Eilishs mitzuerleben, kann in einer Art Vorprogramm in der Doku „The World’s a little blurry“ Eilish, der größten Popentdeckung der letzten Jahre, beim Erwachsenwerden zuschauen. Wir sind dabei, wenn sie mit ihrem Bruder Finneas in dessen Schlafzimmer Lieder wie „Wish you were gay“ oder „Bury a Friend“ aufnimmt. Wir erleben depressive Schübe mit, erfahren, was es heißt, am Tourettesyndrom zu leiden, lernen ihre schrullig-verständnisvollen Eltern kennen. Wir bekommen mit, wie Billie Eilish den Namen Orlando Bloom googeln muss, nachdem sie dieser Fremde, der ihr als der Ehemann von Katy Perry vorgestellt wurde, nach einem Konzert umarmt hat. Und wir ahnen, dass Billie Eilish trotz des Drucks, der auf ihr lastet, und all der ihr eigenen Exzentrik, manchmal doch ein ganz normaler Teenager ist, der vor nicht allzu langer Zeit noch total in Justin Bieber verknallt war.(gun)