Oscar-Gewinner fürs Wochenende: „West Side Story“, „The Power of the Dog“, „Dune“ und „Coda“. Für alle Oscar-Muffel empfehlen wir den Serienneustart „Wolf like me“ (unten in der Mitte). Foto: Disney+, Netflix, Sky, Amazon, Apple TV+

Welche neue Serie sollten Sie jetzt bingen? Welchen Film schauen, wenn Sie am Wochenende nur wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen wollen? Gibt es bei Netflix, Amazon und Co. Schätze, die Sie übersehen haben? Und was lohnt sich in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender? Hier erfahren Sie, was sich gerade zu schauen lohnt.

So viele Streamingdienste, so viele Mediatheken, so viele Serien, Filme und Dokus – und so wenig Zeit. Und weil das Wochenende viel zu kostbar ist, um es vor dem Fernseher bei einem schlechtem Programm zu vergeuden, verraten wir Ihnen hier, was sich jetzt besonders zu schauen lohnt. Diesmal dreht sich bei unseren Tipps alles um den Oscar – fast alles.

Ich will einen Oscar-Gewinner, der gute Laune macht

Coda

Zu sehen bei Apple TV+

Die 17-jährige Ruby (Emilia Jones, von der man noch viel hören wird) hat ein besonders inniges Verhältnis zu ihrer Familie. Und ein besonders schwieriges. Ihre Eltern und ihr Bruder sind gehörlos, sie übernimmt viele Dolmetscheraufgaben im Alltag und hilft bei der Fischerei mit – zunehmend ein Krisenjob. Wie Ruby nun die große Chance bekommt, aus ihrem Gesangstalent eine Karriere zu machen, dafür aber ihre Familie auf sich allein gestellt lassen müsste, das erzählt Sian Heders „Coda“ witzig, zupackend und doch einfühlsam.

Dieses sehr gelungen das Ambiente verändernde US-Remake der französischen Produktion „Verstehen Sie die Béliers?“ hat gerade in der Oscar-Nacht unter anderem die Auszeichnung als bester Film erhalten. Das ist vielleicht ein bisschen arg viel Ehre für ein Feelgood-Movie, das sehr souverän lauter bekannte Versatzstücke mit Leben füllt. Aber das, was er vorhat, schafft der charmante Film eben ganz ausgezeichnet: einen zwei Stunden lang auf den Gedanken zu bringen, auch große Probleme könnten lösbar sein, und enge Familienbindungen könnten heftige Belastungen aushalten. (tkl)        

► Ich will einen Oscar-Gewinner, der ein Rausch aus Farben und Bewegungen ist

West Side Story

Zu sehen bei Disney+

Die Kritiker waren von Anfang an begeistert, an den Kinokassen blieb der Erfolg allerdings aus. Steven Spielbergs erste Musical-Verfilmung „West Side Story“ startete in den Kinos verhalten – natürlich auch wegen Corona. Immerhin durfte sich dann Spielberg zwar über insgesamt sieben Oscar-Nominierungen freuen – darunter für den besten Film, die beste Regie, die beste Kamera und das beste Kostümdesign. Einen Oscar gab es aber nur für Ariana DeBose als beste Nebendarstellerin.

Die erste Verfilmung des an Shakespeares „Romeo und Julia“ angelehnten Musicals aus dem Jahr 1961 hatte dagegen zehn Oscars gewonnen.

Wenn Sie am Wochenende wegen des schlechten Wetters nichts besseres zu tun haben können Sie beide Fassungen vergleichen. Spielbergs Version gibt für alle Disney+-Abonnenten gratis. Das Original, das Robert Wise mit dem Choreografen Jerome Robbins in Szene setzte, kann man bei Magenta TV, Amazon Prime, Apple TV+ oder Sky leihen oder kaufen. (gun)   

► Ich will zwei deutsche Oscar-Gewinner auf einmal!

Dune

Zu sehen bei Sky

Denis Villeneuves Science-Fiction-Epos war nicht nur mit den meisten Nominierungen ins Oscar-Rennen gestartet, sondern der Film gewann auch die meisten Auszeichnungen. Und gleich zwei Oscars gingen an Filmschaffende aus Deutschland: für den Komponisten Hans Zimmer und den Effektexperten Gerd Nefzer war es jeweils der zweite Oscar. Nefzer, der aus Schwäbisch Hall kommt, war bei der Verleihung vor Ort und bedankte sich bei dem „unglaublichen“ Regisseur. Zimmer, der derzeit durch Europa tourt, feierte in einer Hotelbar in Amsterdam und twitterte ein Video von dort.

Doch Lokalpatriotismus ist überhaupt nicht nötig, um sich für diesen Film zu begeistern. In Monumentalfilm-Ästhetik hat Villeneuve ein bildmächtiges Zukunftsuniversum jenseits von „Star Wars“ und „Star Trek“ erschaffen, wie man es nicht oft zu sehen bekommt. Riesige Raumschiffe setzen die Zehen ihrer metallenen Füße auf Steinquader-Flächen, libellenartige Fluggeräte schwirren umher, antik anmutende Krieger marschieren mit Hightech-Rüstungen auf, Aberglaube und schwarze Magie nehmen in schwarz verschleierten Frauen Gestalt an. Die fremdartig anmutenden Fremen, deren Augen das Spice strahlend blau macht, überleben in der Wüste nur dank überlieferter Strategien – und einmal blicken die Zuschauer direkt in den kreisförmig mit Zähnen besetzten Schlund eines gigantischen Sandmonsters. (ha)    

► Ich will einen Oscar-Sieger, der sich einbrennt

The Power of the Dog

Zu sehen bei Netflix

1925, eine Farm in Montana: hier in der rauen US-Provinz ist der Wilde Westen noch nicht bloße Hollywoodlegende. Hier gibt es noch die Freiräume, die unabhängige Geister – oder eben brutale Tyrannen – mit ihrem Willen füllen können. Zwei sehr gegensätzliche Brüder, ein sanfter, netter (Jesse Plemons) und ein knallharter, rempeliger (Benedict Cumberbatch), führen den Betrieb und dessen Truppe Cowboys. Als der Sanftere eine alleinerziehende Witwe (Kirsten Dunst) heiratet und die nebst Sohn Peter (Kodi Smit-McPhee) auf die Ranch zieht, werden die Konflikte heftiger. Und es geht dabei auch um Männlichkeitsbilder, um Rollenzwänge, um Schikanen gegen jene, die abweichen.

Die Neuseeländerin Jane Campion, mit dem Oscar als beste Regisseurin ausgezeichnet, legt mit „The Power of the Dog“ einen ganz exzellenten Film vor, für den Sie sich Zeit nehmen sollten. Die kleinen Gesten sind so wichtig wie die großen Knalleffekte, die Szenen prägen sich ein. Man weiß nur nicht, ob diese intensiven Bilder aus der abgeschiedenen Provinz von Montana nun Sehnsuchtstraum oder eher Horrorvision sind. (tkl)         

► Mir sind die Oscars egal, ich will lieber eine neue Serie!

Wolf like me

Zu sehen bei Amazon Prime

Die sechsteilige Miniserie aus Australien erzählt eine Lovestory der etwas anderen Art: Statt um Boy meets Girls, geht es hier um Mann trifft Wolf – und um die Frage, ob die Liebe von Mary (Isla Fisher) und Gary (Josh Gad) eine Chance hat, obwohl sich Mary bei Vollmond immer in ihrem Keller einschließen muss.

„Wolf Like Me“ ist eine Werwolf-Serie für alle, die keine Werwolf-Serien, und eine romantische Komödie für alle, die keine romantische Komödien mögen. (gun)