So kennt man das Theaterhaus heute Foto: Theaterhaus/Theaterhaus

Nach 18 Jahren in Wangen eröffnete das Theaterhaus Stuttgart am 29. März 2003 seine neue Spielstätte in den Rheinstahlhallen am Pragsattel. Was waren die Höhepunkte?

Drei Menschen braucht es, um in Stuttgart die Idee einer Bühne für alle Kultursparten Realität werden zu lassen: Die Bühnen- und Kostümbildnerin Gudrun Schretzmeier, den Kabarettisten und Schauspieler Peter Grohmann und den Manufaktur-Gründer Werner Schretzmeier. In einer leer stehenden Glasdachfabrik in Stuttgart-Wangen gründet das Trio 1984 den Verein Theaterhaus Stuttgart. Ein Jahr später beginnt am 29. März der Spielbetrieb.

Totaltheater mit La Fura dels Baus

Keine Zuschauerränge, nur die pure Halle – die katalanische Aktionstheater-Formation La Fura dels Baus öffnet 1992 alle Sinne. Theater total – wild, verführerisch, verstörend. Damit ist das Theaterhaus ganz vorne – in der Theater- wie in der Performanceszene und Kunstszene. La Fura zeigt, was möglich ist. Wie zuvor und danach der Tänzer und Choreograf Ismael Ivo.

Türöffner „Frequenzbringer“

Ende der 1990er Jahre beginnt die Suche nach einem neuen Standort. Wie auch für die Neubauprojekte Kunstmuseum am Schlossplatz und Stadtbibliothek am Mailänder Platz sieht Wolfgang Schuster (CDU) als Oberbürgermeister unter dem auch kritisch diskutierten Begriff „Frequenzbringer“ ein Kulturprojekt als Anker bei der Entwicklung des Stadtraumes. Am 29. März 2003 wird das Theaterhaus Stuttgart in den 1923 gebauten Rheinstahlhallen am Pragsattel eröffnet. Mit dem Bezug jeweils neuer Räumlichkeiten wird die benachbarte Mercedes-Benz-Bank neben Stadt und Land Hauptförderer des Theaterhauses. „Die langjährige Partnerschaft mit dem Theaterhaus Stuttgart ist für uns eine wichtige Investition in die kulturelle Vielfalt und Zukunft der Region Stuttgart“, sagt Benedikt Schell, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz-Bank.

Eric Gauthiers Zauber

Mit der Gründung von Gauthier Dance beginnt 2008 beginnt eine neue Ära: Eric Gauthier, zuvor Publikumsliebling des Stuttgarter Balletts, baut die Theaterhaus Dance Company auf. Das Experiment gelingt – Gauthier Dance begeistert das Publikum, nicht zuletzt durch die Produktionen mit Egon Madsen. Der Zauber Eric Gauthiers wirkt jedoch nicht nur auf das Publikum im Theaterhaus: Mit dem Festival „Colours“ kommt der Tanz 2015 in den Stadtraum.

Das Aus droht

Im März 2019 schreibt der Vorstand des Trägervereins an die Stadt Stuttgart, dass dem auf eine Eigenerwirtschaftungsquote von 65 Prozent angewiesenen Theaterhaus das Aus drohe. Benötigt werde ein einmaliger Zuschuss von 600 000 Euro, um die Insolvenz abzuwenden. Theaterhaus-Trägerverein, Stadt und Land einigen sich auf ein neues Zuschussverfahren, das Aus ist abgewendet. Die Gesamtlage bleibt angespannt. Mit Auswirkungen auch auf Sonderprojekte. Das „Colours“-Festival ist von 2024 auf 2025 verschoben, die für April geplanten Jazztage sind für 2023 abgesagt.

Stilles Jubiläum

Inmitten anhaltender Debatten über Finanzmittel und den wiederholt verzögerten Erweiterungsbau wird das Jubiläum 20 Jahre Theaterhaus Stuttgart am Pragsattel an diesem Mittwoch nicht groß gefeiert. Das Programm: Scharfzüngiges Theater statt Gala. Zu sehen ist um 20 Uhr „Frauensache“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, eine Groteske zum Thema Schwangerschaftsabbruch.

Mehr Infos unter www.theaterhaus.com