Hier wurde der Umgang mit populärer Musik in Deutschland neu erfunden: die Popakademie in Mannheim Foto: epd/Thomas Lohnes

Die Popakademie Baden-Württemberg hat vor genau 20 Jahren den Job des Rockmusikers zum Ausbildungsberuf erklärt. Überraschenderweise mit Erfolg.

In den frühen 1980ern hing am Schwarzen Brett der Ludwigsburger Buchhandlung Schwarzes Schaf mal ein Zettel, auf dem stand: „Suche Gitarristen zur Gründung einer Punkband.“ Jemand hatte allerdings mit dickem Filzstift darüber gekritzelt: „Punks gründen nichts!“

Kann man Pop lernen?

Als die Mannheimer Popakademie gegründet wurde, waren viele ähnlich entrüstet: Punks gründen nichts, und Pop kann man nicht lernen! Dass das aber sehr wohl geht, beweist die Popakademie nun schon seit genau 20 Jahren. Anfangs schielte ein kleines Dozententeam um Direktor Udo Dahmen, das sich für die ersten 50 Studierenden zwei Studiengänge ausgedacht hatte, noch neidisch nach England, wo Paul McCartney 1996 das Liverpool Institute for Performing Arts eröffnet hatte. Doch bald schon erwies sich diese etwas andere Musikschule als Erfolgsmodell für die Branche und als großer Imagegewinn fürs Land Baden-Württemberg.

Konstantin Gropper und Alice Merton

Und wer Angst hatte, dass eine Schule, deren Stundenplan wie die Fortsetzung der TV-Castingshows mit anderen Mitteln anmutet und die Seminare anbietet wie „Artistdevelopment“, „Die Player im Veranstaltermarkt“, oder „Wie schreibe ich einen Hit?“, nur langweilige Popklone hervorbringen kann, wurde eines Besseren belehrt. Hier sind inzwischen nicht nur Leute auf die Schule gegangen, die Cro, Frida Gold oder Tim Bendzko Nummer-eins-Hits beschert haben, sondern auch so wunderbar eigenwillige Musiker wie Konstantin Gropper (Get Well Soon), Maike Rosa Vogel oder Alice Merton.

Mannheim schlägt Stuttgart

Längst ist in der Landeshauptstadt der Groll darüber vergessen, dass sich damals Mannheims Schulkonzept auch gegen das aus Stuttgart durchsetzte. Und wer heute eine Punkband gründen will, muss keine Schwarzen Bretter mehr in Buchläden bemühen, sondern schreibt sich einfach an der Popakademie ein.