Blick auf Paris mit dem Panthéon im Hintergrund, wo seit 2002 die Gebeine von Alexandre Dumas ruhen Foto: AFP/MARTIN BUREAU

Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas (1802–1870) hat mit „Der Graf von Monte Christo“ und „Die drei Musketiere“ Klassiker der Weltliteratur geschrieben. Sein Leben war so romanhaft wie das seiner Helden – bis zum Tod vor 150 Jahren in Armut.

Paris - Nur mit einem mickrigen Geldstück in der Tasche machte er sich auf den Weg zu seinem Sohn in die Normandie. „Ich will bei dir sterben“, sagte Alexandre Dumas bei seiner Ankunft Ende August 1870 in dem nordfranzösischen Ort Puy in der Nähe von Dieppe. Nur gut drei Monate später, am 5. Dezember 1870, erlag der Autor von zwei Klassikern der Weltliteratur im Alter von 68 Jahren den Folgen eines Schlaganfalls – finanziell völlig ruiniert.

Dumas war ein Vielschreiber. Innerhalb von sieben Jahren (1844–1850) brachte er die Werke zu Papier, die ihm Ruhm und Vermögen eintrugen. Neben den Mantel-und-Degen-Geschichten der drei Musketiere und dem Abenteuerroman „Der Graf von Monte Christo“, der auf mehr als 1000 Seiten schon vieles von dem vorwegnahm, was in späteren Werken dieses Genres auftaucht, erschienen „Der Mann mit der eisernen Maske“, „Die Bartholomäusnacht“ und „Die schwarze Tulpe“.

Wie gewonnen, so zerronnen

Dumas hat über 300 Theaterstücke und Romane verfasst. Er kam zu Vermögen, das er mit seinen Geliebten und Freunden wieder durchbrachte. Er baute sich ein eigenes Theater, das nur drei Jahre nach der Eröffnung bankrott ging, und errichtete das Schloss von Monte-Cristo in Port-Marly unweit von Paris. Am Ende lebte er auf Pump, indem er die Nutzungsrechte zukünftiger Romane abtrat. Seinen Gläubigern versuchte er sich durch längere Auslandsaufenthalte zu entziehen, unter anderem in Russland, Belgien und Italien. 

„Mein Vater ist ein großes Kind, das ich hatte, als ich klein war“, sagte sein Sohn Alexandre Dumas der Jüngere, der 17-jährig selbst eine schriftstellerische Laufbahn („Die Kameliendame“) einschlug. Er stammte aus der unehelichen Beziehung seines Vaters mit einer Näherin. Erst sieben Jahre nach der Geburt erkannte ihn sein Vater an, wenige Tage nach der Geburt seiner Tochter Marie-Alexandrine im März 1831, die er von einer Komödiantin hatte.

Schreiben und Zwiebel schälen

1840 heiratete Dumas der Ältere Ida Ferrier, ebenfalls Schauspielerin, von der er sich jedoch vier Jahre später auch wieder trennte. Dem Schriftsteller wurden zahlreiche Liaisons nachgesagt und mindestens zwei weitere leibliche Kinder. Zu Dumas’ bewegtem Leben gehört auch, dass er sich 1830 aktiv an der Julirevolution und an der Seite des italienischen Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldi engagierte. All das fasste er in seinen zwischen 1852 und 1854 publizierten Memoiren zusammen: in mehr als 260 Kapiteln und auf Tausenden Seiten.

Dumas wurde am 24. Juli 1802 in Villers-Cotterêts rund 80 Kilometer nordöstlich von Paris als Sohn einer Gastwirtschaftstochter und des Generals Thomas Alexandre Dumas geboren. Das Leben seines Vaters war nicht weniger prall als das eigene.

Als Genussmensch widmete sich Dumas in den letzten Jahren der Redaktion eines umfassenden Kochbuchs, das jedoch erst drei Jahre nach seinem Tod veröffentlich wurde. Auf Deutsch ist das „Große Wörterbuch der Kochkunst“ erst 2002 erschienen. Zeitgenossen sollen über ihn gesagt haben, Dumas habe seine Zeit entweder mit dem Schreiben von Romanen oder Zwiebelschälen verbracht.

Neben Victor Hugo begraben

Am Vortag des Todes soll Alexandre Dumas der Jüngere seinen Vater mit verschlossenem Gesichtsausdruck vorgefunden und gefragt haben, woran er gerade denke. Der in zahlreichen Texten überlieferte Dialog der beiden war wohl folgendermaßen: „Alexandre, denkst du, dass noch etwas von mir übrig sein wird?“ - „Papa, das schwöre ich dir!“

Heute gehört Dumas zu den meistgelesenen Autoren weltweit. Von seinen Werken gibt es mehr als dreißig Verfilmungen. Im Jahr 2002 wurde ihm die höchste Ehre Frankreichs zuteil: Zu seinem 200. Geburtstag wurden seine Gebeine in das Pariser Panthéon überführt, wo die Großen der Nation ruhen. Dort liegt er neben seinem geschätzten Zeitgenossen Victor Hugo (1802–1885). Wie Dumas-Biograf Claude Schopp sagte, wäre Dumas darüber mehr als glücklich gewesen.