Die Ursprünge der gleichnamigen Kita reichen bis zu Königin Olga. In diesem Jahr feiert die älteste Kindertageseinrichtung Bad Cannstatts ein besonderes Jubiläum. Wie wird gefeiert?
Mit einem bunten Sommerfest feiert die Olgakrippe am Samstag, 28. Juni, in Bad Cannstatt in der Taubenheimstraße ihren 150. Geburtstag. Alexander Müller, seit Oktober 2021 Leiter der Einrichtung, erinnert an die Anfänge: „Was 1875 als Initiative weitblickender Bürger begann, hat sich zu einer modernen Einrichtung mit bis zu 124 Betreuungsplätzen entwickelt – und ist bis heute ein Ort frühkindlicher Bildung, Geborgenheit und gemeinsamer Entwicklung.“ Die Geschichte der Einrichtung sei eng mit dem sozialen Wandel der Stadt verbunden, erläutert der Kita-Leiter. Die Olgakrippe wurde am 11. Februar 1875 als Verein gegründet, um die Kinder berufstätiger Mütter zu betreuen. „Ein damals revolutionärer Gedanke“, erklärt Müller. Nur wenige Monate später, am 2. Mai 1875, sei die erste Krippe in einem gemieteten Lokal mit neun Kindern eröffnet worden.
Privatier Carl Eduard Schöne schenkte ein Krippenhaus
Doch der Raum wurde schnell zu klein. Bei der Suche nach einer größeren Unterkunft half das Engagement des Privatiers Carl Eduard Schöne. Er schenkte 1877 der Stadt Cannstatt ein eigens gebautes Krippenhaus im Wert von 40 000 Mark. Der Bau wurde mit Genehmigung von Königin Olga errichtet, unter deren Protektorat die Einrichtung stand – daher der Name „Olgakrippe“. Auch Königin Olga besuchte die Einrichtung, wie der Schwäbische Merkur 1876 berichtete.
Nach dem Tod der Königin übernahm Herzogin Wera von Württemberg, die russische Großfürstin das Protektorat, bis zu ihrem Tod im Jahr 1912. Die Einrichtung überstand Höhen und Tiefen, darunter die Zerstörung im Februar 1944 durch einen Luftangriff. Doch bereits im September desselben Jahres öffnete sie mit sechs Kindern erneut – im Paul-Gerhardt-Haus in der Hallstraße. Seit 1951 ist die Olgakrippe in der Taubenheimstraße 12 beheimatet. Das marode gewordene Haus wurde 2017 abgerissen, die Einrichtung zog vorübergehend in ein Interimsquartier. Auch dort gab es Höhen und Tiefen, wie etwa Wasserschäden und die Pflicht, nach 140 Jahren erstmals Miete zahlen zu müssen.
Seit 2020 Olgakrippe wieder in Taubenheimstraße
Seit Juni 2020 befindet sich die Olgakrippe nach einigen Verzögerungen, unter anderem auch wegen Nachbesserungen im Brandschutz und einem Wasserschaden, nun im Neubau am angestammten Standort. Das neue Gebäude bietet Raum für bis zu 124 Kinder in neun Gruppen. „Es gibt viel Platz zum Singen, Spielen, Forschen, Turnen, Lernen, Freude haben und gemeinsam Großwerden“, wie Sozialpädagoge Müller es formuliert. Aktuell gibt es acht Gruppen, die neunte Gruppe soll im Herbst eröffnet werden. Er fasst die Entwicklung so zusammen: „150 Jahre voller Neugier, Geborgenheit und gemeinsamer Schritte – die Olgakrippe ist ein Zuhause für Kindheit geworden. Ein Ort, an dem jedes Lächeln zählt und jeder Tag ein kleines Abenteuer ist.“
Jubiläumsfest mit Nachbarn, Ehemaligen und Wegbegleitern
Das Jubiläum wird am Samstag, 28. Juni, von 13 bis 18 Uhr gefeiert. Die offizielle Begrüßung findet um 14 Uhr statt. Das Fest richtet sich vor allem an die Kinder: Geplant ist ein fröhlicher Nachmittag mit Familien, Ehemaligen, Nachbarn und Wegbegleitern mit Spielstraße, Mitmachangeboten mit Überraschungen und Einblicken in die Historie.